Schrei!

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Kapitel 44

Ich trat einige Schritte nach draußen; ließ das Licht auf meinem Zauberstab etwas heller werden und richtete ihn zunächst mehr nach links. Meine Augen scannten meine Umgebung. Die dunkle Landschaft und die beinahe schon bedrückende Stille fiel mir besonders auf. Nur der eiskalte Wind, der immer mal wieder über die Wiesen und Felder zog, trug hier und da ein pfeifendes Geräusch mit sich.

Doch bis auf dies war nichts anderes wahrzunehmen - Oder eher gesagt niemand anderes. Schien so als hätte ich doch Halluziniert. Ob das wohl vom schlechten Schlaf kam? Ich wusste es nicht, aber ich wollte auch nicht unbedingt noch länger als nötig hier draußen stehen bleiben.

Gerade, als ich mein Licht löschen und mich wieder umdrehen wollte, fiel die Tür ein weiteres mal zu. Der laute Krach erschrak mich so extrem, dass ich versehentlich meinen Zauberstab fallen ließ.

"Mist", schimpfte ich leise und suchte die Dunkelheit nach ihm ab. Das hatte mir gerade noch gefehlt!

Da sich nun zusätzlich auch noch der Mond hinter den Wolken zu verstecken schien, sah ich nun nahezu nichts mehr, was es nicht gerade einfacher machte, meinen Zauberstab wiederzufinden.

"Suchst du den?", erklang aus dem nichts eine Stimme.

Erschrocken drehte ich mich in alle Richtungen um. Ich konnte nicht deuten, woher es kam.

Mein Herz pochte mir bis zum Hals. Ich konnte niemanden sehen, aber ich hatte die Stimme gehört. Ganz sicher! Das war diesmal keine Einbildung gewesen! Mein Puls nahm wieder fahrt auf. Ich formte meine Hände zu Fäusten. Die Panik stieg immer mehr an.

Mit zitternder Stimme fragte ich: "W- Wer ist da?"

Ich hasste es mich zu fürchten und doch erinnerte mich diese Situation einfach zu sehr an etwas, das ich schon lange dringendst zu verdrängen versuchte. Das Ängstliche, das Wehrlose - Ich hasste diese Gefühle.

Etwas helles erschien in meinem Blickfeld. Meine Augen brauchten etwas, bis sie dieses grelle Licht verarbeiten konnte. Als ich dann aber sah, wer sich hinter dem Schein befand, fiel mir beinahe ein Stein vom Herzen.

"Merlin hast du mich erschrocken", sagte ich anklagend und fuhr mir mit einer Hand über mein Gesicht. Dabei bemerkte ich die nasse Haut, die darauf schließen ließ, dass mir einige Tränen über die Wange gelaufen sein mussten.

"Was machst du hier?", fragte ich Tony, als er nicht auf meine anderen Worte einging. Doch auch darauf erhielt ich keine Antwort. Ich betrachtete ihn näher. Er wirkte irgendwie müde und blass. So als wäre er völlig fertig.

"Tony, geht's dir gut? Du wirkst etwas blass, vielleicht möchtest du dich drinnen wieder etwas hinlegen?", bot ich ihm beunruhigt an. Er sah wirklich nicht gut aus.

"Ich glaube nicht, dass er das tun möchte, oder Tony?", erklang die tiefe Stimme einer weiteren Person, die aus der Dunkelheit hervortrat. Die Erleichterung, die ich eben noch beim Anblick von Tony verspürt hatte, veränderte sich nun zum genauen Gegenteil.

Ich kannte diese Stimme! Ganz sicher, aber ich konnte sie vor lauter Schock einfach gerade nicht zuordnen.

Pechschwarze Kleidung, die sowohl seinen Körper, als auch sein gesamtes Gesicht verdeckte und mit der Umgebung verschmelzen ließ, war das einzige, was ich von ihm sehen konnte.

"Wer sind Sie und was wollen Sie hier?", fragte ich panisch und trat einige Schritte zurück, als er etwas näher kam. Ich verfluchte mich dafür, dass ich vorhin meinen Zauberstab verloren hatte.

Tony stand teilnahmslos neben dem Fremden. Es schien fast so, als würde es ihn noch nicht mal interessieren, was gerade geschah.

"Das hat dich nichts anzugehen, meine Schöne. Zumindest jetzt noch nicht"

Der Klang seiner rauen Stimme verbreitete eine Gänsehaut auf meinem gesamten Körper. Ich konnte vor lauter Angst gar nicht richtig darüber nachdenken, was er mir gerade gesagt hatte, also ließ ich es einfach so stehen.

Was ich aber in meinen Gedanken immer und immer wieder abspielte, war : Schrei! Schrei einfach so laut du kannst!

In der Hoffnung natürlich, dass mich drinnen im Haus jemand hören und mir zur Hilfe kommen würde.

Also tat ich, was mein Kopf mir sagte und begann zu schreien so laut ich konnte. Ich war selbst von mir überrascht, solch einen lauten Ton aus meiner Kehle bekommen zu haben. Doch lange konnte ich diesen nicht halten, da der Mann mit nur wenigen Schritten hinter mir stand und wütend seine Hand über meinen Mund schlug.

"Du dummes Mädchen", war das letzte, was ich hörte, ehe mein Bewusstsein aussetzte.

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Gefährliches Verlangen || Draco×CaityWo Geschichten leben. Entdecke jetzt