III - Lost In New Rules
29th of May
Hastig öffnete ich schnaufend die riesige Glastür und betrat das teure Schulgebäude, von dem ich wirklich nicht wissen wollte, wie viel es im Endeffekt gekostet hatte. Das würde ein Betrag sein, von dem ich nicht einmal träumen könnte. Schon ein Großteil der Schüler war so früh am morgen perfekt gestylt vor Ort, aber trotzdem konnte ich zwischen ihnen nicht das Footballteam ausfindig machen, was mich nur genervt seufzen ließ.
Mein Plan war es gewesen, ein paar Minuten früher aufzutauchen, um den braunhaarigen Schönling noch schnell abfangen zu können, bevor er der ganzen Schule verriet, dass wir uns schon getrennt hatten. Patrick hatte wirklich Recht gehabt, Ayla musste das gestrige Szenario sofort breitgetreten haben, da ich wahrscheinlich noch nie so intensiv von der ganzen Schule betrachtet worden war. Obwohl ich der Schülersprecher war und jeder meinen Namen kannte, schienen sie sich jetzt erst richtig für mich zu interessieren. Das letzte Mal hatte ich das vor einem guten Jahr erlebt, als ich das erste mal zum Schülersprecher gewählt wurde und mich alle bei jedem einzelnen Schritt prüfend beobachtet hatten. Wahrscheinlich war das aber was ganz anderes gewesen, da die Menschen mich jetzt nicht beobachteten, um zu prüfen, ob ich meinem Posten gewachsen war, sondern eher sahen ihre Blicke erstaunt und bewundernd aus, schließlich datete ich nun mehr oder weniger den Sohn der Direktorin und den Jungen, der wahrscheinlich schon um die tausend mal zum heißesten Footballspieler in unserer Schülerzeitung gewählt wurde. Michael hatte mir schon oft erzählt, wie sehr Patrick damit prahlte und wie es ihn ankotzte, dass es so etwas überhaupt gab. Leider konnte ich nur nichts dagegen tun. Die Schule liebte unsere wöchentliche Klatschzeitung und solange niemand ernsthaft verletzt wurde, lag das nicht in meinem Aufgabenbereich. Solche Dinge waren wohl eher Komplimente, als verletzende Schandtaten, da die Schülerzeitung nun einmal genaustens darauf achtete, nicht die Grenze zu überschreiten. Also nein, es gab glücklicherweise nicht den Platz für den größten Nerd oder dem verklemmtesten Mädchen, wie man es in den meisten Teenie-Filmen kannte. Sie wussten genau, dass ich dann einen Grund dazu hatte, diese Zeitung zu vernichten und nicht zu genehmigen.Suchend lief ich weiter durch die Gänge und ignorierte die erstaunten Blicke meiner Mitschüler weitgehend, da ich es sowieso gewohnt war, der Mittelpunkt der Schule zu sein, wenn man öfter mal Reden halten musste oder wegen den belanglosesten Dingen angesprochen wurde, obwohl man gerade sein Mittagsessen verspeiste. Trotz allem war ich froh darüber, gebraucht zu werden, wahrscheinlich war ich das viel zu sehr gewohnt und würde eingehen, wenn jeder ohne mich zurechtkäme.
Gerade wäre fast mein Geduldsfaden gerissen und ich wollte einfach gehen, um mich um meine Pflichten zu kümmern, als wie ein Verrückter nach dem Braunhaarigen zu suchen, mit dem ich eigentlich so gut wie nichts gemeinsam hatte, aber urplötzlich fiel mir ein bekanntes rotes Trikot auf, das auf die Footballmannschaft deutete. Sofort erkannte ich, dass unser Quarterback mal wieder sein Trikot in seiner Freizeit trug, was mich angewidert das Gesicht verziehen ließ. Es ging das Gerücht herum, dass dieses Kleidungsstück noch nie eine Waschmaschine von Innen gesehen hatte. Doch als mein Blick auf Patrick fiel, atmete ich erleichtert aus und hoffte sehr, dass er die schlechte Nachricht noch nicht verkündet hatte, sodass ich immer noch seinen festen Freund spielen konnte und das Geld für die Schulgebühren erhalten würde."Du bist heute ja so still, Patrick.", fing einer der Jungen an, was dafür sorgte, dass ich mich interessiert in eine Ecke schlich, in der sie mich von dort aus nicht sehen konnten. Ich brauchte noch ein paar Minuten, um mich darauf einzustellen, dass ich bald offiziell einen festen Freund hatte, den ich nicht mal richtig leiden konnte. "Genau. Ist das wegen dem, was deine Ex erzählt? Keine Sorge, niemand glaubt der Göre das." Etwas genervt seufzte ich auf und wusste genau, worauf das hinauslaufen würde. Sie taten so, als würde sie sich das nur ausdenken, um ihrem Exfreund zu schaden, obwohl diese Jungen genau wussten, dass Patrick pansexuell war.
Kurz atmete ich also noch einmal durch, bevor ich aus meinem kleinen Versteck kroch und dieses Gespräch schnell unterbinden wollte, damit Patrick ihnen nicht verriet, dass dort nichts lief. Gerade wollte der Braunhaarigen seinen Mund öffnen, als ich ihm zuvor kam und mich einfach zu der Gruppe gesellte, die ich eigentlich am meisten in dieser Schule mied. "Guten Morgen, Patrick.", begrüßte ich ihn mit dem größten Grinsen, das ich entbehren konnte, bevor ich ihm für einen kurzen Moment meine Lippen auf die Wange drückte, "Ich wollte nur nochmal fragen, ob unser Treffen nach der Schule noch steht. Ich habe dich ganz schrecklich vermisst." Völlig erstaunt blickte er mich mit offenen Mund an, weshalb ich nur eine Augenbraue in die Höhe zog und er endlich verstand, dass er mir antworten musste. "Oh, ähh...ich habe dich auch vermisst. Natürlich sehen wir uns später.", kam es etwas stotternd aus seinem Mund, was dafür sorgte, dass ich sogar ehrlich lächeln musste. "Super.", entgegnete ich ihm freudig und drehte mich zu seinen Freunden um, die mich mit großen Augen anstarrten und wahrscheinlich jetzt erst verstanden hatten, dass Ayla die Wahrheit erzählte. Naja, es war wohl eher nur die Wahrheit, die sie sehen konnten. "Ihr könnt euch jetzt wieder entspannen. Keine Sorge, wir lernen uns auch noch richtig kennen.", versicherte ich seinen überraschten Freunden, die immer noch nicht aufhören konnten, zu staunen, bevor ich mich einfach elegant umdrehte und sie stehen ließ. In meinem Nacken spürte ich ihre verblüfften Blicke und dabei war ich mir sogar sehr sicher, dass Patrick mich genauso anstarrte wie sie, obwohl er genau wusste, dass das nur eine Show gewesen war, was mich nur triumphierend grinsen ließ.
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Lost In Lies | Kürbistumor
FanfictionSchülersprecher, bester Schüler seines Jahrgangs und dazu auch noch verdammt talentiert. Für Manuel könnte es nicht besser laufen, wenn da bloß nicht diese Geldprobleme wären, die ihm wahrscheinlich bald seinen Schulplatz kosten werden. "Ich kann a...