17: Die Stadt der Toten

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„Was ist menschlicher als der Tod?", fragte Keldan und deckte das Gesicht der alten Frau ab, um die er sich die letzten Tage und Nächte gekümmert hatte

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„Was ist menschlicher als der Tod?", fragte Keldan und deckte das Gesicht der alten Frau ab, um die er sich die letzten Tage und Nächte gekümmert hatte. Die dunkelbraunen Haare klebten ihm im Gesicht. Seine Haut warf noch immer Blasen.

„Das Leben?", antwortete ich mit einer Gegenfrage und fröstelte. „Anfang und Ende lassen sich wohl nicht voneinander trennen. Wir sterben so hilflos wie wir geboren werden."

„Brinja soll sie nicht sehen und schon gar nicht so in Erinnerung behalten."

„Kanntet ihr diese Frau?"

Er schüttelte den Kopf, stand stöhnend auf und trug die Tote aus der Hütte. Ich nutzte die Zeit und schnappte mir eine der Schaufeln, die einst den Bergarbeitern gehört haben musste, und schob den Dreck aus der Baracke. Da ich keine Schuhe mehr hatte, wollte ich diesen Boden so sauber wie möglich halten.

Auf den Tod der alten Frau folgten viele weitere, obwohl wir die Laken auswuschen, die Baracken säuberten und abgekochtes Wasser tranken. Kledan und wenigen anderen ging es jedoch nach und nach besser.

„Brinja und du haben sich noch nicht angesteckt." Keldan sah nicht von den Hosen auf, die er in den brühend heißen Eimer vor sich tauchte. „Wie kann das sein?"

„Brinja ist immer draußen, rennt herum und ich bemühe mich, niemanden direkt anzufassen, so wie du gesagt hast." Ich zuckte mit den Schultern und rieb das nasse Hemd über das Waschbrett. „Frische Luft", stellte ich gedankenverloren fest. „Wir sollten die Vorhänge abnehmen und die Hütten besser durchlüften. Am besten bei Sonnenaufgang und Sonnenuntergang, wenn es nicht zu heiß und nicht zu kalt ist."

Er nickte und starrte auf meine Hände. „Du wäschst und putzt wie ein Neugeborenes. Hat dir niemand gezeigt, wie man Wäsche richtig schrubbt? Sogar Brinja ist schneller und sorgfältiger als du."

„Keldan!" Seine Schwester schlang die Arme um seinen Hals und er kniff die Augen zusammen, als ihre Haut seine berührte. „Kann ich euch helfen?"

„Du kannst Thea helfen." Sein Zwinkern hätte er sich sparen können. „Sie stellt sich ziemlich ungeschickt an."

„Adlige lernen ja auch nicht das Wäschewaschen", erwiderte sie und ließ sich von seinem Rücken gleiten. „Du bist doch eine Adlige, oder Thea?"

Ich schnappte nach Luft. Sie konnte es unmöglich von jemandem erfahren haben, immerhin war sie ein Kind und im Lager gab es niemanden, der meine Identität kannte.

Keldans Augen weiteten sich.

„Eine Adelstochter!" Brinja kicherte und tänzelte zu mir. Ihre dünnen Finger schlossen sich um meine Hände und sie half mir, den Dreck aus dem Hemd zu schrubben.

„Du ... Ihr seid tatsächlich eine Adlige?", stotterte Keldan und trocknete sich die geröteten Hände ab.

„Der Herrscher hat gesagt, dass sie einen Gott in sich trägt!"

Liebliche SchuldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt