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XXV - Lost In Insecurity

10th of July
"Viel Glück an euch alle für die bevorstehenden Prüfungen in dieser Woche! Ich bin mir sicher, dass ihr das alles schaffen könnt und ganz sicher wird.", begann ich entspannt meine kleine Durchsage, während ich den Notizblock mit meinen Stichpunkten in der Hand hielt, "Und wenn das alles geschafft ist, sehen wir uns in rund zwei Wochen bei dem Festival des Jahres. Ihr könnt sehr gespannt sein. Denkt auch bitte daran, dass heute der letzte Tag für den Kartenverkauf ist. Also wer noch eine Karte möchte, sollte diese schnell bis zur Mittagspause kaufen. Vielen Dank!"
Seufzend drückte ich auf den roten Knopf, um das Mikrofon auszuschalten, während ich mich langsam in den Stuhl zurücklehnte und meine Schultern fallen ließ. Nachdenklich fiel mein Blick auf meine Notizen, die ich gestern für diese Durchsage angefertigt hatte und ich musste mich sofort an meine letzte Durchsage erinnern. Die erste Durchsage, bei der ich nicht alleine im Raum gewesen war. Die erste Durchsage, die ich ohne Notizen gehalten hatte. Niedergeschlagen blickte ich weiter zu dem kleinen Stuhl, auf dem Patrick beim letzten Mal gesessen hatte, doch nun war er leer und wirkte irgendwie bedrückend. Ein kleines, trauriges Lächeln schlich sich auf meine Lippen, als ich mich wieder daran erinnerte, wie Patrick der ganzen Schule mit einem Mal gesagt hatte, dass ich vergeben war und langsam schien ich wohl zu verstehen, warum fast alle das so süß gefunden hatten. Doch wenn ich daran dachte, dass nichts davon real war, schnürte es mir den Hals zu und irgendwie machte es das noch schlimmer, dass ich mich überhaupt so fühlte. Seit wann vermisste ich den braunhaarigen Schönling? Seit wann interessierte es mich, was er tat und wieso er mir nicht antwortete?
Ein weiterer lauter Seufzer entfuhr mir, während ich ein weiteres Mal auf den Chat von Patrick und mir ging und ich immer noch keine Antwort erhalten hatte. Niemals hätte ich gedacht, dass ein blöder Chatverlauf mich jemals so verunsichern konnte und wahrscheinlich sollte es das gar nicht. Patrick war bestimmt beschäftigt. Er hatte wahrscheinlich über das Wochenende viel gelernt und sich um Ivy kümmern müssen. Man war nun einmal nicht immer erreichbar. Er hatte nicht einfach aus dem Nichts genug von mir, da war ich mir sicher. Nicht, nachdem ich ihm so bei Lernen geholfen hatte und tagtäglich versuchte, ihn zu motivieren. Und normalerweise sollte mich das auch gar nicht stören. Ich war nicht sein fester Freund oder ähnliches, ich brauchte ihn nicht.
Nervös biss ich mir auf der Unterlippe herum und schaute dabei mein Spiegelbild in dem schwarzen Bildschirm meines Handys an, während ich mich seufzend selbst bemitleidete. Es war völlig klar, egal ob ich es wahrhaben wollte oder nicht. Das mit Patrick hatte endgültig eine Grenze überschritten. Eine Grenze, die ich niemals überschreiten wollte. Und nun war es an mir, zu entscheiden, was ich damit anstellte.

Genervt legte ich mein Smartphone weg und stand so schnell wie möglich von meinem Stuhl auf, um meine Gedanken einfach zu ignorieren und den Raum zu verlassen. Kurz atmete ich noch einmal tief durch, bevor ich das Sekretariat endlich verließ und den Schulflur betrat, der voll mit Schülern war, die noch einmal ihren Lernstoff durchgingen. So gut wie möglich hatte ich das genauso noch einmal am Wochenende versucht, aber viel zu sehr für meinen Geschmack hatte ich mich für mein Smartphone interessiert, das nicht den gewünschten Ton von sich gegeben hatte. Leise seufzte ich mal wieder, während ich meinen roten Schulblazer zu recht streifte und langsam in die Richtung meines Prüfungsraumes ging. Nebenbei erwischte ich mich dabei, wie ich nach dem braunhaarigen Schönling Ausschau hielt, da ich ihm noch nicht einmal 'Viel Glück' wünschen konnte. Und natürlich wollte ich es ihm auch nicht schreiben, wenn man bedachte, dass er mir sowieso nicht antworten würde.
Erschrocken blieb ich wie angewurzelt stehen, als ich Patrick schließlich gefunden hatte. Doch dieser schien nicht alleine zu sein. Etwas schockiert lehnte ich mich gegen einen Spind neben mir, während ich Ayla dabei beobachtete, wie sie sich angeregt mit Patrick unterhielt und ihm ein paar verliebte Blicke schenkte. Patrick stand mit dem Rücken zu mir und schien mich nicht zu sehen, als er sich zu Ayla hinunterbeugte und etwas in ihr Ohr flüsterte. Niedergeschlagen sah ich dem Spektakel zu und spürte, wie sich dabei ein Kloß in meinem Hals bildete, bis mir schlecht wurde. Patrick schien sich wieder mit seiner Ex zu vertragen, während er nicht genug Zeit dafür hatte, mir zu antworten und das tat auf eine ganz andere Art weh. Mir ging es nicht mehr um den Deal oder das Geld, das hier war mehr als das. Aber was es war, konnte ich einfach nicht zugeben.

Lost In Lies | KürbistumorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt