Meine Liebe brachte mich um. Ein Unbekannter entriss mich dem Tod. Ich floh vor meinem Ende in ein neues Leben.
Die liebeskranke Tyrannin Anathea aus Roenheim musste erst ihr Leben verlieren, um zu verstehen, wofür es sich zu leben lohnt. Eine Gotth...
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Er war der letzte Mensch, den ich sehen wollte und wenn alles so verlaufen sollte wie bei meinem ersten Leben, war er auch der letzte, den ich sehen würde.
Dals Augenbrauen schossen in die Höhe und seine Mundwinkel zuckten, denn er hatte mich früher gefunden als erwartet. Und an einem anderen Ort als abgemacht.
„Für jeden meiner Männer eine Mahlzeit und Bier", rief er dem Kerl hinter der Bar zu, während Radmilla die Treppe hinabeilte. „Wir wollten eigentlich rasten, aber ich habe wohl jemanden erblickt, die mir recht bekannt vorkommt. Auch wenn ich sie nicht in einer Gaststätte an unserer Landesgrenze erwartet hätte."
Ich verfluchte mich dafür, dass ich ihm in jedem meiner Briefe haarklein beschrieben hatte, wie ich aussah. Seine Erinnerungen an unseren einen Tanz konnten sich unmöglich so tief in sein Gedächtnis gebrannt haben, dass er mich auf den ersten Blick wiedererkannte.
„Ihr könnt sie haben", erwiderte Radmilla und verschränkte die Arme vor der Brust, die aus ihrem Ausschnitt quoll. „Thea, geh mit unserem Gast mit."
Für ihn und seine ausgehungerten Männer hatte ich mir also die Hände wund gearbeitet. Ich reckte mein Kinn und machte auf dem Absatz kehrt, sodass er mir folgen musste. Seine Schritte klangen schwer, gemächlich.
„Ihr seid es doch, nicht wahr?" Er schluckte und seine Stimme war ein Flüstern. „Euch hier zu finden, Anathea aus Roenheim, überrascht mich. Hattet Ihr mir nicht geschrieben, dass Ihr mich in den Gärten Eurer Eltern erwarten werdet?"
Ich spähte über meine Schulter zu ihm. Seine linke Hand, verkleidet in Stahl und Leder, fuhr das Treppengeländer ab und seine rechte lag auf seinem Schwert, während er seinen Kiefer anspannte. Ich zwang mich zum Atmen. Das war nicht dasselbe Schwert, mit dem er mich getötet hatte. Dieser Dal wusste noch nichts von unserem Schicksal, sondern wollte sein Land vor einem Verrat schützen. Dieser Dal hatte noch kein Schwert in mein Fleisch versenkt, dennoch spürte ich das Stechen zwischen meinen Rippen und seufzte.
„Was hat Euch so plötzlich die Sprache verschlagen? In Euren Briefen ward ihr redseliger und überhaupt: Wieso versteckt Ihr Euch unter einem Kürzel in dieser Gaststätte?"
Ich zuckte mit den Schultern, öffnete die Tür zum Zimmer und bat ihn herein. Bunte Vorhänge wehten im Wind, dienten als Raumtrenner. Ich duckte mich unter den Stoffen hindurch, schloss das Fenster und Dal ließ sich auf den Kissen nieder, die in einem Kreis um einen flachen Tisch mit Schnaps und Wein lagen. Er schenkte sich Wein ein.
Das alles verwirrte mich. Dal verwirrte mich. Wieso rasteten er und seine Männer ausgerechnet in dieser Gaststätte? Hatte meinen Eltern bereits einen Besuch abgestattet? Ich schüttelte den Kopf, denn selbst wenn es so wäre, dann hätten auch meine Eltern nicht wissen können, wohin ich geflohen war.
„Was macht Ihr hier, Anathea?" Er nippte an seinem Glas. „Seid Ihr das Warten leid gewesen und mir entgegengekommen?"
Schauer überrollten meinen Körper und ich trat zurück. Ich hatte ihm meine Liebe in hunderten Briefen gestanden und er schien zu wissen, mit wem er es zu tun hatte.