IV: Vergangene Pein

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Ich musste ihn sehen, aber Farhan ließ mich nicht zu seinem Herrn

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Ich musste ihn sehen, aber Farhan ließ mich nicht zu seinem Herrn. Mich verzehrten die Gefühle, die Dal in mir auslöste, und ich rollte mich von einem Kissenhaufen in den anderen.

Grummelnd richtete ich die Stirnkette mit den Saphiren und überlegte, ob Dal Smaragde wohl besser gefallen könnten, als Gelächter vom Platz vor den Zimmerbuchten zu mir drang.

Neugierig kletterte ich aus meinen Kissen und lugte aus dem Fenster. Die Damen des Harems bildeten einen bezaubernden Ring um den Brunnen, in dem ein Mädchen hockte. Suvi. Natürlich. Ihre Augen waren weit aufgerissen, ihre Wange aufgeschürft und ihr Mund stand offen. Sie erbrach graubraunes Wasser.

Ich rümpfte die Nase, obwohl ich das Erbrochene kaum riechen konnte, verließ mein Zimmer und trat in die Gruppe.

„Ein Jammer!" Eine der Damen seufzte und wirbelte herum. Ihr durchsichtiger Rock blähte sich dabei auf. „Das arme Ding ist so ungeschickt und in das Becken gefallen."

„Vielleicht ist sie einfach kaputt", sagte ich und die anderen kicherten. Das Mädchen kniete im Wasser. „Oder sie ist faul und sucht nach einer Entschuldigung, sich vor ihrer Arbeit zu drücken?"

„Sie sieht nicht kaputt aus, also müsst Ihr recht haben, Anathea. Los Mädchen, hole uns ein paar Getränke und bereite das Mittagessen vor."

Wasser klatschte auf den Boden und das einteilige Gewand hing tief in Suvis Kniekehlen, während sie an uns vorbeiwankte. Trotzdem tat sie, wie ihr befohlen und kehrte mit Getränken zurück.

„Widerlich", sagte eine der Damen und warf ihr Glas zu Boden. Es zerbrach.

„Ungenießbar!", empörte sich eine andere und schüttete Suvi die rötliche Flüssigkeit über den Kopf. Auch dieses Glas zersprang vor Suvis Füßen. „Wie kannst du uns nur so einen Dreck anbieten? Stammt dieses Gesöff aus deinem Zimmer?"

Ich rührte keines der Gläser an.

„Hat es dir die Sprache verschlagen?"

Suvi sah keine der Damen direkt an, wischte sich die Nässe aus dem Gesicht und machte einen Knicks, bevor sie die Glasscherben einsammelte und sich an einer schnitt. An zweien. An dreien. Blut färbte den hellen Boden rosa.

„Willst du dich nicht entschuldigen?", hakte die Dame nach, die ihr Getränk über Suvi entleert hatte. „Was denkst du, wird unser aller Herrscher zu deiner Unfähigkeit sagen?"

Ihre Strafe würde milde ausfallen, immerhin trieb Suvi sich mit dem zukünftigen Herrscher Dorsteinns herum. Nur weil sie ihm rein zufällig das richtige Gegengift eingeflößt hatte. Wer versicherte uns denn, dass sie ihn nicht zuerst vergiftet hatte, um sich als Heldin zu beweisen?

Es ergab einfach keinen Sinn, dass Dal sich plötzlich zu einer Dienerin hingezogen fühlte, wenn er doch jede Frau im Norden haben konnte.

Wenn er mich haben konnte.

„Anathea, Ihr seht erschöpft aus." Eine der jungen Damen tippte mich an. Nicht freundlich. Nicht besorgt. Etwas zu fest. „Wie wäre es mit einem warmen Bad?"

Ich stieß die angehaltene Luft aus. Es ging nicht um mich, sondern darum, Suvi weiter zu erniedrigen. „Gerne." Meine Schuhe knirschten über die übrigen Glassplitter, die das Mädchen noch nicht eingesammelt hatte. „Hol mir warmes Wasser und füll damit eine Wanne im Badehaus."

Suvi starrte mich mit ihren silbernen Augen an. Rote Äderchen durchzogen diese und dunkle Schatten machten sich auf ihrem Gesicht breit, tilgten alles Schöne darin. Auch sonst war sie keine Schönheit. Eine Hexe vielleicht? Das musste es sein! Sie hatte Dal mit einem Trank verzaubert, das vermuteten alle Haremsdamen.

„Sehr wohl", entgegnete Suvi und lief los.

Wir folgten in einer geschlossenen Einheit.

Einer brüchigen Einheit.

Es war nicht die optimale Lösung, mich vor den anderen Damen zu entblößen, aber ich konnte nicht zurück. Je vornehmer ich mich verhielt und mitspielte, desto eher ignorierten sie mich.

Suvi schleppte eimerweise heißes Wasser ins Badehaus, das sie vorher über den Feuerstellen in der Küche zum Kochen gebracht hatte. Jeden ihrer Gänge kommentierten die jungen Damen.

„Es fehlen noch Öle", meckerte eine Frau.

Meine Finger zitterten, als ich aus meinem Kleid schlüpfte.

„Bring Rosenblätter! Viele!" Eine andere ahmte Suvis geduckte Haltung nach.

Ich musterte die Wanne aus Kupfer. Dampf legte sich feucht auf meine Haut. „Bring auch deine Heilkräuter. Du hast sicher etwas, damit die Haut geschmeidiger wird."

Als das Mädchen alle Wünsche erfüllt hatte, tauchte ich einen Zeh ins Wasser und schreckte zurück, warf mich auf die Erde. Wimmerte.

„Junge Herrin, was ist los?", wollte Suvi wissen, aber ich stieß sie beiseite.

„Willst du mich etwa lebendig kochen?", fuhr ich sie an. „Wie lange hast du das Wasser über die Feuer gehalten? Eine Woche? Zehn volle Tage?"

Sie hielt ihre Hand ins Wasser, aber ehe sie etwas sagen konnte, schubste ich sie in die Wanne. Die Frauen lachten. Suvi schnappte nach Luft. Jemand drückte sie wieder unter Wasser. Dieser jemand war ich.


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Liebliche SchuldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt