Hermines Geheimnis

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Kapitel 23


Mir war nicht klar gewesen, wie ernüchternd es sein konnte, über zwei Stunden jedes einzelne Regal durch zu stöbern und absolut nichts brauchbares zu finden. Ich meine, so schwer konnte es doch gar nicht sein, nur einen etwas näherliegenden Satz zu entdecken.

Schlendernd wanderte ich nun durch die Gänge; wusste nicht ganz, was ich als nächstes tun sollte.

Neugierde war wirklich ein Fluch!

Ich stand vor genau drei Möglichkeiten: Entweder gab es wirklich nichts zu dem Thema und meine ganze Sucherei war vergebens; oder ich hatte einfach nicht genau genug gesucht und es war mir irgendwie durch die Finger gerutscht.; oder es befand sich etwas dazu in der verbotenen Abteilung.

Klar, hörte sich letzteres am plausibelsten an, doch ich konnte ja nicht einfach am helllichten Tag dort hinein spazieren. Wenn dann würde ich Harry erst fragen müssen, ob er mir seinen Tarnumhang ausleihen würde und das war gerade nur schwer möglich, weil Ron wirklich alles tat, damit Harry nicht nochmal mit mir sprechen konnte. Womöglich hatte er angst, dass wir uns verbündeten oder so was. Oder er war einfach endgültig durchgedreht. Jedenfalls erinnerte mich die ganze Situation an einen großen Kindergarten.

Am liebsten hätte ich mit Hermine über diese mysteriöse Buchseite gesprochen. Das Problem daran war nur, dass ich sie schon eine gefühlte Ewigkeit nicht mehr gesehen hatte und mir langsam Sorgen um sie machte. Sogar die Stunde heute in Zauberkunst hatte sie ausfallen lassen und das sah Hermine Granger nun wirklich überhaupt nicht ähnlich. Eigentlich hatte ich angenommen, dass sie ebenfalls in der Bibliothek sein würde, doch dort war keine Spur von ihr - Und ich war definitiv in jedem Abteil mindestens einmal gewesen.

Also entschied ich mich jetzt in den Gemeinschaftsraum zu gehen und sie dort hoffentlich anzutreffen.

Doch als ich über die Schwelle hinweg in den Raum trat, bot sich mir ein Bild, welches ich nicht erwartet hatte.

Zwar befand sich Hermine in dem Raum, doch sie saß zusammengekauert auf dem Sofa und hatte ihr Gesicht in ihren Knien vergraben, die sie angewinkelt hatte.

Vor ihr kniete meine kleine Schwester und auch Fred und George waren anwesend. Allerdings sahen sie eher so aus, als wären sie selbst gerade erst auf die Situation gestoßen.

Sofort lief ich zu ihnen, doch sobald mich Ginny entdeckte, erhob sie sich und kam auf mich zu, um mich kurz beiseite zu nehmen.

"Was ist passiert?", fragte ich meine Schwester sofort.

"Sie wollte es mir nicht so richtig erzählen, aber wenn meine Vermutung richtig ist, dann könnte es an Ron liegen"

"Ron?", ein verwirrter Blick machte sich auf meinem Gesicht breit. Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, was mein Zwilling jetzt schon wieder angestellt hatte.

"Ja also... Ich muss dir etwas erzählen, aber du musst versprechen, dass du nicht sauer bist"

Ich kannte diese Aussage nur allzu gut und ich hasste sie. Denn immer, wenn jemand sagte, dass man nicht sauer sein sollte, dann war man es zum guten Schluss jedes Mal.

"Ginny sag mir sofort was los ist", befahl ich ihr und sah sie ungeduldig an.

"Na schön. Mir fällt das ganze schon länger auf... Ich denke aber, dass sie im Moment traurig beziehungsweise enttäuscht ist, weil Ron vorhin Lavender geküsst hat"

Ich dachte mich verhört zu haben.
"Warte was? Also erstens: Ron hat Lavender geküsst?!...", meine Stimme hörte sich genauso entsetzt an, wie ich mich fühlte, "Und zweitens Hermine ist deshalb enttäuscht? Wieso sollte sie das sein?"

Ginny warf mir einen eindringlichen Blick zu, der mich verstehen ließ, was ich wegen meiner Dummheit nicht sofort gesehen hatte.

"Oh", gab ich nur von mir, "Wieso fällt dir sowas auf und nicht mir?"

"Naja, du scheinst in letzter Zeit auch ziemlich abgelenkt zu sein", erklärte Ginny und sah mich mit einem wissenden Blick an.

Ich wollte sie fragen, auf was genau sie hinauswollte, denn es schien so, als hätte meine Schwester ihre Ohren momentan überall, doch da hörte ich ein schniefen.

Hermine! Natürlich!

Ich brach unsere Unterhaltung sofort ab. Hermine war im Moment viel wichtiger, als das was Ginny vermeintlicherweise wusste.

"Komm Mine, gehen wir nach oben in den Schlafsaal, dann kannst du dich in Ruhe ausruhen und mir erzählen, was los ist", sagte ich behutsam, nachdem ich mich ebenfalls zu ihr hinunter gekniet hatte und eine Hand auf ihren Arm gelegt hatte.

Sie nickte leicht und ich half ihr beim aufstehen.

Die Versuche der Zwillinge Hermine aufzuheitern hatten wohl nicht so gut geklappt. Trotzdem schenkte ich den beiden ein dankbares Lächeln, als ich Hermine in Richtung Treppen begleitete.

Wer hätte gedacht, dass dieser Tag noch so viele Turbulenzen mit sich bringen würde?

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Gefährliches Verlangen || Draco×CaityWo Geschichten leben. Entdecke jetzt