Aufmerksamkeit

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Kapitel 10

Als ich meine Augenlider am nächsten Morgen wieder aufschlug, konnte ich nicht gerade behaupten, dass ich mich besser fühlte. 

Irgendwie hatte ich es gestern geschafft in den Schlafsaal zu kommen, ohne dass mich irgendjemand sah und darauf ansprechen konnte. Den Unterricht hatte ich aber dann einfach ausfallen lassen. Mum wäre vermutlich stinksauer auf mich, doch ich konnte mich nicht einfach wieder zu den anderen setzen und so tun, als wäre nichts geschehen. Zumal mittlerweile eh alle bescheid wussten.

Auch heute war ich wirklich stark am Überlegen gewesen, ob ich auch diesen Tag ebenfalls an mir vorbei ziehen lassen sollte; hier in meinem Bett liegend.  Aber das brachte auch nichts.

Ich musste mich dem ganzen jetzt und heute stellen, bevor ich noch länger darüber nachdenken konnte und mich dann gar nicht mehr trauen würde.

Dabei kamen mir auch Fred's Worte von gestern wieder in den Sinn: "Das einzige, was du jetzt tun kannst, ist es besser zu machen"

Ich wusste, dass ich nochmal mit Adrian sprechen musste. Zwar nicht heute, denn dafür war ich dann doch noch nicht so weit, aber in den nächsten Tagen auf jeden Fall. Er musste wissen, dass ich es nicht mit vollem Bewusstsein getan hatte. Klar, erhoffte ich mir nicht, dass er mich danach einfach wieder zurücknehmen würde, aber ich wollte das klargestellt haben. 

Gerade war ich mit Hermine, Harry und meinem Bruder - der mir immer wieder einen zornigen Blick zu warf - auf dem Weg zur großen Halle. 

Mit Hermine hatte ich bereits heute morgen darüber gesprochen. Sie hatte angefangen sich furchtbare Vorwürfe zu machen, dass sie nicht doch darauf bestanden hatte, mich nach oben zu begleiten. Als ich klargestellt hatte, dass sie daran definitiv keinerlei Schuld trug, war sie zunächst sauer, dass ich ihr nicht schon früher etwas gesagt hatte und dann eher schockiert, dass es Malfoy war. Ich meine, wer war das auch nicht?

Als wir in der großen Halle ankamen, fühlte ich mich wie eine Jahrmarktsattraktion -oder wie auch immer die Muggle das nannten. Auf jeden Fall verdammt Beobachtet! Mir kam es so vor, als würden alle Gespräche regelrecht verstummen, nachdem ich einen Fuß in die Halle gesetzt hatte. 

Alle Augen lagen auf mir. Obwohl ich die Aufmerksamkeit für gewöhnlich schon recht gerne hatte, war das einfach nur unangenehm.

Ich atmete tief durch; versuchte mir nicht anmerken zu lassen, wie entblößt sowie beschämt ich mich fühlte und ging einfach neben Hermine her, die mir ebenfalls einen seitlichen Blick zuwarf.

Nachdem wir an einigen Schülern vorbeigegangen waren, konnte ich das Getuschel hinter meinem Rücken bereits klar und deutlich vernehmen. Es war so, als würden sie extra laut darüber sprechen.

Sätze wie: "Dass sich die hier schon wieder hintraut!" oder "Schaut mal die Schlam** ist hier!"

Ich versuchte das ganze einfach zu überhören und nicht an mich heran dringen zu lassen, doch so richtig klappen wollte dies nicht. Es verletzte mich. Vor allem die Schimpfwörter, aber vielleicht hatte ich das auch bis zu einem gewissen maß verdient gehabt, versuchte ich mir einzureden.

Glücklicherweise sah ich weder Adrian noch Malfoy im Essensaal, was das ganze wenigstens etwas erleichterte. Ich wüsste nicht, wie ich damit auch noch zusätzlich hätte umgehen sollen.

Beim Frühstück verhielt ich mich eher ruhig. Das Gaffen der anderen Gryffindors am Tisch, blieb bei mir nicht unbemerkt. Auch wenn ich nicht direkt hinsah, spürte ich die Blicke auf mir. 

Mit einem Löffel stocherte ich in meinen Haferflocken herum. Ich hatte keinen großen Appetit gehabt, weswegen es mir schwer fiel etwas herunter zu bekommen. 

Da Hermine aber glücklicherweise auch schnell fertig war, entschieden wir uns bereits vorzugehen und unsere Unterlagen von oben zu holen. 

Ron würde eh noch Stunden essen, worüber ich jedoch auch froh war. Ich hasste es, dass er mich ständig so ansah, als wenn er unglaublich sauer auf mich wäre. So viel hatte er dann mit Adrian auch wieder nicht zu tun gehabt. Auch wenn er sich das vielleicht ein bisschen gewünscht hätte.

Harry hingegen zuckte mit seinen Schultern und warf mir ein kleines, entschuldigendes Lächeln zu, welches ich dankbar zurückgab.

Wir standen auf und ich für meinen Teil versuchte so schnell wie möglich aus dem Saal zu sprinten.

Eine Welle der Erleichterung überkam mich, als ich um die Ecke bog und die Halle hinter mir ließ.

"Alles ok?", fragte Hermine besorgt, die erst einige Sekunden nach mir ankam.

"Ja, jetzt wieder", sagte ich und warf ihr ein schmales Lächeln zu.

Wir gingen größtenteils schweigend nebeneinander her, bis laute Stimmen an mein Ohr drangen.

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Gefährliches Verlangen || Draco×CaityWo Geschichten leben. Entdecke jetzt