Der Qualm der uns entgegenschlug machte es schwer zu atmen. Ich versuchte die Luft anzuhalten, da ich das Gefühl hatte allein nach 2 Atemzügen hier drin stoned zu sein.
„Das ging leichter als gedacht. Gut gemacht.", flüsterte Alex mir von der Seite ins Ohr. Ich nickte nur hustend. All diese Gerüche, die viel zu laute Musik und die flackernden Lichter in der Dunkelheit überwältigten mich. Ich sah aus dem Augenwinkel, wie ein Mann direkt neben mir eine halbnackte Frau begrabschte. Oh mein Gott, es war eine Sache von so einem Haus zu hören, aber dann wirklich darin zu sein war etwas ganz anderes.
Ganz ruhig, ich musste konzentriert bleiben. Plötzlich spürte ich einen Griff um mein Handgelenk. Scheiße. „Ey Süße, komm mal her zu mir." Ein älterer, korpulenter Mann im Anzug zog mich näher an sich ran. Ehe ich reagieren konnte schob Alex sich vor mich. „Sie gehört zu mir."
Der Mann warf ihm einen finsteren Blick zu, ließ mich jedoch los.
„Danke.", sagte ich erleichtert.
„Lass uns so schnell wie möglich hoch gehen. Dieses Haus ist widerlich.", erwiderte Alex.
Ich folgte ihm durch das Gedränge. Immer wieder sah ich Menschen bewusstlos am Boden liegen, doch wir gingen einfach weiter. Je höher wir kamen, desto leerer wurde es. Kurz vor der 4. Etage waren wir schließlich allein.
„Hier muss es sein." Ich zog an der Klinke. „Mist es ist abgeschlossen."
Alex zog ein dünnes Stück Draht aus seiner Hosentasche. „Das ist gut. Das heißt wir werden dort vermutlich niemanden antreffen." Er beugte sich runter zum Schloss und nach wenigen Sekunden sprang die Tür auf.
„Nach dir.", sagte Alex grinsend und deutete in den Innenraum. In der Mitte des Zimmers stand ein großes Bett. Die Wände waren mit niedrigen aufeinander gestapelten Regalen bedeckt. „Seltsame Einrichtung."
Mein Trainer lachte kopfschüttelnd. „Was?", ich sah ihn fragend an.
„Du bist komisch. Wir sind auf deinem ersten Einsatz in einem Drogen-Pornohaus. Du solltest Angst haben, aber stattdessen machst du Witze über die Einrichtung." Sein amüsierter Blick brachte mich zum Grinsen.
Wir begannen die Schubladen zu durchwühlen, doch es war nichts zu finden. Danach nahmen wir uns das Bett vor. Doch weder darauf noch darunter entdeckten wir etwas Brauchbares. Während ich den Raum noch einmal mit meinem Blick absuchte fiel mir eine abgeblätterte Ecke der Tapete ins Auge.
„Alex, sieh mal." Vorsichtig zog ich die abgeknickte Ecke nach oben und schon fielen mir etliche Tüten, gefüllt mit weißem Pulver entgegen. Das mussten mindestens 8 kg sein. „Du bist genial."
Der Blondschopf zog ein weißes Tuch aus seiner Tasche, womit er die Tüten vorsichtig anhob um sie in ein kleines undurchsichtiges Gefäß zu legen. Gerade, als wir wieder alles im Rucksack verstaut hatten, hörten wir immer lauter werdende Stimmen. Fuck. Panisch sah ich Alex an.
Irgendjemand kam und er würde sicherlich nicht sehr erfreut darüber sein, dass wir in sein Zimmer eingebrochen waren. In diesem Raum gab es keine Versteckmöglichkeiten. Unter das Bett passten wir nicht und die Regale waren zu niedrig. Wir saßen in der Falle.
„Morgen brauch ich meine Ruhe, klar? Ich muss ein paar Dinge regeln.", die Stimme war mittlerweile deutlich zu verstehen. Plötzlich warf Alex mich aufs Bett und zog sein T-Shirt aus.
Perplex starrte ich ihn an. „Was?" „Vertrau mir. Es tut mir leid, aber wir werden hier rauskommen.", flüsterte Alex.
Ich hörte das Klimpern eines Schlüssels und dann lag Alex schon auf mir. Seine Haut war weich und glatt. Das Klicken eines Schlosses und seine Lippen lagen auf meinen. Ich konnte nicht anders, als den Kuss zu erwidern. Alles andere um mich herum verschwamm. Es gab nur noch ihn und mich.
Seine Lippen waren warm und jagten angenehme Schauer durch meinen ganzen Körper. Ich krallte mich mit meiner Hand in seinen Haaren fest und spürte wie seine Zunge sich langsam nach vorn schob. Mit jeder Sekunde wurde unser Kuss leidenschaftlicher.
Er, dieser Kuss, seine Finger auf meiner Haut, das alles hier raubte mir den Verstand und gleichzeitig hatte ich das Gefühl nach viel zu langer Zeit ohne Sauerstoff endlich wieder richtig atmen zu können.
„Was zur Hölle?" Eine wütende Männerstimme riss mich von meiner rosaroten Wolke. Ja, was zur Hölle, das fragte ich mich auch. Was war das? Ich starrte den Mann an. Erst nach ein paar Sekunden bemerkte ich, dass er ein Maschinengewehr bei sich trug. Ach du Scheiße, wenn diese Kussnummer nicht klappte, dann waren wir tot, besonderes Gen hin oder her.
Alex richtete sich träge auf. „Alter, wir wollten bisschen Raum für uns und jetzt kommst du hier rein." Seine Stimme klang schleppend. Wow, guter Schauspieler.
„Sofort raus hier bevor ich mich vergesse!", brüllte der Mann mit hochrotem Kopf.
Mein Trainer zog sein graues T-Shirt wieder über, griff nach seinem Rucksack und zog mich jetzt erstaunlich energisch hinter sich her. Ich war immer noch total durcheinander. Der Kuss hatte mich total aus der Bahn geworfen. Wie eine Marionette ließ ich mich von Alex aus dem Haus führen.
Mittlerweile war es draußen bereits stockdunkel. Als mir die angenehme Abendluft entgegenschlug begannen sich meine Gedanken wieder zu ordnen.
Nachdem wir etliche Meter zwischen uns und das Haus gebracht hatten, fiel ich Alex erleichtert um den Hals. „Oh mein Gott! Wir haben es geschafft." Ich fühlte mich so erleichtert, dass ich am liebsten laut losgelacht hätte, doch gleichzeitig war ich traurig, dass es schon vorbei ist. Dieser Nervenkitzel machte regelrecht high.
„Geht es dir gut?" Alex musterte mich besorgt. „Klar, warum denn nicht?"
„Das hätte gerade echt schief gehen können. Tut mir leid wegen dem Kuss. Ich wusste nicht, wie ich uns da sonst rausbringen kann."
Und da war er wieder, dieser schmerzhafte Stich in meinem Brustkorb. Er hatte mich nicht geküsst, weil er es wollte, sondern, weil er es musste.
„Schon gut. Das Wichtigste ist, dass es geklappt hat."
Ich spürte seinen intensiven Blick von der Seite, doch ignorierte ihn.
„Wirst du Nate davon erzählen?"
Überrascht sah ich Alex an. Etwas Undefinierbares lag in seinem Blick. War es Schuld? Zuneigung? Ich glaube, ich war wirklich bekifft. Warum interessierte ihn das? Okay, Nate war sein Bruder, doch das war nur ein Kuss zur Tarnung. Ich glaube wohl kaum, dass ihn das interessieren würde.
„Nein, warum sollte ich?" Auf meinen fragenden Blick zuckte Alex nur mit den Schultern.
„Ich wusste nur nicht ob... Ach, auch egal. Du hast Recht."
Mittlerweile waren wir wieder an der Stelle angekommen, an der ich noch vor ein paar Stunden mein Fahrrad abgestellt hatte. Als ich auf die Uhr sah, stellte ich erschrocken fest, dass es schon nach 0:00 Uhr war. Die Zeit war wie im Flug vergangen.
„Also dann, es hat wirklich Spaß gemacht. Vielen Dank, dass du mich mitgenommen hast. Ich hoffe sehr, dass wir das in Zukunft nochmal wiederholen können.", sagte ich lächelnd, während ich mein Fahrrad abschloss.
Alex sah mich wieder mit diesem verfluchten charmanten Grinsen an.
„Klar, du warst echt super. Ohne dich hätte der heutige Abend definitiv einen anderen Verlauf genommen. Danke." Seine blauen Augen musterten mich. „Pass auf dich auf. Bis Mittwoch."
Ich drehte mich noch ein letztes Mal um um ihm zuzulächeln, dann fuhr ich los.
Während ich den angenehm kühlen Fahrtwind genoss, spürte ich wieder seine Lippen auf meinen. Ich würde ihm das nie sagen, doch das war mein erster richtiger Kuss und es war perfekt. Bei der Erinnerung begann mein Bauch zu kribbeln. Leider hatte er für ihn nicht die gleiche Bedeutung.
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Genetic
Teen FictionEmma Haydn hat einen Traum: Sie will unbedingt das berüchtigte Polizeistudium der Sonderklasse absolvieren. Auf ihrem Weg an die Spitze darf sie sich nicht ablenken lassen - schon gar nicht von ihrem neuen, unverschämt attraktiven Einsatzleiter. Un...