Kapitel 35

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Levin ist weg. Sein Zimmer ist leer und sein Motorrad fehlt. Er ist anscheinend noch in derselben Nacht gefahren. Und per Zufall hat auch Lucia angekündigt, heute abzureisen. Laut ihr fliegt sie zurück nach Italien, zu ihren Eltern. Ich werde noch einmal in den Kneipenkeller fahren, aber dieses Mal in der späten Nacht, wenn sie geschlossen hat. Der Tag vergeht wie im Flug und dank Sky und Louis, habe ich kaum an Levin gedacht. Ich bin mir mittlerweile sicher, dass ich ihn vergessen sollte. Unsere Beziehung war von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Ich sitze auf meinem Balkon und atme die angenehme Nachtluft, während ich auf die Uhr meines Handys starre. In diesem Moment springt sie auf Drei und ich springe auf. Genau jetzt schließt die Kneipe. Ich ziehe mir einen schwarzen Hoodie über und die Kapuze auf. Dazu ebenfalls schwarze Leggings und Turnschuhe. Mit meiner Sonnenbrille, etwas Geld, einer Taschenlampe und der Knarre verlasse ich das Haus. Während ich auf das Taxi warte, denn Levins Motorrad kann ich ja nicht mehr nehmen, gehe ich noch einmal meinen Plan durch. Ich werde die Tür wohl oder übel aufbrechen müssen, da es keinen anderen Weg hineingibt. Es sollte nicht länger als eine Stunde dauern, bis ich wieder weg bin. Und dann muss ich weiter sehen. 

Kurze Zeit später stehe ich vor dem One Shot, es ist still drinnen und die Tür ist verschlossen, so wie ich es erwartet habe. Ich ziehe eine Haarspange hervor und versuche das Schloss zu knacken, vergeblich. Also schmeiße ich mich kurzerhand mit voller Wucht dagegen und die Tür bricht aus den Angeln. Ich rappel mich auf, denn ich bin mit der Tür zu Boden gefallen und klopfe meine Klamotten ab. Drinnen ist es stockdunkel und ich bin froh eine Taschenlampe mit genommen zu haben. Nur das fahle Licht des Mondes kommt durch die Tür und lässt die Theke gespenstisch wirken. Ich knipse die Lampe an und schleiche zum Kellereingang. Unten angekommen mache ich Licht. Alles ist so wie ich es verlassen habe, nur ohne den wiederligen Bastard vom letzten Mal. Ich setze mich in einen der Sessel und beginne erneut in dem Haufen aus Papieren und Ordnern zu suchen. Irgendwann halte ich einen Zettel in der Hand auf dem Links in der Ecke eine Ortsangabe aufgedruckt ist: Archiv 34, Springroad 66. Ein Archiv? Gibt es das vielleicht noch? Ich stopfe den Zettel unter meinen Hoodie und springe auf. Draußen rufe ich erneut ein Taxi und gebe die Adresse an. Es dauert nicht lange, bis ich vor einer kleinen Lagerhalle stehe. Ich kann erkennen, dass sie mit einer Stahltür gesichert ist. Nachdenklich gehe ich um das Gebäude herum. Auf der anderen Seite stehen ein paar Müllcontainer und darüber ist ein etwa ein mal ein Meter großer Lüftungsschacht. Grinsend schüttel ich den Kopf und kletter auf einen der Container. Ich reiße an dem Gitter des Schachtes, bis ich es in der Hand habe. Bevor ich in die Lüftung hinein klettere, ziehe ich mir meine Kapuze tiefer ins Gesicht und richte meine Sonnenbrille, mit großer Wahrscheinlichkeit werden da drin Kameras sein. Der Schacht ist länger als ich dachte und ich komme nur langsam voran. Doch dann habe ich es geschafft und bin auf der anderen Seite angekommen. Ich drücke auch hier das Gitter heraus. Mit meiner Taschenlampe leuchte ich unter mich. Dort steht ein Regal, auf welches ich vorsichtig kletter, von da kann ich einfach runter auf den Boden springen. Ich sehe mich nach Kameras um und entdecke gleich vier, in jeder Ecke eine. Ich ziehe meine Pistole und schieße sie alle sauber kaputt. Ich lasse den Strahl meiner Taschenlampe durch die Halle gleiten, überall stehen Regale wie dieses, von dem ich gerade heruntergeklettert bin. Sie sind alle vollgestopft mit Dokumenten, oben stehen Jahreszahlen von dem Jahr 1910 bis heute. Dieses Archiv wird also wirklich noch genutzt. Ich laufe zum aktuellem Regal und sehe mir die verschiedenen Akten an. Plötzlich stocke ich, dort ist ein Ordner mit meinem vollständigem Namen als Aufschrift. Ich blinzel, habe ich mich verlesen? Aber dort steht es schwarz auf weiß, Arila Rivera. Ich reiße den Ordner von seinem Platz und schlage ihn auf. Ich beginne zu Lesen und reiße schon beim ersten Satz meine Augen auf.

Arila Rivera, Agentin und Tochter von Lucy Rivera kam heute an.


Mein Herz beginnt schneller zu schlagen und panisch lese ich weiter.

Damit beginnt Plan 364, der mit riskanteste Plan seit dem ersten russischem Angriff. Sofort wurde Skylar Davis hinausgeschickt. Um Mrs. Rivera das Alibi zu geben, welches sie benötigte, um zu uns, den Divois zu kommen. Sofort biss sie an und erschien nur kurze Zeit später bei mir, Eleanor Divois. Somit wurde der erste Schritt des Planes erfolgreich ausgeführt. Weitere Schritte werden in kürzester Zeit folgen.
Erster Eindruck von Arila Rivera: Intelligent, naiv
Stand und Ausführung von Plan 364: Sehr gut


verwirrt und schockiert sehe ich auf. Sie wussten von Anfang an, wer ich bin? Und sie haben einen Plan, Plan 364, in dem ich die Hauptrolle spiele? Was ist das für ein Plan? Und was von dem, was ich in den letzten Wochen erlebt habe, war echt und was inszeniert? War Magrits Freundlichkeit echt und war die Freundschaft zwischen mir und Sky real? Und was hat das alles jetzt schon wieder mit Russland Zutun? Verzweifelt beginne ich weiterzublättern. Jeder einzelne verdammte Tag, den ich seit meiner Ankunft bei den Divois verbracht habe, ist genaustens dokumentiert. Alles steht hier drin, alles bis auf die Beziehung die ich zu Levin hatte. War diese auch nicht echt? Aber wenn sie hätte sein sollen, warum steht sie dann nicht hier drin? Ich blättere zu jenem Tag, an dem ich ihn kennengelernt habe. Nichts, unsere Begegnung ist nicht notiert. Auch alle anderen Begegnungen fehlen. Außer zwei. Auf dem Ball und an dem See. Die, bei denen andere dabei waren. Ich sehe zu dem Punkt Stand und Ausführung von Plan 364, der unter jedem Eintrag verzeichnet ist. Hier steht allerdings nicht das gewöhnliche sehr gut, sondern ein Ausbesserungs fähig. Fast so als würde man den Kontakt zwischen mir und Levin nicht gutheißen. Ich schüttel den Kopf. Was für ein verfickter Scheiß läuft hier?

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