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VII - Lost In Attitude

2nd of June
Unbeeindruckt beobachtete ich wie der nächste kleine Ball in dem ekelhaft riechenden Getränk verschwand und die widerliche Flüssigkeit aus dem roten Pappbecher spritzte. Grölend sprangen die Jungen aus Patricks Team in die Höhe und hielten sich dabei an seiner starken Schulter fest, weswegen er ein wenig auf der Stelle hin und her taumelte und mir ein leiser Seufzer entfuhr. Noch ein bisschen stärker schlürfte ich nun an meinem Glasstrohhalm, damit das alkoholische Getränk noch schneller in meinen Körper geriet, sodass meine Laune sich hoffentlich bald verbessern würde. Doch der Anblick von einem freudigen Patrick und seinen unterbelichteten Football-Freunden, die gerade allesamt um einen fast schon zerbrechlichen Tisch standen und winzige Bälle in Pappbechern warfen, machte das mit der guten Laune wirklich schwierig. Besonders weil der braunhaarige Schönling mir sogar versprochen hatte, er ließe mich auf der Party nicht aus den Augen, noch bevor wir seinen schicken Wagen verlassen hatten. Sonst hätte ich wohl keinen Fuß in dieses Haus gesetzt und das wäre vermutlich besser gewesen, wenn man bedachte, dass Patrick sein Versprechen nicht halten konnte, nicht einmal für ganze 20 Minuten. Jetzt saß ich hier nun einmal, völlig gelangweilt und gleichzeitig genervt, an der viel zu schicken Bar, während ich dieses über männliche Gegröle schon seit mindestens einer Stunde aushalten musste. Und vor der wunderbaren Idee, Bier Pong zu spielen, hatte ich mich durch unangenehme Gespräche mit Patricks Freunden durchschlagen müssen. Obwohl Patrick wohl viel mehr mit ihnen geredet hatte, während ich hilflos daneben stand und durchgehend ignoriert worden war. Da war mir das hier sogar noch ein wenig lieber.

Alarmiert schielte ich kurz nach rechts, als ich ein leises Kichern wahrnahm, welches durch meinen genervten Blick nur noch lauter wurde. Augenrollend beobachtete ich die beiden aufgestylten Mädchen weiter, die mein Auftreten anscheinend ziemlich lustig fanden und über mich tuschelten. Ich wusste genau, dass sie auf unsere Schule gingen und mich dementsprechend kannten, wahrscheinlich auch wussten, dass ich Patrick "datete". Manchmal fragte ich mich, ob die Menschen einfach nur davon besessen waren, sich unnötigerweise Meinungen über andere zu bilden oder sie es taten, um sich am Ende besser zu fühlen. Weil ihnen etwas im Leben fehlte. Weil sie vor Unsicherheit kaum atmen konnten. Vielleicht, weil sie einfach nur neidisch waren. Es war ein einziges Mysterium, was mich ungemein belustigte. Spielerisch schlürfte ich noch lauter an meinem Getränk, sodass ihre Aufmerksamkeit wieder völlig auf mir lag, bevor ich ein arrogantes Lächeln aufsetzte und ihnen für einen kurzen Moment meinen Mittelfinger zeigte, weswegen sie nur empört aufschauten und sich schlussendlich in eine andere Ecke begaben. Wahrscheinlich war das nicht die beste Art auf so etwas zu reagieren, aber es war auf jeden Fall die spaßigste. In diesem Moment war mir egal, dass sie auf meine Schule gingen und ich ihr Schülersprecher war, der vielleicht nicht unbedingt seinen Mitschülern einen Mittelfinger zeigen sollte. Ich war einfach viel zu frustriert, um darüber nachzudenken. Lachend drehte ich mich also zur Bar um und schaute mir schon mal an, welches Getränk ich als nächstes bestellen sollte, obwohl noch ein ordentlicher Schluck in meinem Becher übrig geblieben war.
Leicht zuckte ich zusammen, als die meisten im Haus plötzlich anfingen, zu klatschen und ich nach einem kurzen Seitenblick rasch bemerkte, wieso. Genau in diesem Moment besuchte endlich die Gastgeberin ihre eigene Party, nachdem schon fast zwei Stunden vergangen waren. Wahrscheinlich war das bei den reichen Teenies so ein Ding. Schließlich konnten sie so einen großen Auftritt haben, genau wie Ayla, die in ihrem silberglitzernden Partykleid die meisten Jungen und sogar einen Teil der Mädchen zum Starren brachte. Mich hingegen, blendete die glitzernde Farbe in Verbindung mit den hellen Lichtern schon fast, sodass ich mir die Augen reiben musste. Natürlich wusste ich, dass sie eigentlich ein echt schönes Mädchen war, aber dieser protzige Aufwand war für mich wohl eher ein riesiger Abturn. Voller Unbehagen drehte ich mich aber sofort wieder von ihr weg, als ihr Blick auf mich gefallen war und sie mich so anschaute, als wolle sie mich in der Luft zerfetzen, nachdem ich nun mit ihrem Exfreund zusammen auf ihrer Party erschienen war.

Lost In Lies | KürbistumorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt