Kapitel 25

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Eine weitere Woche ist vergangen, ohne dass ich auch nur irgendetwas in Erfahrung bringen konnte. Auch Levin habe ich seit dem nicht mehr gesehen oder etwas von ihm gehört. Ich lade gerade mein Maschinengewehr, um meine übliche Übung zu machen. Es ist mitten in der Nacht und ich kann mal wieder nicht schlafen, wie so oft in letzter Zeit. Ich lasse die Zielfiguren Metall spüren, während ich in meinen Gedanken bin. Ich habe gerade meine Runde beendet, als ich höre, wie die Tür hinter mir geöffnet wird. Erschrocken fahre ich herum. Levin steht im Türrahmen und sieht mich überrascht an. „Guter Schuss", sagt er nur mit einem Blick über mich an den Monitor. Ich lasse mein Gewehr sinken. „War Zufall." Er zieht eine Braue hoch „Fünf fast perfekte Schüsse und du willst mir sagen, das ist Zufall. Ich bin nicht dumm, kleiner Sniper" Ein Kribbeln entsteht in meiner Brust als ich höre, wie er mich genannt hat. Ich seufze „ich habe in letzter Zeit ein bisschen geübt, ich gebe es zu." Levin zieht einen Mundwinkel in die Höhe „Achso" raunt er, wobei er nicht klingt als würde er mir glauben. „Dann lass ich dich mal weiter üben." Mit diesen Worten dreht er sich um und will gerade gehen. „Warte, willst du jetzt einfach wieder abhauen?", rufe ich. Er dreht sich kurz zu mir um „Und wenn, es sollte dich nicht interessieren" er geht weiter in einem viel zu schnellem Tempo. Ich lasse das Gewehr scheppernd auf den Boden fallen und laufe ihm hinterher „Warte!" „Warum sollte ich?" Ich denke nicht länger nach „Verdammt Levin, weil ich dich irgendwie liebe!" Er bleibt ruckartig stehen und auch ich stoppe.

Levin
Nein, ich habe sie falsch verstanden, ich muss sie falsch verstanden haben. Langsam drehe ich mich zu ihr um. Sie steht dort hinter mir im Gang und schaut mich aus großen Augen an. „Warum hast du das gesagt?", frage ich mit rauer Stimme. „Weil es die Wahrheit ist", flüstert sie und ich erkenne, wie ihr Tränen in die Augen steigen. „Ich weiß nicht, wann das passiert ist, aber es ist irgendwie passiert und ich weiß, dass es eigentlich falsch ist, aber ich weiß nicht, wie sich etwas so richtig anfühlen kann, wenn es angeblich falsch ist. Und ich weiß, dass du das nicht möchtest, aber ich kann nichts dafür, dass ich so fühle. Und ich will dich ni-" „Sei still" flüster ich und lasse sämtliche Kontrolle, die ich vorher so gut aufrechterhalten habe, fallen. Ich laufe auf sie zu, lege eine Hand an ihre Wange und küsse sie.

Arila
Unsere Lippen treffen sich und das kribbeln in meiner Brust verzehnfacht sich. Ich rieche seinen Duft nach Regen. Vorsichtig lege ich eine Hand an seine Brust. Ich spüre, wie seine Zunge sanft über meine Lippe gleitet und ich öffne meinen Mund einen Spaltbreit, um ihr Einlass zu gewähren. Vorsichtig schiebt er mich zurück in den Raum und schließt die Tür hinter uns. Er greift unter meine Beine, um mich auf seine Hüften zu heben und gegen die Wand zu drücken. Er beißt mir sanft auf die Unterlippe, wodurch sich mein Atem beschleunigt. Ich spüre, wie er grinst, sobald er es bemerkt. Er lässt von meinen Lippen ab und beginnt meinen Hals zu küssen bis er meine Schwachstelle findet und ein leises Stöhnen meine Lippen verlässt. Abrupt stoppt er und lässt mich runter. Ich sehe ihn fragend an. Habe ich etwas falsch gemacht? „Lass uns damit lieber noch etwas warten", wispert er. Ich ziehe eine Braue hoch „Du haust jetzt aber nicht wieder ab, oder?" frage ich ihn immer noch etwas außer Atem. „Keine Sorge, ich laufe nicht mehr davor weg" er streicht mir leicht über die Wange und hinterlässt ein Kribbeln auf meiner Haut. „Ich denke nur, dass wir das alles langsam angehen sollten." Ich nicke und stoße mich von der Wand ab, an der ich immer noch gelehnt stehe. Er drückt mir einen Kuss auf die Stirn „Und jetzt zeige ich dir mal wie man das richtig macht." Er grinst schief und hebt das Maschinengewehr vom Boden auf. Er lädt es nach und zielt auf eine der Figuren. Es knallt und auf dem Bildschirm zeichnet sich genau zwischen den Brauen ein schwarzer Punkt ab. Der Schuss, den ich nach all den Jahren immer noch nicht perfekt kann. „Bringst du in mir bei?", wispere ich „Wenn du möchtest" er drück mir das Gewehr in die Hand „Na los, ziele." Ich stelle mich in meine Gewohnte Position und visiere den Punkt zwischen den Brauen an. „Du stehst nicht sicher genug, stell deinen linken Fuß ein Stück weiter nach hinten." Ich mache was er sagt. Er kommt zu mir und legt seine Arme von hinten um mich, um meine Haltung noch etwas zu korrigieren, wobei ein Kribbeln durch meinen Körper geht. „Okay, du zielst zu schräg von unten, versuch dich ein Stück weiter aufzurichten, um die Schussbahn zu begradigen." Er greift mit seinen Händen um meine, um das Gewehr noch etwas gerader zu richten. „Bist du bereit?", fragt er mich leise. Ich nicke und zusammen drücken wir ab. Erwartungsvoll blicke ich zum Monitor, an der perfekten Stelle bildet sich ein fast schwarzer Punkt. Ich jubel und falle Levin um den Hals. In meinem ganzen Leben habe ich noch nie einen so präzisen Kopfschuss gemacht. Ich blicke zu ihm hoch „Wo hast du das gelernt?" er zuckt mit den Schultern und grinst mich schief an „Ich habe es mir über die Jahre selbst beigebracht." Ich drehe mich wieder um „Ich will weiter machen" Er lacht leise und stellt sich wieder neben mich. Wir trainieren noch eine ganze Weile bis meine Arme so schwer sind, dass ich das Gewehr nicht mehr aufrecht halten kann. Gemeinsam räumen wir auf, bevor wir zurück nach oben gehen. Levin bringt mich zurück zu meinem Zimmer, vor meiner Tür bleiben wir noch kurz stehen. „Versprich mir, dass du hier bleibst." Flüster ich in die Dunkelheit, ich kann ihn nicht mehr sehen, da wir die Lichter nicht anmachen wollten. Ich spüre aber, dass er genau vor mir steht. „Versprochen, mein kleiner Sniper", raunt er und ich spüre wie er mir eine Haarsträhne hinters Ohr streicht. „Wir sollten das hier besser erst mal niemandem erzählen, okay?" etwas Bedauern schwingt in seiner Stimme mit. Warum soll es niemand wissen? Ich schüttel den Kopf unmerklich, beschließe aber fürs Erste nichts weiter zu hinterfragen. „Okay" hauche ich. Irgendwann werde ich das alles hoffentlich verstehen. Ich spüre wie er mir einen Kuss auf die Stirn drückt „Gute Nacht, träum irgendwas von mir." Ich kann sein schiefes grinsen bei diesen Worten vor mir sehen und muss kichern. „Gute Nacht" Ich höre seine Schritte nicht, spüre aber, dass er sich von mir entfernt. Seufzend öffne ich die Tür zu meinem Zimmer. Ich gehe ins Bad. Ich sehe im Spiegel in meine müden Augen, ein Dummes Dauer-grinsen macht sich auf meinem Gesicht breit. Ich kreische leise auf und renne kurz auf der Stelle. Träume ich oder ist das alles wirklich passiert? Ich schlag mir gegen den Arm, nur um im nächsten Moment mir die bitzelnde Stelle zu reiben. Nein, ich bin wach. Tänzelnd verlasse ich das Bad wieder und lasse mich auf mein Bett fallen. Er hat mich sein kleiner Sniper genannt! Was ist das nur mit uns? Aber warum will er das niemand von uns weiß? Bin ich ihm unangenehm? Ich sehe nach draußen, wenn ich gewusst hätte, dass das so endet, hätte ich dann etwas anders gemacht? Nein. Ich will es so. Ja, meine Mum hatte mit Sicherheit ihre Gründe, aber sie lebt nicht mehr und ich muss weiter leben und dafür sorgen, dass es mir gut geht. Ich rolle mich auf die Seite. Diese seltsame Mischung von Hyperaktivität und Müdigkeit überkommt mich und so falle ich kurze Zeit später in einen tiefen Schlaf.

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