II: Vergangene Zukunft

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„Warum?", fauchte ich und schleuderte meinem Vater den weißen Handschuh ins Gesicht

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„Warum?", fauchte ich und schleuderte meinem Vater den weißen Handschuh ins Gesicht. „Warum soll ich diesen Berserker heiraten? Habe ich euch nicht oft genug gesagt, wen ich liebe? Ist meine Liebe euch so wenig wert?"

„Anathea, du weißt, wieso wir uns dem Süden anschließen müssen." Mein Vater hob den Handschuh auf und strich ihn glatt. „Der Norden hat die Grenzregionen und den hiesigen Adel aufgegeben. Ottar würde uns aufnehmen."

„Aber zu welchem Preis?"

„Zu einem Preis, der vertretbar ist", fügte meine Mutter hinzu und legte ihre Gabel neben den Teller. „Ein bisschen Land, Äcker und Wiesen möchte er von uns, die können wir ihm aber nur mit einer Absicherung geben."

„Und das soll ich sein?"

„Deine Aufgabe ist es, einen wohlhabenden Mann zu heiraten, damit wir für die Zukunft abgesichert sind."

„Nein! Ich werde den Mann heiraten, den ich liebe!"

„Anathea, du hast den Sohn Zaafirs ein einziges Mal gesehen und mit ihm getanzt. Wie kannst du da behaupten, dass du ihn liebst, und woher willst du wissen, ob er deine Gefühle erwidert? Das Risiko ist zu hoch."

„Nein, das ist es nicht!", protestierte ich und zerrte an der Tischdecke. Das Tablett mit der Hähnchenbrust in Honig schepperte zu Boden und zwei Gläser zerschellten. „Er liebt mich. Wir schreiben uns regelmäßig Briefe."

„Ihr macht was?" Vater haute mit der Faust auf den Tisch. „Du naives Mädchen, denkst du tatsächlich, dass er dir persönlich schreibt?"

Ich stürmte aus dem Esszimmer und in mein Zimmer, riss die Schubladen meines Schminktisches auf und griff in die gesammelten Briefe. Alles Antworten und Zeugnisse seiner Liebe. Mit den Briefen in den Händen kehrte ich zurück und warf sie meinen Eltern vor die Füße.

„Da, er liebt mich. Lest die Zeilen selbst, wenn ihr mir nicht glauben wollt."

„Das tut nichts zur Sache", knurrte mein Vater und schritt über die Briefe zu mir. „Du wirst Oskari heiraten, ganz gleich, was deine Gefühle dir vorgaukeln."

„Nein!"

„Diese Entscheidung steht nicht zur Diskussion."

„Doch, ich stelle sie zur Diskussion, Vater! Ihr werdet noch sehen, was ihr von euren Entscheidungen habt."

Diesen Fehler würden meine Eltern bereuen.

Abermals stürmte ich aus dem Esszimmer und zurück in mein Schlafgemach. Gut, dass ich Dal bereits von der geplanten Allianz meiner Eltern mit dem Süden berichtet hatte. Besser noch, ich hatte ihn in meinem zweitletzten Brief darum gebeten, mich zu besuchen, unsere Liebe zu besiegeln und mich nach Mikko zu bringen.

„Zofe!", schrie ich und suchte mir mein dunkelgrünes Kleid heraus. Es würde eng anliegen und meinen kupferroten Haaren schmeicheln. „Beeilung, ich will wunderschön aussehen, wenn er kommt."

„Wenn wer kommt, junge Herrin?"

„Willst du mir widersprechen?" Ich erhob die Hand und sie zuckte zusammen. „Statt wie ein Wasserfall zu sprechen, solltest du zur Abwechslung mal deine Hände benutzen. Ich habe keine Zeit, also mach etwas aus meinem Haar!"

Ein letzter Brief, dann würde ich ihn sehen und berühren können. Ich wählte meine Worte weise. Dal war der Sohn des goldenen Zaafir, des Mannes, der seit jeher über Dorsteinn herrschte. Eine starke Blutlinie verband seine Familie mit dem Norden und meine Eltern verschenkten all das für den Süden.

„Autsch!"

„Verzeiht, junge Herrin." Die Zofe schreckte zurück und umklammerte die Haarnadel, als wäre sie eine Waffe. „Verzeiht mir. Bitte."

„Ich soll dir verzeihen, nachdem du mich verletzt hast?" Ich strich über mein Haar, das in losen Bündeln über meine Schulter fiel, weil sie die Nadel in meine Kopfhaut statt in meine Zöpfe gestochen hatte. „Weißt du, was mit denen passiert, die jemanden wie mich verletzten?"

„Natürlich weiß ich das, junge Herrin."

„Und was wirst du nun unternehmen?"

Sie starrte mich an, öffnete den Mund und klappte ihn wieder zu. Dann rammte sie sich die Nadel in ihre Hand und unterdrückte den Aufschrei, der ihren Hals hinaufkroch.

„Gut." Ich wandte ihr den Rücken zu und lehnte mich auf meinem Stuhl zurück. „Und jetzt beende, was du begonnen hast. Wie gesagt, ich möchte mich von meiner besten Seite zeigen, wenn er kommt."

Meine Zofe erlaubte sich keinen zweiten Fehler, andernfalls hätte sie ihre Finger verloren oder vielleicht eine ganze Hand. Welche Hand wäre ihr wohl lieber gewesen, die linke oder die rechte? Sie war so schwach, so einfach zu zerstören und dennoch brauchte ich sie noch.

„Bring mir meine Schuhe für den Garten. Ich habe Dal geschrieben, dass er mich dort finden kann. Also muss ich jetzt jeden Tag dort auf ihn warten", erklärte ich und strich meinen Rock glatt. Der dunkelgrüne Stoff war die richtige Wahl gewesen. „Zofe!"

„Junge Herrin, ich fürchte, Ihr werdet Euer Zimmer nicht verlassen können."

„Was?!" Meine Hand schnellte vor und packte sie an den Haaren, dicht am Ansatz. „Wagst du es, mir Vorschriften zu machen?"

„Nein, wie könnte ich so vorlaut sein? Eure Eltern haben die Wachen angewiesen, Euer Zimmer zu verschließen."

Perplex gab ich sie frei und strauchelte zur Tür, rüttelte an ihr. Abgeschlossen. Mein Herz sank tiefer, kratzte an meinem Magen und schien aus meinem Körper zu kleckern. Tropfen für Tropfen.

„Nein!" Erneut riss ich an der Tür. „Wachen, ich befehle euch, die Tür zu öffnen!"

Nichts.

„Wenn ihr mir nicht sofort öffnet, dann ..." Ich sah mich in meinem Zimmer um, stürmte zu meinem Schminktisch und leerte die Schubladen. Ein Meer aus Zetteln und Briefumschlägen flutete den Boden, aber mein Brieföffner fehlte. „Zofe, hast du mein Messer versteckt?"

„Ich bitte um Verzeihung, junge Herrin. Auf Befehl Eures Vaters musste ich all die Dinge entfernen, mit denen Ihr Euch verletzen könntet."

Er hatte meinen Widerstand geahnt. Wusste er auch, was in meinen Liebesbriefen an Dal stand? Wussten er und Mutter, dass mein Geliebter kommen, um meine Hand anhalten und damit ihre Pläne zerstören würde? Könnten sie ihn aufhalten, wenn er vor ihrer Tür stand?

 Wusste er auch, was in meinen Liebesbriefen an Dal stand? Wussten er und Mutter, dass mein Geliebter kommen, um meine Hand anhalten und damit ihre Pläne zerstören würde? Könnten sie ihn aufhalten, wenn er vor ihrer Tür stand?

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Liebliche SchuldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt