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"Emma...  Hi."
Wow, halluzinierte ich jetzt? Hatte mir jemand Drogen in den Tequila getan? 
Alex stand vor mir. Seine Hände bluteten und er sah genauso fertig aus, wie ich mich fühlte. Das konnte nicht real sein. 
Mein Herz zog sich bei seinem perfekten Anblick schmerzhaft zusammen.
Die Zeit schien still zu stehen, während wir uns stumm anstarrten. 
Sein Blick war so intensiv, dass ich anfing zu zittern.
Der stürmische Ozean in seinen Augen barg unzählbar viele unausgesprochene Gefühle, Ängste und Versprechen.
Aber vor allem war da Liebe. 
"Du bist echt.", flüsterte ich um mich selbst davon zu überzeugen.
Er neigte den Kopf. "Gut erkannt, Sherlock."
"Was machst du hier?"
Alex kratzte sich am Schlüsselbein. Drei rote Striemen auf goldbrauner Haut blieben zurück. 
"Ich bin hier um mich zu entschuldigen." Er schluckte, dann fuhr er fort.
"Es tut mir leid, Emma. Diesmal hatte ich Angst und habe daher meine Gefühle versucht zu ignorieren und ich..."
Sein Blick blieb an meinen Lippen hängen und plötzlich wurde mir ganz heiß. 
"Fuck, ich liebe dich und ich halte das hier nicht länger aus."
Er kam näher. Neigte den Kopf. Seine Stirn berührte fast meine und wir beide strahlten eine Hitze aus, die selbst der Sonne Konkurrenz machte. 
Mein ganzer Körper begann zu kribbeln.
"Du hast gelogen. Das kann nicht echt sein."
"Ich habe nie etwas Echteres erlebt, Emma." Gänsehaut raste über meine Arme.
Er kam noch näher. Seine Unterlippe streifte über meine obere, bloß eine hauchzarte Berührung, kaum wahrnehmbar, aber sie war der Funke, der uns beide in Flammen aufgehen ließ. 
Als unsere Lippen aufeinander trafen, explodierten wir. 
Ohne, dass ich es kontrollieren konnte keuchte ich auf, streckte die Arme nach ihm aus und krallte mich in seinem Hemd fest.
Seine Muskeln wurden fest unter meiner Berührung und ich hörte, wie er scharf die Luft einzog.
"Gott, ich liebe dich so sehr.", flüsterte er gegen meine Lippen. 
Ich spürte seine Worte in meinem ganzen Körper und fragte mich ob man an eine Überdosis von seinen eigenen Glückshormonen bekommen konnte. 
Es kostete mich all meine Selbstbeherrschung den Kuss zu beenden, doch mir war kalt und ich war völlig verwirrt. 
Alex knurrte unzufrieden.
"Möchtest du rein kommen?" Sofort breitete sich ein Strahlen auf seinem Gesicht aus. 
"Dachte schon du fragst nie."
Ich zog die Tür hinter uns zu, während ich mit mir selbst haderte, ob ich Alex nach seiner Sinneswandlung fragen sollte. Ich hatte eine irrationale Angst, dass er es sich wieder anders überlegen könnte.
Die Fragezeichen mussten mir wohl ins Gesicht geschrieben stehen, denn als Alex sich zu mir wandte sagte er: "Ich erkläre dir alles. Es tut mir so leid, dass ich so ein Vollidiot war. Aber davor musst du dir dringend etwas anziehen, sonst kann ich mich nicht konzentrieren. Und es grenzt echt schon an Körperverletzung, dass ich dich dazu auffordern muss."
Er zog mich an sich und strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr. 
"Du bist viel zu gut für diese Welt, Emma Haydn. Womit habe ich dich nur verdient?" Er hauchte einen federleichten Kuss auf meinen Haarschopf und ich platzte fast vor Glück.
Jede seiner Berührungen elektrisierte mich.   
Nachdem wir es endlich geschafft hatten, uns voneinander zu lösen, setzten wir uns auf mein Bett.
Alex fing meinen Blick auf, und ein kleines zufriedenes Lächeln stahl sich auf seine Lippen, als könnte er sich nichts Schöneres vorstellen, als hier mit mir zu sitzen.
Ich hatte mir mittlerweile meinen kuscheligsten Hoodie und eine bequeme Jogginghose übergezogen.
In diesem Moment fühlte ich so viel Glück, wie schon seit Ewigkeiten nicht mehr, und diese Erkenntnis fühlte sich im dämmrigen Licht meines Zimmers irgendwie bedeutungsvoll an.
"Na dann, schieß los, Casanova!", sagte ich lächelnd und legte meinen Kopf auf seine Schulter.



Alex:


eine Stunde zuvor


Ruckartig wurde ich nach hinten gezogen. 
"Was soll die Scheiße?" Trotz der Dunkelheit konnte ich die Wut in Nates Gesicht deutlich erkennen.
Was zur Hölle war eigentlich sein Scheißproblem? Er hatte mich doch erst in diese beschissene Situation gebracht, als er mich in diesen dämlichen Raum geschubst hatte.
Und jetzt tauchte er hier ernsthaft auf und war wütend auf mich?
"Das sollte ich wohl eher dich fragen.", knurrte ich.
Ich wollte ihn anschreien, aber meine Kehle war plötzlich wie zugeschnürt.
Egal wie heftig ich gegen dieses verdammte Gebäude schlagen würde, die Kälte in mir würde nicht verschwinden.
Nate musterte meine blutigen Hände, ehe er mir wieder wutentbrannt in die Augen starrte.
Spöttisch zog ich eine Augenbraue hoch.
"Soll das jetzt so ein "Wir gucken uns so lange in die Augen bis einer lacht"- Ding werden? Falls ja muss ich dich warnen. Ich bin gerade ziemlich mies drauf und somit stehen meine Chancen auf einen Sieg-" 
"Wieso verdammt bist du hier draußen und schlägst gegen eine Wand? Warum bist du nicht bei Emma? Du liebst sie. Sie liebt dich. Das sieht selbst ein Blinder mit Krückstock! Was ist dein bescheuertes Problem?", unterbrach mich Nate, der einfach über mich hinweg redete.
Er war in Rage.
Sein Körper bebte, während er vor mir auf und ab lief.
Warum regte er sich überhaupt so auf?
Es pisste mich an, dass er so tat, als wäre alles so einfach. 
Ich presste meinen Kiefer aufeinander.
"Was mischst du dich da überhaupt ein?"
"Verdammt Alex, wach doch endlich mal auf!", brüllte Nate plötzlich so laut, dass eine umstehende Gruppe von Rauchern erschrocken zusammenzuckte. "Ich habe mir das, was du von ihr bekommst, seit Jahren gewünscht und was tust du? Du schmeißt es einfach weg! Es tut weh nicht das zu bekommen, was man die ganze Zeit wollte, aber viel beschissener ist es euch beide unglücklich zu sehen. Aus keinem Grund! Warum verflucht tust du das? Du tust ihr weh."
Seine Worte waren wie eine Faust, die sich um mein Herz schloss und zudrückte.
Ein heftiger Stich breitete sich in meiner Brust aus.
"Aus keinem Grund? Verdammt Nate, der einzige Grund warum sie überhaupt etwas von mir wollte und mit dir Schluss gemacht hat, ist ,dass sie dachte ich sei tot. Man will immer das, was man nicht mehr kriegen kann. Emma hat etwas Besseres verdient, als mich und das wird sie früher oder später merken!" Ich schüttelte bitter den Kopf. "Ich ertrage das nicht. Nicht noch einmal." 
Nate war stehen geblieben. "Das glaubst du also?" Ungläubig sah er mich an.
"Alex, sie hat mit mir Schluss gemacht bevor sie dachte, dass du tot wärst. Sie hat mir gesagt, dass sie in Wahrheit die ganze Zeit nur dich geliebt hat. Emma hat sich selbst etwas vorgemacht, weil sie unsere Freundschaft nicht aufs Spiel setzen wollte. Sie hatte nur keine Möglichkeit mehr dir das zu sagen, weil du da schon weg warst. In ihren Augen kann es gar nichts Besseres, als dich geben. Für sie gibt es nämlich nur dich. Tja, über Geschmäcker lässt sich ja bekanntlich nicht streiten."
Seine Antwort traf mich völlig unvorbereitet.
Mein Herz begann zu rasen, als mir bewusst wurde, was er da gerade gesagt hatte.
"Sie hat schon vorher mit dir Schluss gemacht?", wiederholte ich rau.
"Ja." Nate schluckte. "Ich weiß nicht, wie ich diese Verbindung zwischen euch die ganze Zeit übersehen konnte. Ihr seid wie zwei Magnete."
Ich war so ein verdammter Vollidiot. 
"Nate, es tut mir echt leid, dass-"
"Schon gut", wiegelte er ab. "Gib mir einfach die Nummer, die die süße Blondine dir vorhin zugesteckt hat. Dann sind wir quitt."
Meine Mundwinkel hoben sich bei seiner Bemerkung ein kleines Stück.
"Deal." 

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"...danach bin ich wie ein armer Irrer in den Club gerannt und habe nach dir gesucht, aber du warst schon weg. Ich bin noch einmal in unseren Raum gegangen und habe dein zerstörtes Handy am Boden liegen sehen. Fuck, ich habe so ein schlechtes Gewissen, dass ich dir nicht schon viel eher wirklich zugehört habe. Es tut mir so leid, dass ich so blind war. 
Ich wollte sofort hierher kommen, aber dann konnte ich mich nicht von all diesen kleinen Liebesbotschaften abwenden, die du an die Wände geklebt hattest. Ich habe mir jedes einzelne Wort durchgelesen. Da habe ich es endgültig verstanden.
Du hast hinter all die Mauern geschaut, die ich um mich errichtet hatte.
Und du bist der erste Mensch, der mich wirklich gesehen hat.
Gott, als ich das endlich verstanden habe, habe ich dich nur noch mehr geliebt, wenn das überhaupt möglich ist."

GeneticWo Geschichten leben. Entdecke jetzt