Kapitel 30

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Magrit, Sky und ich sitzen zusammen am Küchentisch und lauschen den Geräuschen, die aus dem Esszimmer kommen. Mrs. Divois wollte seit langem mal wieder mit allen zusammen essen, sodass die Küche jetzt regelrecht leer wirkt. Plötzlich fährt Magrits Kopf erschrocken hoch. „Oh nein, jetzt habe ich vergessen den Wein auf den Tisch zu stellen." Ihr Blick ruht auf einer offenen, vollen Flasche Wein. „Arila Liebes, könntest du ihn eben für mich reinbringen?" Ich nicke, erhebe mich und greife nach der Flasche. Einen Moment später stehe ich vor der Tür zum Esszimmer und klopfe höflich. Sobald ich ein herein höre, stoße ich die Tür auf und trete ein. Sofort wandert mein Blick zu Levin der, wie könnte es auch anders sein, neben Lucia sitzt. Ich räusper mich „Bitte entschuldigen Sie, wir haben den Wein vergessen." Ich will die Flasche gerade auf dem Tisch abstellen, als Lucias Stimme ertönt „Du könntest dein Versehen ja wieder gut machen, indem du uns den Wein wenigstens einschenkst." Ich sehe zu Mrs. Divois, die zustimmend nickt. Ich setzte ein Lächeln auf und beginne die Gläser zu füllen. Als ich bei Lucia ankomme, legt sie wie selbstverständlich ihre Hand auf die von Levin, der nicht einmal zuckt. Wut kocht in mir hoch. Während die rote Flüssigkeit in ihr Glas läuft, beobachtet sie mich mit einem bösen Lächeln. „Das kannst du ja ganz gut, kleine. Machst du das genauso gut mit deinen ganzen Typen?" Haucht sie mit einem süßen Lächeln, das absolut nicht zu ihrer Aussage passt. Habe ich mich verhört? Ich setze die Flasche wieder ab und laufe um sie herum. Dabei stoße ich ganz aus Versehen ihr Glas um, sodass es genau auf ihrem perfekt weißem Kleid landet. Sie reißt den Mund auf und jetzt ist es an mir böse zu lächeln. Mrs. Divois springt sofort auf und läuft zu Lucia, die sich übertrieben die Hand unter die Nase hält, als müsse sie ein Schluchzen unterdrücken. „Arila, entschuldige dich gefälligst." Schimpft Mrs. Divois. „Das tut mir sehr leid, Lucia", sage ich mit einer engelsgleichen Stimme. „Du bringst sie jetzt hoch auf ihr Zimmer und sorgst dafür, dass sie etwas Neues zu anziehen bekommt." Weist Mrs. Divois mich an. Ich folge Lucia aus dem Raum. Vor der Tür bleibt sie stehen. „Weißt du Arila, am Anfang habe ich mich gefragt, ob du ein böser Engel oder ein guter Teufel bist." Sie setzt kurz ab und ich nutze die Gelegenheit sie zu unterbrechen. „Wenn man mich falsch behandelt kann ich ein ganz schön böser Teufel sein Lucia, also pass das nächste Mal besser auf was du sagst." zische ich. Sie verengt kurz die Augen „Ich finde selbst den Weg, danke." sie wirft ihre Haare über die Schulter und läuft davon. Ich kehre zurück in die Küche und lasse mich auf meinen Stuhl sinken. „Das hat ganz schön lang gedauert, ist etwas vorgefallen?", fragt Magrit mich besorgt. „Nein, der Wein schmeckt wohl sehr gut." Magrit lacht „Ich wusste, dass es eine gute Idee ist, den teuren aus Frankreich zu bestellen." Ich lächel sie schweigend an und löffle meinen Eintopf weiter.

„Was sollte das, Arila?" Levin steht aufgebracht in meinem Zimmer. „Hast du gehört, was sie gesagt hat? Sie hatte es verdient." Verteidige ich mich. „Sie hat aber nur geredet, leere Worte, ohne jegliche Bedeutung. Du hast gehandelt." Eine Ader an seiner Schläfe tritt hervor und ein Schauer läuft mir über den Rücken. „Nimmst du sie gerade in Schutz?! Sie hat mich indirekt als Hure bezeichnet, das hat sehr wohl eine Bedeutung." Levin seufzt und kommt einen Schritt auf mich zu. „Nein, ich nehme sie nicht in Schutz. Es war absolut nicht okay, was sie gesagt hat, allerdings hat niemand außer uns es gehört, dass du ihr den Wein übers Kleid gekippt hast, haben aber alle gesehen." Ich zucke mit den Schultern „Und? Es war eben ein Versehen." „Scheiße, Mrs. Divois kann dich mit einem Fingerschnippen rausschmeißen, wenn du dich unpassend verhältst." „Aber ich kann das doch nicht einfach so hinnehmen!" Er sieht mich einen Moment schweigend an. „Dann rächst du dich eben, wenn nicht alle zu sehen." Ein Grinsen schleicht sich auf meine Lippen. Er bemerkt es und sein Blick wird gefährlich. Er verringert den Abstand zischen uns noch ein Stück und beugt sich ein wenig zu mir runter. „Lass sie bluten, aber lass ihr Blut wie Wein aussehen." Seine Stimme ist rau und mir läuft erneut ein Schauer über den Rücken, doch dieses Mal fühlt er sich vollkommen anders an. „Oh ja, wenn sie nicht bald lernt ihre giftigen Worte zu kontrollieren", raune ich und füge im Kopf, und ihre dreckigen Finger bei sich zu behalten, hinzu „Wird sie bluten müssen." Mein Grinsen wird breiter und im nächsten Moment spüre ich Levins Lippen. Seine Küsse sind voller Lust und seine Hände wandern meinen Körper entlang. Ich atme heftig gegen seine Lippen als er mit seinen Fingern über die Stelle zwischen meinen Beinen streicht. Ich nehme sein Grinsen wahr und plötzlich spüre ich die kühle Wand an meinem Rücken. Er greift nach meinem T-Shirt und reißt es einfach in der Mitte durch, darauf folgend mein BH. Während er sich jetzt mit meiner Hose beschäftigt, ziehe ich ihm seinen Hoodie über den Kopf. Nur einen Moment später finden seine Finger erneut meine Mitte. Ich keuche auf und lehne den Kopf gegen die Wand.

Levin
Ich habe keine Ahnung, warum das hier passiert und warum ich so sehr gegen die Regeln verstoße, aber das hier ist verdammt gut. Ich versuche jede ihrer Reaktionen auf die Bewegungen meiner Hand genau war zu nehmen, ich versuche sie zu deuten, zu verstehen, was ihr gefällt. Sie löst ihren Kopf wieder von der Wand und vergräbt ihre Finger in meinen Haaren. Sie zieht meinen Kopf zu sich und die von ihr ausgehende Wärme nimmt mich gefangen. Ihr stöhnen macht mich vollkommen verrückt und es fällt mir schwer die Fassung zu bewahren. Ich intensiviere meine Bewegungen und höre zu, wie ihre Atmung immer schwerer wird. Schließlich zuckt sie und ihre Iris rollt sich unter das Augenlid. Langsam lass ich von ihr ab. Sie öffnet ihre Augen wieder und sieht mich an. Etwas in ihrem Blick sagt mir, dass wir hier noch lange nicht fertig sind.

Arila
Etwa eine halbe Stunde später lasse ich mich erschöpft in mein Bett fallen. Levin ist bereits gegangen, da wir angst hatten, uns könnte jemand so finden. Ich fische unter meinem Bett nach dem Tagebuch meiner Mum. Ich will wissen, ob es noch mehr Dinge gibt, die ich wissen sollte. Die nächsten drei Einträge scheinen langweilig zu sein, doch im vierten finde ich ihn wieder, Levins Namen.

Liebes Tagebuch,
Heute ist der 16.06.2018. Ich weiß nicht, was mit diesem Jungen ist, ob er Aufträge seiner Eltern erledigt oder einfach nur kalt und aggressiv ist. Ich konnte heute beobachten, wie Levin kaltblütig einen Zivilisten erschossen hat.


Ich bin mir sicher, dass Levin seine Gründe dafür hatte, meine Mum kannte ihn schließlich nicht. Der Zivilist war vermutlich auch kein Zivilist, sondern jemand, der sterben musste. Ich kann es meiner Mum nicht verübeln, sie kann ihre Schlüsse schließlich nur aus den Dingen ziehen, die sie sieht. Außerdem sind Levins Finger nicht nur gut darin, Abzüge zu ziehen. Der Eintrag ist allerdings noch nicht vorbei, also konzentriere ich mich wieder auf das geschriebene.

Der Zivilist beziehungsweise die Zivilistin war ein kleines Mädchen, deren Ball auf die Straße gerollt ist, auf der er gerade gefahren ist. Er hat sie erschossen, ohne überhaupt richtig hinzusehen.

Ich schlucke, das kann doch nicht sein, oder? Das ist doch nicht der Levin den ich kenne. Er hat doch selbst eine kleine Schwester, die er zu lieben scheint. Es gibt nur drei Möglichkeiten, falls er das wirklich gewesen ist. Er wurde von irgendwem gezwungen, er hat sich seit dem komplett verändert oder er trägt Tag täglich eine undurchdringbare Maske. Bei dem letzten Gedanken stellen sich meine Nackenhaare auf und etwas in mir sträubt sich.

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