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XXIX - Lost In New Feelings

17th of July
"Und du willst wirklich nicht noch mit reinkommen?", hakte ich ein weiteres Mal bei ihm nach, während wir entspannt zurück zu meiner Wohnung liefen, "Ich kann dir ein paar trockene Klamotten leihen. Ich will nicht, dass du krank wirst." Unschwer konnte ich erkennen, wie sich ein zufriedenes Grinsen auf Patricks Lippen bildete, als er meine Worte verstanden hatte, was mich nervös zu Boden schauen ließ. Verlegen spürte ich wie Patrick spielerisch beim Laufen ein paar mal mit seiner Schulter gegen meine stieß, während sich mein Herzschlag verschnellerte. "Das ist schon okay, Manu. Ich will echt keine Umstände machen." "Sagt derjenige, der vor einer guten Stunde noch unangemeldet und klitschnass vor meiner Haustür stand.", kam es belustigt von mir, was Patrick leise lachen ließ und ich dabei bemerkte, dass wir schon an der kleinen Tür zu meinem Mehrfamilienhaus angekommen waren. Erst jetzt fiel mir das erste Mal Patricks rotes Cabrio auf, dessen Dach wegen des Regens dieses Mal hochgefahren war.
"Gut, da sind wir." "Ja, da sind wir.", wiederholte ich seinen Einwand, da ich wirklich nicht wusste, was ich sagen sollte. Nervös blickten wir uns in die Augen und hielten für einen kurzen Moment diesen unangenehmen und ungewohnten Blickkontakt, der plötzlich so anders war und viel mehr bedeutete, bis ich verlegen zu Boden schaute und Patrick nur unbehaglich lachte. "Ich sollte dann...", fing ich langsam an und deutete mit meinem Finger auf die Tür, was Patrick sofort nicken ließ. "Ja, richtig.", entgegnete er mir gleich, während er sich verlegen am Nacken kratzte, "Wir sehen uns dann... Montag. Genau, Montag." Hastig nickte ich noch einmal, bevor ich mich umdrehte und rasch die Tür aufschloss. Unbehaglich verzog ich das Gesicht, als die Tür hinter mir ins Schloss fiel und ich rasch die Treppen hochsprintete. Es war unglaublich, wie anders wir uns plötzlich verhielten und noch wusste ich nicht so richtig, ob mir das auch gefiel. Schließlich war es sonst immer so einfach zwischen Patrick und mir gewesen. Wir waren grundverschieden, aber lockerten die Atmosphäre immer wieder aufs Neue mit kleinen Neckereien und Witzen auf, doch jetzt schien das nicht mehr zu gehen. Die Linie war überschritten. Die vorherige Freundschaft flog in der Schwebe und keiner von uns beiden wusste so richtig, was wir jetzt waren.

Außer Atem kam ich endlich in meinem Stock an und konnte sofort meine Mutter erkennen, die vielsagend in der Tür stand und mir ein frisches T-Shirt hinhielt. "Bring dem Jungen doch etwas Trockenes zum Anziehen, Manu.", befahl sie mir streng, weswegen ich ihr gleich erklären wollte, dass ich genau das eben noch angeboten hatte, doch meine Mutter ließ mich nicht zu Wort kommen, "Na los! Sonst ist er gleich weg." Genervt stöhnte ich auf und riss ihr das T-Shirt aus der Hand, um die Treppen wieder herunter zu sprinten. Das wäre langsam auf jeden Fall genug Sport für einen Tag.
Schnaufend war ich unten angekommen und versuchte nicht darüber nachzudenken, dass meine Mutter uns wahrscheinlich von oben beobachtet hatte und immer noch beobachten würde. Grinsend lief ich auf den roten Wagen hinzu, der immer noch an der gleichen Stelle wie eben stand und sich keinen Centimeter bewegt hatte. Etwas zögernd schaute ich durch die Fensterscheibe auf der Beifahrerseite und konnte erkennen, wie Patrick breit strahlend auf seinem Smartphone herumtippte und mich nicht zu bemerken schien. Kurz atmete ich noch einmal tief durch, bevor ich vorsichtig an der teuren Scheibe klopfte, was ihn gleich erschrocken zusammenzucken ließ und sein Handy dabei in seinen Schoss fiel. Überrascht blickte er mich an, bevor er langsam die Scheibe herunter ließ und ich ihn nun viel besser sehen konnte. "Hier.", war das einzige Wort, das meine Lippen verließ, während ich ihm durch die geöffnete Scheibe mein zu großes T-Shirt hinhielt und er mich daraufhin perplex anstarrte. "Nimm schon, Patrick." Nervös schluckte er einmal und nahm mir das T-Shirt aus der Hand, während ich versuchte, ruhig zu bleiben, als sich unsere Finger dabei streiften. "Danke, Manu." Rasch bildete sich ein breites Lächeln auf seinen Lippen, was ich sofort erwiderte und mein Herz dabei einen Satz machte.
"Gut, aber jetzt wirklich.", versuchte ich mich von diesem Moment zu lösen, während ich mein breites Grinsen kaum unterdrücken konnte, "Bis Montag, Patrick Mayer." Verdattert spürte ich seinen Blick auf mir, nachdem ich ihm einmal zugezwinkert und mich umgedreht hatte, um das Haus betreten zu können. Lächelnd schloss ich ein weiteres Mal die Tür auf und drehte mich noch einmal zu ihm hin, um seinen Blick ein letztes Mal zu erwidern, bevor ich rein ging und wieder einmal die Treppen hoch sprintete. Nur unschwer konnte man den leichten Rotschimmer auf meinen Wangen erkennen, während ich zufrieden grinsend meine Wohnung betrat und von meiner Mutter mit Fragen bombardiert wurde.

Lost In Lies | KürbistumorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt