Kapitel 29

15 2 0
                                    

Ich richte mich auf und lache los. Wahrscheinlich, Mafia. „Sagst du mir jetzt noch die Wahrheit?", kicher ich. Er sieht mich einen Moment stumm an „Das ist die Wahrheit Arila, wir sind eine Mafia, die Amerikanische, wenn du es genau wissen willst." Mein Grinsen erstirbt. Er meint das ernst. Das kann doch nicht sein, oder? Ich muss an den Ball denken und an die Menschen dort, an den Fakt das es hier eine Schussanlage gibt, daran das Levin angeschossen wurde und an den Vorfall heute. Stimmt das? Bin ich hier wirklich bei der Mafia gelandet? Mum, was soll ich denn gegen eine Mafia machen? In was bin ich hier nur reingeraten. Resigniert lasse ich mich wieder auf Levins Brust sinken. „Lass uns morgen darüber reden", raunt er und ich nicke. Ich bin viel zu müde, um da jetzt noch weiter darüber nachzudenken.

Ich schlage die Augen auf. Niemand ist mehr neben mir. Aus dem Bad höre ich das Wasser einer Dusche prasseln. Scheiße, wie spät ist es? Ich rappel mich auf und ziehe meine Klamotten wieder an. Leise verlasse ich das Zimmer. Zum Glück ist niemand auf dem Flur, sodass ich unbemerkt zurück in mein Zimmer flüchten kann. Ich atme erleichtert aus, es ist gerade mal sieben. Schnell springe ich unter die Dusche und ziehe mir neue Klamotten an. Dann gehe ich rüber zu Emily, die noch schläft. Ich setzte mich in den Sessel gegenüber ihres Bettes. Mafia. M-A-F-I-A. Echt jetzt? Wie viel wusste meine Mum hier von, bevor sie mich hergeschickt hat? Es gibt einen Weg, das herauszufinden. Ich denke an das schwarze Buch, das sicher in meiner Tasche liegt. Sollte ich es vielleicht doch lesen? Jetzt ergibt es immerhin Sinn, dass ich die Adresse hier nicht im Internet gefunden habe. Woher kannte die Bibliothekarin sie? Seufzend mustere ich Emily, die friedlich da liegt. Ihr kann das alles vollkommen egal sein.

„LILA!" Höre ich die kleine freudig rufen. Erschrocken rappel ich mich auf, ich bin wohl weggenickt. Ich hocke mich neben ihr Bett und sie klatscht in die Hände. „Na hast du gut geschlafen?", ich streiche ihr sanft über den Kopf. Sie nickt und patscht mir ins Gesicht. Ich hebe sie hoch „Komm wir baden dich einmal und dann gehen wir Frühstücken."

Etwa eine halbe Stunde später laufe ich mit Emmi auf dem Arm in die Küche. Zu meinem Entsetzen sitzt Lucia als einzige am Küchentisch. „Was machst du hier? Warum bist du nicht im Esszimmer?" Frage ich sie, während ich Emily auf ihren Stuhl absetze. Lucia ignoriert meine Frage „Jetzt weiß ich wofür du gut bist." Sie nickt zu Emily. Ich schnaube, während ich ihr, ihr Frühstück hinstelle, „Wozu bist du denn gut? Zum blöd herumsitzen und hübsch aussehen?" frage ich sie schnippisch. Wieder ignoriert sie mich. „Du stehst auf Levin, richtig?" Es scheint nur eine rhetorische Frage zu sein, denn sie spricht gleich weiter „Nun er ist eine Nummer zu groß für jemanden wie dich. Du bist nicht sein Level, kleine." Ich öffne meinen Mund und will ihr am liebsten ganz höflich erklären, wo ich meine letzte Nacht verbracht habe, jedoch erinnere ich mich daran, dass Levin nicht will, dass jemand von uns weiß. Das ist definitiv auch etwas, wo nach ich ihn nochmal fragen muss. Anstatt meinen Mund einfach dumm wieder zu schließen, sage ich also „Lucia, du solltest lernen dich aus Angelegenheiten anderer raus zu halten. Ansonsten wirst du dich irgendwann gefährlich schneiden." Sie seufzt theatralisch schnappt sich einen Muffin der auf dem Tisch steht und verlässt den Raum. Ich greife nach einem Blatt Papier, das auf dem Tisch neben dem Muffin gelegen hat.
Liebste beste Freundin,
den habe ich für dich gebacken, damit du den Schock von gestern besser überstehst.
-Sky

„Warum ist Lucia nur so eine Bitch?" murmel ich. Emily brabbelt irgendwas, was Ähnlichkeiten mit Bitch hat. Ich lache und mache mir ein paar Cornflakes. Nach dem Frühstück spiele ich noch etwas mit ihr, bis Magrit mich ablöst. Wir haben abgesprochen, dass sie jetzt immer Nachmittags Emmi übernimmt, da sie seit ein paar Tagen Hilfe von einer gewissen Mrs. Miller hat. Ich schlurfe über den Flur. Sobald ich endlich in meinem Zimmer angekommen bin, schmeiße ich mich auf mein Bett und schließe erschöpft die Augen. Ich habe definitiv zu kurz geschlafen. Auf einmal fällt mir das Tagebuch meiner Mum wieder ein. Ich krame danach in meiner Tasche. Vorsichtig streiche ich über den dunklen Einband, sobald ich es in der Hand halte. Ich lasse mich erneut auf mein Bett fallen und schlage die erste Seite auf.

Liebes Tagebuch,
heute ist der 14. 05. 2018.


Zu dieser Zeit war ich gerade 13. Ich überfliege die Seite, doch kann nichts Spannendes entdecken. Ich blätter etwas weiter, bis mir plötzlich ein Name ins Auge sticht. Levin. Was hat er im Tagebuch meiner Mum zu suchen? Gespannt beginne ich zu lesen.

Liebes Tagebuch,
heute ist der 29.05.2018. Ich habe auf meinem Aufträge etwas, ein wenig schwer zuzuordnendes beobachtet. Levin Divois, der 16 jährige Sohn von Mr. Divois hat brutal einen anderen Jungen zusammen geschlagen. Der Grund dafür ist mir nicht klar geworden.


Ich ziehe die Brauen zusammen. Wieso sollte er das getan haben? Hat meine Mutter ihn vielleicht verwechselt? Woher kennt sie ihn denn überhaupt? Immerhin ist es gut zu wissen, dass Levin drei Jahre älter ist als ich. Jetzt also zwanzig. Schön das ich mit ihm zusammen bin, das aber nicht weiß. Ich seufze, vielleicht habe ich mich ja verlesen. Angestrengt lese ich den Eintrag erneut, kann aber nicht schlau aus ihm werden. Plötzlich klopft es an der Tür. Schnell lasse ich das Buch unter meinem Bett verschwinden und laufe zu Tür. Levin steht davor. „Kann ich reinkommen?" Ich mache ihm Platz. Er setzt sich auf mein Sofa, „Ist alles in Ordnung? Du warst heute Morgen plötzlich weg? Ich dachte, es ist vielleicht wegen dem, was ich dir gestern Abend erzählt habe." Ich lächel „Nein, nicht deshalb ich wusste nur nicht wie Spät es ist und was mit Emily ist." Erkläre ich. Ich muster ihn einen Moment, kann er das wirklich gewesen sein den meine Mum da gesehen hat. Er ist ein Mafiosi, wenn das stimmt, was er sagt. Vermutlich sollte ich eigentlich Angst vor ihm haben, aber das habe ich nicht. Ganz im Gegenteil, ich fühle mich sicher bei ihm. „Arila?", höre ich ihn fragen. „Ja?" „Ich habe gefragt, ob du jetzt nicht Fragen hast." Plötzlich steht er vor mir und ich ziehe seinen Duft nach Regen ein. „Ja, ein paar" murmel ich. „Warum soll niemand wissen, dass wir zusammen sind?" Ich sehe zu ihm hoch. Er ist mir jetzt echt langsam mal eine Erklärung schuldig. Er lacht leise „Fragen, die die Sache mit der Mafia betreffen, Arila." Ich seufze resigniert. „Gut, was genau bist du und was sind Mr. und Mrs. Divois?" Er legt seine Hände an meine Hüften und beugt sich ein kleines Stück zu mir runter „Ich weiß es fällt schwer das zu glauben, aber wir sind Menschen, genau wie du einer bist." Ich lege genervt den Kopf schief. „Okay ist schon gut.", er grinst mich schief an „Ich bin ein Mafiosi genau wie Sky und Louis." Überrascht ziehe ich die Brauen hoch „Sky auch? Ich dachte, sie arbeitet nur für euch." Er nickt „Du hast recht, sie ist nicht wie Louis und ich in die Mafia geboren, aber sie ist schon so lange bei uns, dass sie irgendwie einfach dazu gehört. Was Mr. und Mrs. Divois betrifft, sie sind so etwas wie der Kopf der Mafia. Mafia Bosse, wenn du es so willst." Ich öffne überfordert den Mund „Wirst du dann nicht der nächste Mafia Boss?" Levin wiegt den Kopf hin und her. „Das ist nicht so einfach, ich bin zwar der erste Sohn von Mr. Divois, aber nicht von Mrs. Divois. Wenn es also nach ihr geht, ist Louis der Nachfolger. Allerdings hat meine Mutter jetzt auch nicht den niedrigsten Rang und ich bin älter als Louis." Ich versuche irgendwie die ganzen Informationen zu verarbeiten. „Warum erzählst du mir das jetzt auf einmal alles?" Er legt eine Hand an meine Wange „Weil ich nicht mehr glaube, dass du dich von uns, von mir abwendest." Ich schlucke, wenn ich ehrlich bin weiß ich selbst nicht so genau was ich jetzt machen soll, aber fürs Erste ist es wohl das beste einfach wie vorher weiterzumachen. Außerdem hat Levin recht. Ich will ihn nicht mehr verlassen und auch Sky und Louis nicht. Sie alle sind in dieser kurzen Zeit ein so wichtiger Teil meines Lebens geworden. Auch wenn ich es vielleicht von Anfang an nicht hätte zulassen dürfen das sie alle solche Gefühle in mir auslösen bin ich jetzt froh darüber. Noch nie hatte ich solche Freunde, wie ich sie jetzt habe. Ich drücke mich an Levins Brust und er legt schützend seine Arme um mich. Nach einer Weile löse ich mich von ihm. Ich meine kurz erkennen zu können das er Tränen in den Augen hat, doch schon bevor ich genauer hinsehen kann sind sie weg. Er zieht einen Mundwinkel hoch, „Hast du Lust auf eine Tour mit dem Motorrad?"

Game of LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt