1: Leichtsinn

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Seide schmiegte sich an meine nackten Beine, roch nach Rosen und Jasmin

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Seide schmiegte sich an meine nackten Beine, roch nach Rosen und Jasmin. Licht bleckte durch die Dunkelheit. Ich riss die Augen auf. Dicke Stoffbahnen bedeckten die Wände, die über mir zu einer Kuppel aus Marmor und Stein zusammenliefen. In dem Stoff an den Wänden steckten Erinnerungen - winzige Löcher und feine Schlitze zeugten von meiner Langeweile und Wut.

Ich zählte die Fenster, japste nach Luft und kletterte an die Bettkante. Fünf Fenster ließen den Garten mit dem Rondell aus weißem Stein erahnen, zeigten die Kronen der Linden, die das Anwesen einrahmten. Ich war zu Hause.

Der Holzboden, den meine nackten Füße berührten, war glatt und kalt, fast rutschig. Ich tapste zu meinem Schminktisch, zerwühlte die offenen Briefe und fischte das Messer heraus, das mir zu jeder Zeit gute Dienste geleistet hatte. Kurz haderte ich, wollte mir in den Finger schneiden und prüfen, ob ich tatsächlich lebte, aber mein Spiegelbild ersparte mir den Schmerz. Das Gesicht, in das ich sah, war meines und gleichzeitig erkannte ich mich kaum wieder. Ich schmeckte den Rost des Todes noch auf der Zunge und fuhr das Glas vorsichtig ab, löste mich davon und zupfte an meinen Haaren. Sie waren kürzer als in meiner Erinnerung.

Ich atmete, fühlte und lebte. Die Gottheit hatte mich zurück nach Hause geschickt, aber an welchen Zeitpunkt meines Lebens?

Hast du dich an deinen neuen alten Körper gewöhnt? Du scheinst normal zu atmen und zu laufen, dröhnte die Stimme in meinem Kopf und ich hielt mir die Ohren zu. Das wird nichts bringen, Anathea. Ich bin ein Teil von dir.

„Wie bitte?"

Eine Tote ins Leben zurückzubringen, fordert einen Preis.

„Einen Moment, ich weiß nicht genau, wie man den Tod austrickst, aber ein Leben zahlt man mit einem anderen Leben. Das heißt, du müsstest tot sein."

So in etwa. Ich habe einen großen Teil meiner Göttlichkeit und meiner Erdenform verloren, aber ich lebe in dir weiter.

Ich verzog das Gesicht und rieb mir über die Arme. Diese Gottheit steckte also in mir und es gab keine Möglichkeit, sie loszuwerden?

Keine Sorge, es ist nur meine Seele, die mit deiner verbunden und an deinen Körper gebunden ist.

„Wer bist du, dass du so eine Macht über Leben und Tod besitzt?"

Albio, der Gott, der die Sterne stahl und verschlang, sie neu formte und euch Menschen schenkte. In den Legenden deiner Vorfahren bin ich es, der den Frühling ins Land bringt, und ich war es, der dir eine zweite Chance gegeben hat. Ein zweites Leben, aber keines, das sich gänzlich von deinem ersten unterscheidet.

Ich kannte die Geschichten und den Glauben der Leute, hatte letzteren aber nie geteilt. Aus meiner Sicht gehörten Götter zu den Gedankenkonstruktionen, die Menschen vereinten, sich ihnen aber nie zeigten.

Albio hatte mir mein Leben zurückgegeben und ich wollte nicht noch einmal so enden wie zuvor. Das bedeutete, dass ich weder Dal noch Suvi begegnen durfte.

Liebliche SchuldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt