Kapitel 16

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„Arila! Aufstehen!" Ich öffne meine Augen und werde augenblicklich von der Sonne geblendet. „Was ist denn der Ball ist doch erst Abends oder nicht?", murmel ich noch halb am Pennen. „Jaa, aber wir müssen Dinge vorbereiten! Magrit meinte, sie kümmert sich heute um Emmi." Sie zieht mir die Bettdecke weg und reißt ein Fenster auf. „Skyy" jammer ich „Du mutierst gerade zu meiner Mum!" „Ja, das Gefühl habe ich aber auch." Sie verschränkt die Arme vor der Brust. „Was bist du auch immer noch so lange wach" Ich grinse sie nur entschuldigend an und rolle mich aus meinem Bett. „Na los, geh schon dich fertig machen, ich bereite schon mal mit Magrit Frühstück vor." nickend verschwinde ich im Bad und stelle mich unter die Dusche. Nach dem Duschen suche ich mir eine schwarze Jogginghose und ein ebenfalls schwarzes Top heraus. Ich muss sagen, dass mir die Klamotten in diesem Schrank sehr gefallen. Ich renne, mit noch nassen Haaren, die ich mir währenddessen zu einem Dutt binde, die Treppe herunter und in die Küche. Seit gestern Mittag habe ich dank Emily nichts mehr gegessen. Es riecht nach Brötchen und frischem Kaffee. Magrit ist gerade dabei, Rührei anzubraten. „Oh guten morgen Liebes, Skylar deckt grade im Speisesaal den Tisch, es wäre schön, wenn du das eben hier erledigen könntest. Dein Latte Macchiato steht schon auf dem Tisch." Ich lächel sie an „Dankeschön" sie wirft mir einen liebevollen Blick zu. Nach dem Frühstück verschwindet Magrit nach oben, da Emily sich durch das Babyphon meldet. „Warum kümmert Magrit sich eigentlich jetzt schon um sie, ich könnte das doch noch machen bis wir weg sind", frage ich Sky. „Ja, theoretisch schon, aber es ergibt ja mehr Sinn, wenn wir die Vorbereitungen für den Ball erledigen, wenn wir ja auch hingehen." Ich runzel die Stirn „Aber was müssen wir denn alles machen für den Ball?" Sky beginnt zu kichern und ich bekomme angst. „Also zu aller erst sollen alle was für das Büfett mitbringen, also werden wir eine Torte machen..." „Eine Torte?!" unterbreche ich sie, normale Menschen bringen Käsespieße oder Brezeln mit, aber nein wir müssen gleich eine ganze Torte machen, warum auch nicht. Sky lacht „Jaa natürlich. Etwas anderes wäre doch langweilig, oder nicht?" Sie legt den Kopf schief. „Naja, dann braucht es ja auch Zeit uns fertig zu machen und wir müssen nach Las Vegas fliegen, das dauert auch etwa eine halbe Stunde und die Feier beginnt schon um sieben." Mein Kiefer klappt auf „Wir fliegen nach Las Vegas??" Sky lacht, schon wieder. „Ja, der Ball findet in einer riesigen Partyhalle in Vegas statt und dort werden wir mit einem Jet hinfliegen." Mit einem Jet? Das wird ja immer besser, gleich sagt sie noch das man da nur rein kann, wenn man sich als Millionär ausweisen kann. Ich schüttel nur den Kopf, während ich den Tisch abwische. „Ich würde sagen, wir fahren jetzt erst mal einkaufen, wir brauchen noch Zutaten für die Torte." Verkündet Sky. Wenig später ziehe ich mein Mantel an und trete vor die Haustür. In den letzten zwei Wochen habe ich nicht einmal das Grundstück verlassen, ich musste immer Emmi im Blick haben, man kann nie wissen, was sie als Nächstes anstellt. Sky rümpft die Nase „Hast du einen Führerschein?" ich schüttel den Kopf, abgesehen davon das ich irgendwie immer ohne ausgekommen bin, hatte ich auch nicht die Zeit dafür. „mhh... komm lass uns mal gucken, was wir so finden. Ich laufe ganz sicher nicht bis zum Supermarkt." Sky nimmt meine Hand und zieht mich mal wieder hinter sich her. Kurze Zeit später stehen wir vor einer Art Schuppen, in dem man vermutlich auch hätte wohnen können. Sky reißt die große Tür auf. Sie kreischt „Ahhh dahinten stehen noch Quads!" „Ehrlich? Bist du schon mal mit den gefahren?" frage ich und gehe zu den riesigen schwarzen Teilen. „Nö, aber so schwer kann das ja nicht sein." Ich zucke mit den Schultern, „Lass uns erstmal zwei hier herausholen." Sky nickt. Etwa zehn Minuten später haben wir es endlich geschafft, die riesigen Dinger hinauszubefördern. „Und wie gehen die Teile an?", frage ich, während ich am Steuer herumdrehe und auf einen Knopf drücke. „Ähm, mit den Schlüsseln denke ich mal." Sky öffnet hinten eine Klappe und streckt mir triumphierend einen Schlüssel entgegen. Ich hole schnell auch meinen heraus. „Na dann kann es ja jetzt losgehen" Sky schwingt sich auf ihr Quad und steckt den Schlüssel in, das Schlüsselloch vorne am Lenker. Ich mache es ihr nach und drehe den Schlüssel herum und der Motor heult auf, ich grinse Sky an, stelle meine Füße hoch und drehe am Lenker. Das Quad setzt sich in Bewegung und ich rase los. Sky jagt hinter mir her. Ich kreische lachend, als wir um eine Kurve schlittern und Bremsspuren hinterlassen. Sky hupt von hinten und überholt mich im nächstem Moment „Wir sehen uns dann beim Supermarkt!" ruft sie mir provozierend zu. Damit machte sie einen Fehler. Zum Glück hatte sie mir vorher den Weg zu Supermarkt erklärt. Ich drehe den Gashebel durch und lehne mich nach vorne. Schnell hole ich sie wieder ein und überhole sie. Ich höre nur ihr empörtes Schnauben. Dort hinten kommt die nächste Kurve, Sky würde mit Sicherheit ein wenig abbremsen, aber nicht viel. Sie ist immer noch dicht hinter mir. Nein, ich darf nicht bremsen. Ich schieße in die Kurve rein und spüre wie die eine Seite meines Quads abhebt. Ich beiße die Zähne zusammen. Ich. Werde. Nicht. Bremsen. Ich verlager mein Gewicht auf die rechte Seite, die Seite, die vom Boden abgesetzt hat. Und dann habe ich es geschafft, die Straße wird wieder grade und das Squad setzt wieder auf. Mit einem Blick zurück erkenne ich, dass ich Sky jetzt ein gutes Stück abgehängt habe und Jubel. Trotzdem komme ich nur kurz vor ihr beim Supermarkt an.
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Sky stapft zu mir, nachdem sie ihr Quad abgeschlossen hat. „Bist du schon mal Quad gefahren? Ich meine, was war das bitte für eine Aktion in der Kurve, noch ein bisschen schneller und du hättest die Straße geküsst!" Ich Lache los. „Ja, aber es hat ja geklappt" sie atmet heftig durch die Nase aus, muss aber ganz offensichtlich ein Grinsen unterdrücken. „Na los, lass uns reingehen", sage ich lachend und wir betreten zusammen den Supermarkt.
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Sky wirft die große Einkaufstüte auf den Tisch, und kramt ein Blattpapier hervor, auf dem das ewig lange, komplizierte Rezept steht, mit dem sie uns jetzt quälen will. Ungefähr drei Stunden später steht die fertige Torte auf dem Küchentisch und Sky mit Torten creme an den Händen, Teig in den Haaren, Mehl im Gesicht und einem breiten Grinsen vor mir. Margit ist vorhin kurz hereingekommen, hat den Mund geöffnet, im nächstem Moment wieder geschlossen, hat sich mit einem Seufzen umgedreht und die Küche wieder verlassen. Ich bin ehrlich, ich kann sie vollkommen verstehen, die Küche sieht aus wie ein einziges Schlachtfeld. Es wird ewig dauern, bis wir das wieder hinbekommen haben.

Es hat wirklich eine halbe Ewigkeit gedauert, bis die Küche wieder mehr oder weniger betretbar ist. Ich will mich gerade für eine Pause auf einen Küchenstuhl sinken lassen, als Sky mich auch schon wieder hochreißt. „Wir haben nur noch zwei Stunden, dann fliegen wir schon los, und wir müssen uns noch fertig machen!"

                                                                                              ...

Exakt zwei Stunden später kommen wir an einem kleinen Flughafen an, mehr eine Landebahn mit einem kleinen Gebäude daneben. Ich ziehe meinen Mantel etwas enger um mich und trotzdem läuft mir immer und immer wieder ein Schauer über den Rücken. Bei jedem Schritt machen die Stiefel die Sky herausgesucht hat ein lautes klacken. Eine Haarsträhne kitzelt mich am Hals und ich werfe meine Haare, die Sky noch vor fünfzehn Minuten fluchend gelockt hat, über die Schulter. Ist es wirklich eine gute Idee, mit auf diesen Ball zu fahren? Andererseits, was soll schon schiefgehen? Ich werde mit Sicherheit einiges an neuen Informationen zusammen bekommen. Wie auch immer, zum Umdrehen ist es jetzt eh zu spät. Sky, die meine Nervosität scheinbar bemerkt hat, greift nach meiner Hand. Sie trägt ein schwarzes Kleid mit Spaghettiträgern, darüber eine Jacke aus ebenfalls schwarzem Kunstfell, ihre hellbraunen Haare hat sie zu einem hohen Zopf gebunden und auch sie trägt High Heels, Sandalen, deren Bänder sich elegant um ihr Bein schlängeln. Sie deutet auf den Jet vor uns „Wir fliegen alleine Mr. und Mrs. Divois sind schon vor geflogen, Louis und Levin glaube ich auch, die brauchen vermutlich mal wieder ihren auftritt." Sie lacht und hebt die Hand, mit der sie unsere Torte trägt „Ich glaube wir dürfen nur da sein, weil wir die Torte bringen." Ich kicher und lasse ihr Hand los, um mich bei ihr unterzuhaken. Egal was meine Mum geschrieben hat, ich kann mir nicht vorstellen jemals gegen Sky zu arbeiten. Ich hatte noch nie wirklich Freunde, da ich durch meine Mum irgendwie immer anders war, deshalb kenne ich mich nicht wirklich mit so etwas aus, aber bei Sky und mir bin ich mir sicher, dass wir zu einem unschlagbaren und unberechenbaren Team zusammen wachsen können.

Ich schmeiße mich auf einen Sessel am Fenster. Nach dem uns der freundliche Pilot gefragt hat, ob wir bereit sind, startet er das Flugzeug und wir rollen los. Ich bin mir zwar sicher, dass es von den eigentlich zwei geben müsste, aber der um die sechzig jährige sieht so routiniert und locker aus bei dem, was er da vorne veranstaltet, dass ich ihm einfach vertraue. Die Gefahr, dass er das Bewusstsein verlieren könnte und dann niemand mehr den Flieger steuern kann, ignoriere ich. Nur einen kurzen Moment später heben wir ab und die Welt unter uns wird immer kleiner bis sie hinter den Wolken verblasst. Las Vegas, ich komme.

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