Kazutora war inzwischen schon an seinem Zuhause angekommen. Leise klettere er die Regenrinne hoch und wollte grade wieder in sein Zimmer einsteigen, doch das Fenster war verschlossen. Durch die verdreckten Scheiben erblickte er seine aufgebrochene Zimmertür.
„Scheiße", nuschelte er ängstlich, nachdem seine sichere Methode in sein Zimmer zu kommen, soeben zunichte gemacht wurde.
Langsam kletterte er wieder hinunter. Er ging zur Haustür. Rechts neben dieser befand sich eine Topfpflanze mit einem großen Stein der als Deko dient. Er hob den kalten Gegenstand an und zog vorsichtig den Ersatzschlüssel der dort immer zu finden war unter dem Stein hervor. Mit seinen erdigen Händen drehte er vorsichtig den Schlüssel im Schloss um sie möglichst geräuschlos zu öffnen was ihm auch gelang. Schnell befördere er den Schlüssel wieder an seinen Platz. Sein Herz drohte ihm vor Angst und Anspannung fast herauszuspringen. Die Atmung des Jungen war unregelmäßig und fast schon ähnlich zu einem Hyperventilierendem. Schnell presste er sich sein Tshirt an den Mund um das laute Geräusch zu unterdrücken. Schweiß lief über sein eh schon triefendes Gesicht. Langsam und vorsichtig setzte er einen Schritt vor den anderen und versuchte dabei seine Atmung in den Griff zu bekommen. Als er am Wohnzimmer vorbei ging, traute er sich kaum zu atmen, bis er fast vorbei war.
„Bleib stehen", vernahm er eine Stimme neben sich die ihn vor Angst schaudern ließ. Im Licht des Fernsehers erblickte er in dem sonst spärlich beleuchteten Raum die Fratze, die ihm schon all die Jahre Angst einjagte.
„Va...Vater", stotterte er und bekam schon im nächsten Moment eine leere Bierdose gegen den Kopf geworfen.
„Wo warst du nutzloses Stück Scheiße?", knurrte sein Vater bedrohlich und hievte sich mit knarzender Untermalung des Leders aus dem braunen Fernsehsessel. Mit schnellen Schritten ging er auf seinen Sohn zu.
Kazutora hingegen würde am liebsten schreien, weinen und wegrennen gleichzeitig, doch stattdessen blieb er mit weitaufgerissenen Augen, vor Angst zitternd und mit leicht offenem Mund stehen.
„Wo warst du?!", schrie ihn der Mann an, woraufhin er etwas hartes gegen seine Schläfe spürte und zu Boden kippte. Sofort schmeckte er den ihm bekannten metallenen Geschmack im Mund und spuckte die rote Flüssigkeit röchelnd aus. Schmerzverzerrt hielt er sich seine Schläfe.
„Ich hab gefragt wo du warst!", schrie er erneut und trat seinen bis eben noch knienden Jungen mit der Hacke seines Schuhes in die Wirbelsäule, dass diesem die Luft wegblieb und er nun wie eine Flunder auf den Boden lag, zitternd vor Schmerzen und Angst.
„Jetzt red schon endlich du unnützes Ding!"
„Ich...ich war nur draußen mit Baji und..."
„Baji? Keisuke Baji?!", wie oft soll ich dir noch sagen, dass du dich von diesem Taugenichts fernhalten sollst! Nur wegen ihm bist du überhaupt in den Knast gekommen!", unterbrach ihn sein Vater wütend und hob seinen Fuß erneut. Zitternd krümmte er sich zusammen und schützte mit den Armen seinen Kopf.
„Ne...nein da...das stimmt ni...", doch weiter kam der Junge nicht mehr. Das kalte Leder des Schuhs stand nun auf seiner linken Wange, die Rechte berührte den harten, hölzernen Paketboden.
„Wag es nicht noch einmal so mir zu wiedersprechen du niederes Stück Unrat!", schrie der Mann erneut und drehte die Fußspitzen tiefer in die Wange seines Sohnes, der vor Schmerzen stöhnte und aufschrie.
„Hör doch bitte auf", flehte er kaum hörbar unter Schmerzen.
„Was hast du da eigentlich schon wieder an?! Was hat das zu bedeuten?"
Er packte die schwarzblonden Haare des Jungen und zog ihn so auf seine wackeligen Beine, die drohten jede Sekunde nachzugeben. Der Vater spürte die Nässe der Haare auf seiner Haut und riss ihm ein paar auch aus, doch das war ihm vollkommen egal.
„Da...das is eine Gang...Jacke von...meiner neuen Gruppe", brachte er leise hervor in der Hoffnung sein Gegenüber würde es nicht hören, doch dieser beförderte ihn zugleich mit einem Kick in den Magen gegen die Wand des Wohnzimmers. Durch die Erschütterung fiel ein Bild neben Kazutora zu Boden. Es zeigt ihre „Familie". Klirrend zersprang das Glas als es den Grund berührte und verteilte sich neben ihm auf den Fußboden.
„Bist du noch zu retten?! vor deiner Knastzeit warst du Mitglied bei einer Bande mit einem wahnsinnigen Zwerg als Anführer und jetzt bist du grade Mal ein paar Stunden draußen und schon in der nächsten?! Was haben wir nur falsch mit dir gemacht?! Am besten wäre es du wärst nie geboren worden!"
Genau das sagte Kazutora so oft zu sich selbst. Wie oft er sich schon gewünscht hatte gar nicht oder als Jemand anderes geboren zu werden, ließe sich bestimmt nicht mehr an 4 Händen abzählen. Doch sowas nochmal von Jemanden anderen zu hören schmerzte noch mehr und gab ihm die Bestätigung, dass etwas an diesen Worten dran sein musste.
Er dachte an seine Grundschulzeit oder wenn er durch die Stadt lief und lauter glückliche Kinder mit ihren Eltern sah, die ein Eis oder was auch immer gekauft bekamen und vorallem wie nett und lieb mit ihnen geredet wurde. So sehr hatte sich seine Seele danach gesehnt auch so etwas zu fühlen und doch wäre es wahrscheinlich ungewohnt für ihn gewesen da er so ein Gefühl noch nie vernommen hatte: Liebe, Vertrauen, Zuneigung, Geborgenheit, Verständnis, dies waren alles Gefühle die tief versteckt und unentdeckt in ihm schlummerten.
Er schloss die Augen er wusste eh was jetzt kam und da es sowieso kein entkommen gab, hatte er sich seit Jahren schon mit seinem Schicksal abgefunden.
Ein Schlag gegen die Schläfe haute ihn um, auf den mit Scherben verzierten Boden. Der zweite Tritt folgte als Kinnhaken, sodass Kazutora kurz schwarz vor Augen wurde und er kaum mehr atmen konnte. Die Scherben bahnten sich ihren Weg in seine Wange und hinterließen dort überall kleine Schnitte und Wunden.
Das schmerzvolle Aufstöhnen seines Sohnes brauchte den Vater immer mehr in Rage. Immer schneller und kräftiger trat er auf den am Boden liegenden Jungen ein, der sich vor Schmerzen krümmte. Mit einem Schwall Blut den Kazutora ausspuckte fiel er endgültig in Ohnmacht. Zu seinem Vorteil, da er nun nicht mehr spüren musste wie dieses Monster ihn weiter immer näher seinen Tod brachte.
Nachdem er bemerkte, dass Kazutora nun wie immer das Bewusstsein verloren hatte, trat er noch ein kräftiges Mal aus. Geräuschvoll sammelte er einen Ball aus Spucke in seinem Mund und schleuderte es auf dessen Wange.
„Schlaf gut du unnützer Sohn", verabschiedete er sich und ließ das Licht erlischen. Kazutora lag im Mondschein, der sich durch die großen Fenster Zutritt in den trostlosen Raum erschlich. Bewusstlos lag der Schwarzblonde zwischen Scherben, Erbrochenen und Blut, so wie jedes Mal nach einer Auseinandersetzung mit seinem Vater.
*Wäre ich doch nie nachhause gekommen, aber wo soll ich auch sonst hin?*
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Hass geht an der Stelle raus an Kazutora's Vater, hasse diesen Charakter für alles was er getan hat, deswegen stell ich ihn hier ziemlich schlimm da, aber muss so sein
#sorrykazutora🥺Lasst gerne Feedback da diesmal war es nicht ganz so lang wie sonst, aber ich hoffe es hat euch trotzdem gefallen^^
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Black and White [Kazutora FF]
Fanfiction2 Jahre...2 lange Jahre waren vergangen, der Tag von Kazutora's Freilassung war gekommen. 2Jahre voller Frust, Trauer und seelischen Qualen waren vorbei. Doch was war nun? Wird das Leben danach besser? Da war er sich selber nicht sicher. Wird alles...