13: Wahre Schuld

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Mein vorheriges Leben, das Dal mir einst genommen hatte, fühlte sich mit jedem neuen Tag an wie eine Geschichte, die ich las

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Mein vorheriges Leben, das Dal mir einst genommen hatte, fühlte sich mit jedem neuen Tag an wie eine Geschichte, die ich las. Eine Geschichte, die ihren zweiten Akt begonnen hatte, ohne den ersten zu beenden.

Ich hatte ein Menschenleben ausgelöscht und sollte mich benommen, ängstlich, widerlich fühlen, aber ich fühlte nichts. Dieses falsche Orakel hatte die Schutzgottheit des Nordens und mich töten wollen, ich war ihm lediglich zuvorgekommen.

„Thea, Ihr solltet außer Sicht bleiben." Suvi berührte meinen Arm und manövrierte mich vom Fenster zurück auf mein Bett. „Der junge Herrscher möchte nicht, dass Ihr Euer Zimmer verlasst."

„Mein Hausarrest ist zwölf Tage alt", knurrte ich und starrte an die Decke, deren Musterung ich mittlerweile auswendig kannte. „Wie lange will er mich einsperren?"

„Der junge Herrscher sperrt Euch nicht ein, er beschützt Euch vor Oskari."

„Oskari ist nicht in den Norden eingefallen, richtig? Er steht nicht vor den Toren Mikkos, oder? Ich weiß, dass dieser Mann gefährlich ist, aber er ist nicht hier, also gibt es keinen Grund, mich wie einen zerbrechlichen Keks zu behandeln."

Sie sah aus dem Fenster und zog die durchsichtigen Vorhänge zu, als würden diese auch nur einen Pfeil vom Eindringen aufhalten können.

„Dal ist nicht grundlos so vorsichtig und Oskari ist niemand, den Ihr unterschätzen solltet."

„Die Feinde Dorsteinns einzuschätzen, ist nicht meine Aufgabe", bemerkte ich beiläufig. „Würdest du Farhan Bescheid geben, dass ich mit Dal sprechen möchte?" Ich seufzte, weil sie sich nicht regte. „Das ist weniger eine Bitte als vielmehr ein nett verpackter Befehl, Suvi. Ich bleibe auch hier, bis du zurück bist."

Das war eine Lüge, aber dieses gutgläubige Mädchen wagte nicht einmal, meine Worte zu hinterfragen. Ein Knicks wie aus dem Lehrbuch folgte und sie eilte aus dem Zimmer, über die Treppen und verschwand hinter einem der Gebäude, die den Eingang zum Schloss verdeckten.

Im Schatten ebendieser Gebäude lief ich ihr nach, um mich aus dem Harem herauszuschleichen, allerdings kam ich nicht weit. Das Tor schlug hinter Suvi zu und ich starrte die Mauer hinauf. Ob ich sie wohl hochklettern konnte?

Ich schritt die lange Wand entlang und berührte die glatt geschliffenen Steine, stoppte am Rande des Rosengartens. Gut, dass irgendjemand in diesem Schloss eine Vorliebe für diese Blumen hatte. In einer sonnigen Ecke rankten sie bis an die Kante der Mauer hinauf und als ich an den dicken Ranken zerrte, hielten sie mein Gewicht aus.

Anathea, was hast du vor?

„Ich möchte etwas an meiner Situation ändern und mich vergewissern, dass die Gefahr, vor der mich alle schützen wollen, real ist."

Dazu wirst du aber nicht die Mauer hinaufklettern, oder? Das ist eine unüberlegte Idee.

„Zu welchem Zeitpunkt hatte ich deiner Ansicht nach, eine gut überlegte Idee?"

Liebliche SchuldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt