Ihr Kichern verklang und sie begrüßten mich, als ich an ihnen vorbeischlenderte. Die zuvor zu allerlei Gewaltverbrechen bereiten Damen des Harems hatten offenbar verstanden, dass sie besser dran waren, wenn sie mich fürchteten.
Selbst Laina zwang sich zu einem Knicks. Ihr Münzenbesetztes Kleid rasselte bei jeder ihrer Bewegungen, verstummte, als sie mich anschaute. Für sie war ich die Böse, die ihre Wochen zu einem Albtraum gemacht und ihren Schwarzhandel zerstört hatte. Sie kannte die Nebenwirkungen und die Gefahr der Kräuter nicht. Außerdem sollte sie sich glücklich schätzen, dass Dal ihr trotz der Aussagen der Köche und Händler nichts angetan hatte.
Dieser Herrscher, der die Zukunft Dorsteinns war, war nicht dumm, aber ich an seiner Stelle hätte eine Verräterin entsprechend bestraft - Dal handelte völlig anders als sein Vater Zaafir.
Laina wartete auf ihre Gelegenheit, sich an mir zu rächen. Ich konnte nur hoffen, dass Nestor meinen Eltern die Nachricht überbringen und den langsamen Tod meines Vaters verhindern könnte. Mit den Schmuckstücken konnten sie zudem die Schulden bezahlen, die sie zu einem Bündnis mit dem Süden gezwungen hatten.
„Anathea", sprach eine junge Frau mich an und tänzelte vor mir her, „besteht die Möglichkeit, dass Ihr mich in Euer Gefolge aufnehmt?"
Ich blieb stehen. „Mein Gefolge?"
„Ja, ich würde gerne an Eurer Seite sein, wenn ..." Sie schmunzelte und drehte sich auf ihren Zehenspitzen. Ihre Augen bekamen einen träumerischen Ausdruck. „Ihr wisst schon, wenn Dal Euch zu seiner Ehefrau nimmt."
Eine Welle der Bedrohung lag in ihren Worten, nicht in ihrer Stimme.
Ich stürmte los. Die Wunde an meinem Bein pochte wegen der plötzlichen Belastung, aber sie war in den vergangenen Wochen fast verheilt und würde nicht aufplatzen, nur weil ich panisch durch den Harem rannte.
Vor den Toren machte ich Halt, ordnete meine Haare und die Ohrringe, die sich in den Strähnen verfangen hatten.
Anathea, beruhige dich, redete Albio auf mich ein. Von einer Hochzeit mit Dal hast du doch immer geträumt.
„Ich hatte davon geträumt", sagte ich atemlos und wischte mir den Schweiß aus der Stirn. „Damals. Heute will ich diesen Ort verlassen. Je schneller desto besser."
Du kannst nicht vor allem weglaufen, nur weil du dich fürchtest.
„Ich habe keine Angst!", log ich.
Natürlich nicht. Fürchtest du dich, weil du hier gestorben bist? Weil deine Schuld in die Fugen des Schlosses geflossen ist? Ist es nicht gut, dass du deine Zukunft ändern konntest? Dass du eine Zukunft in Mikko hast?
„Ich will nicht hierbleiben." Die Sommersonne brannte auf meiner Kopfhaut, auf meinen nackten Schultern und quälte die Flüssigkeit aus meinen Poren. „Diese Liebe ist vergessen und ich wünsche mir ein einfaches Leben, ohne herrschaftsvolle Aufgaben und Verantwortung. Hast du vergessen, was ich damals der Liebe wegen getan habe?"
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Liebliche Schuld
FantasíaMeine Liebe brachte mich um. Ein Unbekannter entriss mich dem Tod. Ich floh vor meinem Ende in ein neues Leben. Die liebeskranke Tyrannin Anathea aus Roenheim musste erst ihr Leben verlieren, um zu verstehen, wofür es sich zu leben lohnt. Eine Gotth...