XVI - Lost In pushing Boundaries
24th of June
Erschrocken zuckte ich zusammen, als sich mein Sichtfeld langsam verkleinerte und sich meine Augen schließlich an den Anblick von zwei schmalen Händen gewöhnten, die mir nun die Sicht auf den Sportplatz raubten. Leicht rollte ich mit den Augen und drehte mich sofort um, um letztendlich in Dados belustigtes Gesicht zu sehen, das ich sowieso schon erwartet hatte. Schließlich war Dado die einzige Person, die ich kannte, die so etwas tun würde. "Na, du. Was ist denn mit dir los?", hakte sie gleich nach, als sie meinen eher angespannten Gesichtsausdruck bemerkte. Seufzend drehte ich mich gleich wieder zurück, um meine vorherige Sicht zurückzugewinnen. Unglücklich verzog sich mein Gesicht, als ich wieder beobachten konnte, wie die vielen Menschen die Tribüne betraten und sich einen Platz suchten. Auf den ersten Blick schien das wahrscheinlich relativ normal zu sein. Schließlich war das hier ein wichtiges Footballspiel an einer Highschool. Natürlich würden viele kommen, um es mitzuerleben und das Team anzufeuern. Für viele war das ganz einfach ihre Art, um Unterstützung und Zusammenhalt auszudrücken. Den gewissen Zusammenhalt, den man eben hatte, nachdem mehrere wildfremde Teenager zusammen auf eine Schule gepfercht wurden und sie sich fast jeden Tag über den Weg laufen mussten. Aber das kuriose war eben, dass sie sich dann freiwillig an einem Samstag sehen wollten und halt, wie genau sie sich trafen und verhielten. Dieses Gegröle, obwohl es noch nicht einmal los ging. Dieses Getuschel und Gekreische. Und der ekelhafte Geruch von Pommes und Burgern, die hier irgendwie an jeder Ecke verkauft wurden. Nicht zu vergessen, die wunderbaren Softdrinks, die schon überall auf dem Boden verschüttet waren. Das hier war kein Footballspiel, sondern ein halber Schlachtplatz. Nicht einmal das Restaurant sah so aus, obwohl viele Gäste bei uns auch nicht wussten, wie man ordentlich Essen verzerrte. "Das hier ist einfach eine andere Welt."Mit einem vielsagenden Blick stellte sich Dado in mein Sichtfeld und versperrte mir ein weiteres Mal die Sicht auf das Spektakel. "Denkst du nicht, du bist ein wenig über dramatisch?", fragte sie mich, während sie leicht lächelnd die Arme vor ihrer Brust verschränkte. "Eventuell. Aber das ändert nichts daran, dass ich nicht der Typ dafür bin, ein Footballspiel zu besuchen und seinen Freund anzufeuern." "Ach komm, Manu! Du bist erst 17 Jahre alt, okay? Woher willst du denn bitte schon wissen, welcher 'Typ' du bist.", versuchte Dado mich zu überzeugen, doch ich schüttelte nur unbeeindruckt mit dem Kopf, "Ich weiß, du fühlst dich vielleicht wie eines dieser hetero Girls, die nur herkommen, um ihren unterdurchschnittlichen festen Freund an zu kreischen, aber so ist das nicht. Erstens ist Patrick eigentlich nicht dein Freund und zweitens ist er nicht so dumm. Und drittens kannst du es auch so auslegen, als wärst du für Michael hier." Böse funkelte ich sie von der Seite an, als sie die Bemerkung über Micha aussprach. "Ich bin auch für Michael hier!", verteidigte ich mich sofort, um nicht wie ein schlechter Freund zu wirken. Dado blickte mir nur ungläubig in die Augen und schien nicht sehr überzeugt zu sein. Ich meine, es stimmte, dass ich vorher noch nie hier war, obwohl Michael eigentlich schon länger für die Footballmannschaft spielte. Und ja, er hatte mich auch schon ein paar Mal gefragt, ob ich mal vorbeikommen möchte, um ihm zuzuschauen oder Sonstiges zu tun. Aber es kam mir nie in den Sinn, dass das auf irgendeine Weise vielleicht wichtig für Micha gewesen wäre. Schließlich redete er nur zu schlecht über das Footballteam und beschwerte sich auch nie, wenn ich mal mit lästerte oder erwähnte, dass er dort nicht hinein passte. Erst nachdem ich Michas Reaktion gesehen hatte, als er überhörte, dass ich für Patrick zum Spiel kommen würde, war mir das so richtig aufgefallen. Für mich gehörte Football einfach immer zu Michas Welt, genauso wie sein riesiges Anwesen, sein übergroßer Pool und sein teurer Wagen. Dinge, die ich niemals verstehen könnte. Und das Restaurant, meine kleine 2-Zimmerwohnung mit meiner Mutter, meine löchrigen Hosen und meine durchgelaufenen Schuhe gehörten zu meiner. Dinge, die Michael niemals verstehen könnte. Und bevor Patrick in mein Leben gekommen war, hatten wir es immer gut geschafft, diese Welten zu trennen, so wie es sich für uns gehörte. Doch plötzlich stand ich neben dem Eingang zu Michas Footballspiel und Micha arbeitete hart in meinem Restaurant, so als hätte er nie etwas anderes getan.
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Lost In Lies | Kürbistumor
FanfictionSchülersprecher, bester Schüler seines Jahrgangs und dazu auch noch verdammt talentiert. Für Manuel könnte es nicht besser laufen, wenn da bloß nicht diese Geldprobleme wären, die ihm wahrscheinlich bald seinen Schulplatz kosten werden. "Ich kann a...