Nein, nein, nein ist er nicht! Levin muss leben! Ich laufe los, um eine Tür nach der anderen aufzureißen. Er muss hier irgendwo sein! Ich trete gegen die Wand, bevor ich die nächste Tür aufreiße. „Arila, bitte..." Sky greift nach meiner Hand. Ich ziehe an der nächsten Türklinke. Nichts passiert. Ich versuche es erneut, wieder nichts. Ich blicke zu Sky „die Tür ist abgeschlossen..." Sie drückt gegen die Tür und sieht mich wieder an. Ich strecke meine Hand aus, „Ich brauche eine Haarspange." Sky löst eine aus ihren Haaren und gibt sie mir. Ich stocher damit im Schlüsselloch herum, bis es leise klickt. Ich atme tief durch, das hier ist die letzte Tür, wenn er hier nicht ist... Ich stoße sie vorsichtig auf und ein riesiger Stein fällt mir vom Herzen. Da liegt er. Er ist an eine Blutkonserve angeschlossen und sieht sehr blass aus, aber er lebt. Er hat es geschafft! Sky steckt neben mir ihren Kopf durch die Tür und atmet erleichtert aus. „Na los, geh rein" sie schiebt mich in den Raum und schließt die Tür hinter uns. Langsam trete ich näher. Sofort schlägt Levin die Augen auf und blickt sich hektisch im Raum um. Als er uns entdeckt, lässt er sich jedoch wieder mit einem genervten Stöhnen zurück ins Kissen sinken. „Arila, was machst du hier?", raunt er heiser. Ich schnaube wütend, ist das jetzt sein Ernst? „Naja, ist ja nicht so als hättest du eine Kugel abbekommen und wärst daran fast gestorben. Ich habe mir Sorgen gemacht." Er sieht mich an und ich glaube kurz einen Funken Freude in seinen Augen zu erkennen, welcher jedoch im nächsten Moment wieder erlischt „Gut, jetzt weißt du es geht mir gut, dann kannst du ja wieder verschwinden." Seine Worte versetzen mir einen Stich. Will der mich eigentlich verarschen? Mehr hat er nicht zu sagen? Sein Blick wird etwas weicher „Wirklich du solltest nicht hier sein." Eigentlich hat er recht, ich sollte wirklich nicht hier sein. Ich sollte mich von ihm fernhalten. Aber gestern ist mir klar geworden, dass ich mich nicht von ihm fernhalten will, es nicht kann. Ich fühle etwas bei ihm, was ich so vorher noch nie gefühlt habe. Und ich weiß das meine Mum mir gesagt hat das er gefährlich ist, aber ein tiefes Gefühl sagt mir, dass er mir nie etwas tun wird, es gar nicht kann. Und ich vertraue diesem Gefühl. „Arila, bitte geh jetzt" er sieht mich eindringlich an. Ich nicke, drehe mich um und verlasse den Raum. Auf dem Weg nach draußen murmel ich noch ein „Gute Besserung" Sky läuft hinter mir her „Wie jetzt, das wars? Dafür sind wir hergekommen?" Ich bleibe an der Tür zum Empfang stehen „Ich weiß, dass es ihm gut geht, das reicht. Zieh dir deine Kapuze über, wir rennen raus." Mit diesen Worten ziehe ich die Kapuze meines Hoodies in mein Gesicht und reiße die Tür auf, um los zurennen. Der Sekretär reißt die Augen auf und springt auf, wobei er den halben Schreibtisch mitnimmt. Bevor er sich in Bewegung setzten kann sind wir schon durch die nächste Tür und rennen durch den Flur zur Eingangstür, danach die Treppen hinauf um ins Auto zu springen. „Magrit fahr!", kreischt Sky. Der Motor heult auf und das Auto setzt sich in Bewegung. Aus dem hinteren Fenster können wir noch sehen, wie der Sekretär die Treppen hoch stolpert und sich nach Luft schnappend auf den Oberschenkeln abstützt.
Eine kurze Weile später erreichen wir wieder das Anwesen der Divois. Auf dem Weg haben wir Magrit über den Stand der Dinge aufgeklärt. Nachdem ich diese, schlechten Gewissens, gefragt habe, ob sie sich heute um Emily kümmern könnte, verschwinde ich auf mein Zimmer. Ich krame den Brief, den meine Mum mir geschrieben hat, heraus und lese ihn mir zum zweiten Mal durch. Dort steht es deutlich Allerdings hat er einen Halbbruder, er ist gefährlich, geh ihm so gut es geht aus dem Weg und rede nicht mit ihm. „Tut mir leid Mum, ich habe es versucht, aber das wird nichts." murmel ich. Ich seufze, ich habe auch ein schlechtes Gewissen Louis gegenüber, ich habe ihm die ganze Zeit über vorgespielt da wäre etwas zwischen uns. „Warum machst du es mir nur so schwer, Mum?" Plötzlich fällt mir etwas ein. In ihrer Nachttischschublade war nicht nur der Brief, sondern auch dieses kleine, schwarze Buch. Wollte sie das ich es finde? Ich suche danach und finde es in meiner Tasche. Ich hatte es schon ganz vergessen. Vorsichtig streiche ich über den dunklen Ledereinband, bevor ich es öffne. Die erste Seite ist voll mit der geschwungenen Handschrift meiner Mum. Ich blätter durch das Buch, jede einzelne Seite ist beschrieben. Ich lese den ersten Satz, liebes Tagebuch... und klappe das Buch wieder zu. Ich kann doch nicht das Tagebuch meiner Mum lesen! Dort hat sie ihre Gedanken reingeschrieben. Es geht mich nichts an. Ich lasse das Buch zurück in die Tasche gleiten und seufze. Ich wusste nicht einmal, dass meine Mum ein Tagebuch führt. Kopfschüttelnd stehe ich auf und laufe zu meinem Balkon. Ich trete nach draußen und die Sonne wärmt mich. Ich werde Louis nicht weiter ausnutzen, das hat er nicht verdient. Meine Informationen werde ich schon irgendwie anders bekommen. Es gibt so viele offene Fragen.
Warum wurde Levin angeschossen und von wem?
Warum gibt es so viele Waffen?
Warum wurde ich so einfach eingestellt?
Warum ist Levin gefährlich?
Und natürlich die wichtigste: Was für ein Geheimnis haben sie alle hier? So sehr ich auch darüber nach denke, ich komme einfach nicht darauf. Klar, es ist etwas was Geld macht, gefährlich und nicht gerade legal ist. Ich atme genervt durch, was bitte soll das sein. Mum, ich komme nicht weiter! Murrend gehe ich wieder in mein Zimmer und schmeiße mich auf mein Bett, wo ich Arme und Beine weit von mir gestreckt liegen bleibe. Ich muss mit Louis reden. Ich rolle mich wieder vom Bett und verlasse mein Zimmer. Louis Zimmer ist nicht weit entfernt von meinem, so stehe ich nur einen kurzen Moment später vor seiner Tür und klopfe an. Ich höre nur ein Murmeln und betrete sein Zimmer vorsichtig. Er sitzt an seinem Schreibtisch und schreibt etwas auf ein Blatt Papier. Als er mich entdeckt, legt er den Stift beiseite und lässt das Blatt in seinem Schreibtisch verschwinden. „Stör ich dich oder können wir kurz reden?" Er schüttelt den Kopf „Nein, du störst nicht, und ja, wir sollten wirklich reden." Ich nicke und setzte mich in einen Sessel, der neben dem Schreibtisch steht. „Der Kuss letztens...", beginne ich, doch er unterbricht mich. „Arila, das war nicht richtig, es hat sich nicht richtig angefühlt, wir sollten das lassen." Erleichterung macht sich in mir breit, Thank God! „Jaa, du hast vollkommen recht, es passt einfach nicht. Ich hatte schon Angst, dass nur ich das so sehe." Er grinst mich an. „Ich bin froh, dass du das auch so siehst. Lass uns einfach Freunde sein, ja?" „Ja klar, und lass und nicht mehr so seltsame Momente haben, okay?" Er nickt und hält mir eine Hand hin, ich schlage ein und lächel ihn an. Ich war glaube ich noch nie so glücklich darüber, dass mich jemand gefragt hat, ob wir nicht nur freunde sein können. Ich bleibe noch eine Weile bei Louis und unterhalte mich mit ihm über allen möglichen Kram. Irgendwann verlasse ich sein Zimmer wieder und kehre mit einem guten Gefühl zurück in meins. Levin lebt, ich habe die Sache zwischen Louis und mir geklärt und werde ihm nicht länger etwas vorspielen, was nicht ist. Jetzt muss ich mir nur noch überlegen, wie ich weiter vorgehe. Mir wird schon etwas einfallen.
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Game of Love
Action„Lass sie bluten, aber lass ihr Blut wie Wein aussehen" Geheimnisse und Konkurrenz verfolgen Arila, seit ihre Mutter bei einem ihrer Aufträge als Geheimagentin verstarb. Sie erteilte Arila in einem Abschiedsbrief einen letzten Auftrag, bei dem das 1...