11: Heilige Wege (1)

28 5 10
                                    

Wo auch immer ich mich verkroch, Dal fand mich

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

Wo auch immer ich mich verkroch, Dal fand mich. In den Pavillons am äußersten Rand des Harems, in der Küche, in der die Damen nichts verloren hatten, und in dem Kissenberg, den ich meinem Bett vorzog. Ich vermutete, dass Suvi ihm verriet, wo er mich finden konnte, immerhin half sie mir die meiste Zeit bei der Suche nach neuen Verstecken.

Abrupt zuckte ich zusammen, als ich ihn erblickte, und schluckte den genervten Seufzer herunter.

„Anathea, ich habe gute Neuigkeiten. Die meisten der verletzten Soldaten an der Grenze sind wohlauf", berichtete Dal und ließ sich neben mir nieder. In seinem Rücken plätscherte der Brunnen und Wasser benässte unsere Gewänder, aber das störte ihn nicht. „Ich möchte mich bei dir bedanken. Dafür, dass du Suvi die letzten Tage von ihren Pflichten befreit hast. Sie hat wirklich gute Arbeit im Lazarett geleistet."

Ein Hoffnungsschimmer blitzte in der Ferne auf. Endlich begriff Dal, dass Suvi weitaus mehr zu bieten hatte als ich. Mein Plan ging also auf.

„Sie ist eine Heilerin, wie könnte ich ihr da verbieten, anderen Menschen zu helfen?"

„Du hast sie zurechtgewiesen."

„Ein Mal."

„Das hat genügt. Sie hat deine Entscheidung verstanden, obwohl sie auf den ersten Blick kalt und herzlos erschien, hast da das Leid der Menschen gelindert." Seine Hand schwebte eine Weile über meiner, bevor er sie ergriff und küsste. „Um ehrlich zu sein, hast du auch mich überrascht. Wer hätte gedacht, dass du eine herrschaftliche Entscheidung zugute der Gesellschaft treffen würdest?"

„Ich habe einen Mann in den Tod geschickt", beharrte ich und versuchte, meine Hand aus seiner zu befreien. Erfolglos. „Ich habe niemanden gerettet oder irgendein Leid gemildert."

„Du hast ihm den Brief seiner Liebsten vorgelesen und seinen Wunsch erfüllt. Ich kenne die Verletzungen der Soldatinnen und Soldaten. Dieser Mann hätte selbst unter Obhut der besten Heiler nicht überlebt. Deine Tat war voller Gnade und hoheitsvoll."

Ich wollte schreien, ihm sagen, dass er Unrecht und ich nur aus Eigennutz gehandelt hatte, doch kein Laut kam mir über die Lippen. Der Tod machte mir Angst. Jeder Tod. Die Tatsache, dass ich über ein Leben entschieden hatte, das nicht einmal meines war, ließ mich sauer aufstoßen. Tränen brannten in meinen Augen, Verzweiflung schlängelte sich meine Knöchel und Beine hinauf.

Währenddessen bohrte sich Dals Lächeln in mein Herz, tiefer und tiefer. Gnadenlos überschüttete er mich mit Anerkennung, die nicht mir, sondern Suvi gelten sollte. Ich hatte ihre die Aufmerksamkeit gestohlen, die ihr gehörte. Die sie sich verdient hatte und das, obwohl ich mich von ihr und Dal hatte fernhalten wollen.

„Mein Volk braucht Menschen wie dich, Anathea. Menschen, die in der Lage sind, schwere Entscheidungen zu treffen. Die ein ganzes Land sehen, statt einen einzigen Soldaten."

Unser Gespräch entwickelte sich zu einem Kampf, den ich verlor. Sein Dank wog schwerer als meine Widerworte. Dal lehnte sich über mich. Meine Hand krallte sich in sein Gewand, drückte ihn weg, aber er blieb eisern, kam mir näher und näher. Sein Gewicht knickte meinen Arm ein und auf einmal legten sich seine Lippen auf meine.

Liebliche SchuldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt