Laute Gedanken & Seltsamkeiten

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Kapitel 30


Es war fast Mitternacht. Stille und Dunkelheit umgaben mich und drohten mich beinahe zu verschlingen.
Meine Augen waren geöffnet und starrten in meine dunkle Umgebung.

Ich konnte nicht schlafen.

Irgendwie hatte mich die Tatsache, dass Draco auch bald ein Todesser sein könnte, völlig aus der Bahn geworfen. Natürlich wusste ich, dass sein Vater einer war und über seine Tante wollten wir erst gar nicht sprechen, aber trotzdem erschien es mir so surreal.

Er hatte mir eine Seite an sich offenbart, die einen höflichen, lustigen und ja, auch zärtlichen und bekümmerten Draco darstellten.

Nur mit ihm, hatte ich bisher solch schöne Stunden auf dem Astronomieturm oder in versteckten Orten verbracht.

Ob Draco diese Zeit wohl auch so empfunden hatte?
Wir hatten nie wirklich darüber gesprochen, was wir füreinander empfanden oder in welcher Beziehung wir zueinander standen.

Aber anhand wie er sich in meiner Gegenwart verhielt, fiel es mir schwer zu glauben, dass er dunkle Absichten haben könnte.

Auch wenn das vielleicht vollkommen dumm war.

Zumal wir trotz allem aus zwei von Grund auf verschiedenen Welten kamen, die sich wohl nie miteinander vertragen würden.

____

Heute war Mittwoch. Sonst trafen wir uns immer Mittwochs um diese Zeit auf dem Astronomieturm, doch heute konnte ich mich nicht dazu überwinden zu ihm zu gehen. Es fühlte sich an wie eine Mauer, die mich davon abhielt.

Schon gestern war ich ihm den ganzen Tag aus dem Weg gegangen und hatte seine Blicke ignoriert. Mir war es zwar verdammt schwer gefallen, so zu handeln, doch es war wie ein Drang, ihn meiden zu müssen. Ich konnte nichts dagegen tun.
Oder wollte ich nichts dagegen tun? Verdammt wieso musste das alles nur so verwirrend sein?

***

Viel zu schnell hatten meine Beine das Bett verlassen, als die ersten Anzeichen von Tageslicht das Zimmer erhellt hatten.

Schnell zog ich mir meine graue Jacke über meinen Pyjama und schlich mich leise aus dem Zimmer.

Es würde noch knapp zwei Stunden dauern, bis die ersten wach sein würden, und ich brauchte jetzt erstmal frische Luft.

Vielleicht würde die mir helfen, meine Gedanken zu sortieren.

Es dauerte nicht lange, bis ich aus dem Gemeinschaftsraum; die Treppen nach unten und einige Meter bis zum Ausgang in den Innenhof gelangte.

Die Tür war noch verschlossen, weswegen ich diese zuvor noch öffnen musste, ehe ich nach draußen konnte.

Ein Windstoß kam mir entgegen, als ich hinaustrat. Zwar war es noch kühl, doch für Ende Februar war es doch schon ziemlich angenehm.

Ich atmete tief ein, spürte wie sich die Luft in meinen Lungen verbreitete und trat weiter in den Innenhof.

Es war zwar noch nicht ganz hell, aber trotzdem konnte ich schon einiges sehen.
Meine Augen wanderten in Richtung der endlos wirkenden Brücke. Sie war zur Hälfte mit Nebel bedeckt, weswegen es wirklich so aussah, als würde sie meilenweit in die Ferne gehen.
Meine Füße trugen mich näher zu dem mysteriös aussehendem Spektakel. Ein Blick in die Tiefe verriet mir, dass der Nebel nicht nur die Brücke eingenommen hatte.

"Was machst du da?", erschreckte mich eine Stimme hinter mir und ließ mich zusammenzucken. Sofort drehte ich mich um und erblickte niemand anderen als Tony hinter mir. Mit nicht allzu großer Entfernung stand er nun quasi direkt vor mir.

"Du hast mich fast zu Tode erschreckt", erwiderte ich vorwurfsvoll und trat einen Schritt zurück, um etwas Abstand zwischen uns zu bringen.

"Tut mir leid, das wollte ich nicht Caity", er betonte meinen Namen zum Ende seines Satzes. Ich nickte daraufhin nur.

Er musterte mich von oben bis unten, was mich etwas unwohl fühlen ließ.
"Also, was tust du schon so früh hier?", fragte er ein weiteres mal und sah mir wieder in die Augen.

"Ich konnte nicht wirklich schlafen und brauchte etwas frische Luft", erklärte ich.

"Verstehe", war das einzige, was er erwiderte.

"Und was tust du hier?", wollte ich ebenfalls wissen.

"Ich hab dich zufälligerweise aus dem Gemeinschaftsraum rennen sehen und dachte mir, dass ich mal nach dir schaue"

"Oh, dass ist wirklich nett, aber mir geht's gut. Wie gesagt, ich brauchte nur etwas Zeit für mich"

"Zeit für dich? Ist etwas vorgefallen?", fragte er neugierig. Zu neugierig, wenn man mich fragte.

"Nein, nein", log ich, "Alles gut"

Er legte seinen Kopf schief: "Wieso lügst du mich an Caity?"

Seine gesamte Stimmung schien sich von einem auf den anderen Moment um 360 Grad gewendet zu haben.

"Ich Lüge nicht!", war das einzige was ich sagte. Irgendwie war diese Situation schon ziemlich seltsam. Ich meine, was ging es ihn an, was ich hier tat und ob ich ihn anlog oder nicht. Ich meine, wir kannten uns doch kaum!

Doch so schnell diese Veränderung gekommen war, so schnell verschwand sie auch wieder.

"Gut, dann lass ich dich mal wieder in Ruhe. Vielleicht sehen wir uns ja später nochmal", war das letzte, was er freudig sagte, bevor er eilig davonlief.

Was war das denn jetzt? Hatte er etwa auch Stimmungsschwankungen oder was sollte das?

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Gefährliches Verlangen || Draco×CaityWo Geschichten leben. Entdecke jetzt