Ich wache von dem Klingeln meines Weckers auf. Ich habe beschlossen, dass ich weiter kommen muss. Ich weiß zwar nicht genau, was ich jetzt mit der Information „Mafia" anstellen soll, aber etwas über sie herauszufinden kann ja nicht schaden. Nachdem ich geduscht habe, gehe ich zu Emily und mache sie fertig. Ich versuche irgendwie so schnell wie möglich den Vormittag herumzubekommen und gleichzeitig Levin aus dem Weg zu gehen. Ich will ihn weder sehen, noch mit ihm reden oder überhaupt an ihn denken. Zwischendurch schaue ich immer wieder nach, ob die Seite getrocknet ist, aber sie scheint keine Lust dazu zu haben. Und dann habe ich es geschafft und gebe Emmi bei Magrit ab. Nicht das ich die Kleine nicht lieb habe, aber ich brauche vernünftige Ablenkung. Ich schnappe mir mein Handy und schmeiße mich auf mein Bett. Ich öffne Google und beginne zu suchen.
Seit wann gibt es die amerikanische Mafia?
Ich öffne die erste Seite, in der ich eine Handvoll Informationen finde. Sie entstand um das Jahr 1900 und wird auch La Cosa Nostra genannt, da sie eine Verbindung der italienischen und amerikanischen Mafia ist. Wirklich weiter bringt mich das allerdings nicht. Ich klicke mich von Seite zu Seite, bis ich auf eine durchaus interessante Information stoße. Ein früher wichtiger Treffpunkt war in dem Keller einer Kneipe, nicht weit von hier. Später wurde er aus unbekannten Gründen aufgegeben, aber die Kneipe gibt es noch heute und sie ist nur wenige Kilometer von hier entfernt. Ich werfe mir meinen Mantel über, binde meine Haare zu einem Zopf und schnappe mir eine große, dunkle Sonnenbrille. Meine Pistole schnalle ich an einen Gürtel und lasse sie unter dem Mantel verschwinden. Vorhin habe ich kurz mitbekommen wie Levin nach unten zur Schussanlage gelaufen ist, also schleiche ich mich in sein Zimmer. Auf einem Tisch liegen die Schlüssel und sein Motorradhelm, nur wenige Minuten später stehe ich vor seiner Maschine. Ich zöger nicht lange, schwinge mich darauf und zünde den Motor. Selbst Schuld, wenn er mir genau erklärt, wie man fährt. Im ersten Moment fühle ich mich noch etwas wackelig, aber ich gewöhne mich schnell an das Gefühl und beschleunige immer mehr.Kurze Zeit später komme ich vor dem heruntergekommenen Gebäude zum Stehen. Über der abgedunkelten Eingangstür ist ein verblasster Schriftzug zu erkennen. One Shot, ein passender Name. Ich ziehe den Schlüssel von Levins Motorrad ab und ziehe mir den Helm vom Kopf. Ich stoße die quietschende Tür auf und ein muffiger Geruch schlägt mir entgegen. Drinnen ist nur eine schummrige Beleuchtung, sodass sich meine Augen erst an die Lichtverhältnisse gewöhnen müssen. Nur ein paar Meter vor mir steht eine mächtige Theke, die schon ein paar Macken abbekommen hat. Hinter ihr steht ein alter Mann mit Bierbauch und einem grimmigen Gesichtsausdruck. Er beobachtet die Männer, die seine Gäste sind und scheint mich kaum wahrzunehmen. Links und rechts von der Theke stehen große Tische, an denen sich etwa zehn Männer verteilt haben, die laut grölen und lachen. Ich schüttel den Kopf bei dem Gedanken, dass es gerade mal vier Uhr Nachmittags ist. An den Wänden kann ich Einschussstellen erkennen, die mir versichern, dass ich hier richtig bin. Plötzlich verstummen die Männer und ich spüre ihre Blicke auf mir. „Was macht denn so ein kleines Mädchen wie du hier?", grunzt einer mit weißem Männer Unterhemd, Schweißflecken und fettigen Haaren. Ich denke einen Moment nach „Ich hatte einen anstrengenden Tag, dann dachte ich, dass der ein oder andere Drink ja nicht schaden kann." „Und wie zum Teufel kommst du dann auf den One shot?", fragt ein anderer mit kratziger Stimme. „Ich habe die Kneipe beim Vorbeifahren entdeckt." Stille. Einer der Männer räuspert sich „Na jetzt hört doch auf, das Mädchen so auszufragen, Männer! Komm setzt dich Kleines, der erste Drink geht aufs Haus!" Er zieht einen Stuhl neben sich zurück und lacht laut. Die anderen Stimmen eine und die Lautstärke vom Anfang ist zurück. Langsam setzte ich mich, eine Hand dicht an meiner Knarre. Mir wird ein Glas Whiskey hingestellt und ein lockeres Gespräch wird um mich herum begonnen. Ich sitze bestimmt eine halbe Stunde oder länger herum und lausche den Gesprächen um etwas zu erfahren, allerdings reden die Männer ausschließlich über Frauen, Sex und Drogen, nichts Interessantes, bei eigentlich allen herrscht vollkommene Flaute, verständlich. Von meinem Getränk lasse ich die Finger, stattdessen sehe ich mich im Raum um und überlege, wo der Eingang zu einem Keller sein könnte. Der einzige Weg aus diesem Raum raus ist die Eingangstür und ein dunkler Gang neben der Theke. Man kann es ja mal versuchen. „Wo sind die Toiletten?", frage ich den Mann neben mir. Er deutet auf den Gang, „Die Klos sind dahinten." Jackpot. Ich stehe auf und laufe gerade aus in den Gang. Auch wenn ich hier drin kaum etwas erkennen kann hat es auch seine Vorteile das es hier so dunkel ist. Ich werde auch nicht gesehen. Nachdem sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben kann, ich am Ende des Ganges eine Tür erkennen, auf der das Schild für Männer WCs abgebildet ist. Natürlich gibt es keins für Frauen. Kopfschüttelnd klopfe ich die Wände und den Boden ab, bis ich eine Bodendiele finde, die hohl klingt. Und tatsächlich ist am anderen Ende ein Schlitz, in den ich greifen kann, um das Brett anzuheben. Mit etwas Kraft kann ich es herausheben und zur Seite legen. Darunter kommt eine schmale Treppe mit krummen Stufen zum Vorschein. Langsam beginne ich sie hinabzusteigen. Unten angekommen taste ich mich langsam voran, wobei ich immer wieder irgendwo gegen stoße. Irgendwann finde ich eine Schnur und ziehe mit der Hoffnung auf Licht daran. Erst passiert nichts, doch dann flackert über mir tatsächlich eine verstaubte Lampe auf. Ich sehe mich um. Der Raum ist größer als ich erwartet habe. Alles ist verstaubt und sieht so aus als wäre schon lange niemand mehr hier gewesen. In der Mitte steht ein massiver Tisch aus dunklem Holz, auf ihm drauf liegen vergilbte Zettel und alte Akten. Um den Tisch herum stehen lauter vermodernde Ledersessel, die an manchen Stellen aufgerissen sind. In der Luft hängt ein säuerlicher Geruch, der von den halb leeren Rum und Whiskey Flaschen ausgehen könnte, die aufgereiht in einem Regal an der Wand stehen. Auf dem Boden sind verschmutzte Perserteppiche ausgelegt und an der Wand hängen Gewähre. Ich trete an den Tisch heran und hebe eines der Papier hoch. Eine kaum lesbare Schrift beschreibt die Geiselnahme eines reichen Unternehmers. Ich wühle in dem Haufen aus Papieren herum, bis mir ein Ordner in die Hände fällt. Er hat die Aufschrift Verfeindung mit Russkaja mafija (Russenmafia). Ich kann mich erinnern, in den Aufschriften von Mrs. Divois ebenfalls etwas über Russland gelesen zu haben. Ich schlage den Ordner auf und finde einen gedruckten Text. Es wird beschrieben wie die russische Mafia die Cosa Nostra angriff, warum war wohl unbekannt. Der Autor schreibt, dass er nicht verstehen kann, warum die Russenmafia das tun sollte. Ich blättere weiter und finde weiter Berichte über Angriffe der russischen Mafia. Kann es sein, dass diese Angriffe bis heute fortbestehen? Plötzlich höre ich, wie die Treppe knarrt. Ich schmeiße die Akte zurück auf den Tisch und sehe mich nach einer Versteckmöglichkeit um. Doch es ist zu Spät, der Mann steht bereits direkt vor mir. Es ist der, der als Erstes mit mir gesprochen hat sein Männerunterhemd ist ihm definitiv viel zu klein. „Das ist aber nicht das Klo Kleines." Lacht er und sein Atem riecht nach Alkohol. Ich trete einen Schritt zurück, doch er tut mir den Schritt nach. „Mir solls egal sein, hier kannste immerhin mir nicht entwischen." gluckst er und greift nach meinen Armen. Schnell ziehe ich sie zurück und gehe einen weiteren Schritt nach hinten. Langsam greife ich zu meiner Pistole. „Na komm schon, hab dich mal nicht so, ich will doch nur ein bisschen ficken!" lallt er und steht plötzlich genau vor mir, packt meine Handgelenke und reißt sie über meinen Kopf. Er quetscht sie in eine Hand und grapscht mit der anderen meine Brust an. Ein unangenehmes Brennen durchfährt mich. „Ich will aber nicht ficken", zische ich und ramme ihm mein Knie zwischen die Beine. Ruckartig lässt er mich los und krümmt sich. Mit einem gezielten Tritt treffe ich seinen Kopf und er taumelt zurück. Ich laufe hinterher, gebe ihm noch den letzten Schubs und schon liegt er im Tiefschlaf. Fluchend sammel ich mich und ziehe aus seiner Hosentasche sein Portemonnaie. Ich nehme einen Fünfzugeuroschein heraus und wispere „Das ist Karma" Danach verlasse ich den Keller und verschließe ihn. Auf direktem Weg verlasse ich die Kneipe, die Fragen der Männer ignorierend. Ich setze Levins Helm auf und im nächsten Moment bin ich weg.
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Game of Love
Action„Lass sie bluten, aber lass ihr Blut wie Wein aussehen" Geheimnisse und Konkurrenz verfolgen Arila, seit ihre Mutter bei einem ihrer Aufträge als Geheimagentin verstarb. Sie erteilte Arila in einem Abschiedsbrief einen letzten Auftrag, bei dem das 1...