Meine Liebe brachte mich um. Ein Unbekannter entriss mich dem Tod. Ich floh vor meinem Ende in ein neues Leben.
Die liebeskranke Tyrannin Anathea aus Roenheim musste erst ihr Leben verlieren, um zu verstehen, wofür es sich zu leben lohnt. Eine Gotth...
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Suvi hatte mich noch vor dem Mittag aus meinem Zimmer geholt, in einen der unzähligen Salons des Palastes gebracht und dort allein gelassen. Hier saß ich in einem viel zu kurzen Kleid, in dem ich der Sommerhitze beim Mittagsschlaf entfliehen wollte, und wartete schweißnass darauf, dass Dal mir irgendetwas mitteile.
„Thea!", platzte Suvi ins Zimmer und verneigte sich eilig. „Das Orakel ist eingetroffen und möchte Euch sehen. Der junge Herrscher ist auf dem Weg vom Lazarett in die Tempelanlagen des Schlosses. Ich soll Euch dorthin führen, wenn Ihr erlaubt."
„Wieso hast du mich dann erst durch das halbe Schloss geschleppt?", fragte ich, kam ihr entgegen und Unmut schwappte in Vorfreude über. „Lass uns gehen!"
Ich schmeckte die Süße der Freiheit bereits und rannte beinahe, als die Tempelanlagen zwischen den hohen Gebäuden des Schlosses in Sicht kamen.
Drei Tempel standen in einem rechten Winkel zueinander. Ihre Spitzdächer streckten sich gen Himmel und ihre weißen Ziegel verschmolzen mit den Wolken. Ornamente wuchsen aus den Dachfirsten. Die einen wirkten wie Eiszapfen, die in die falsche Richtung zeigten. Andere ähnelten Kronleuchtern.
Über eine flache Brücke gelangten wir zu einem der Tempel. Ein Mann in silberner Robe erwartete uns, verbeugte sich und bat mich herein. Suvi schickte er mit einem Wink fort.
Wasser plätscherte in dünnen Rinnen zwischen den Fliesen und sammelte sich in einem Becken, das mittig in den Boden eingelassen worden war.
Davor stand Dal, die Arme vor der Brust verschränkt. „Wir haben noch nicht mit Eurer Ankunft gerechnet", sagte er und betrachtete das Orakel. „Meine Boten verdienen eine großzügige Belohnung, wenn sie zurück sind."
„Sehr wohl, mein Herrscher." Das Orakel ging vor Dal auf die Knie und bot ihm seine Handrücken dar. Dal breitete ein durchsichtiges Tuch darüber aus und zog sich zurück. „Eure Boten waren schnell und die Reise hat sie all ihre Kraft gekostet. Als ich von dem Umstand Eurer Haremsdame erfahren hatte, konnte ich jedoch nicht rasten und bin allein weitergereist."
„Obwohl wir mit Angriffen aus Ottar zu kämpfen haben?"
„Mein Herrscher, Ihr beschützt das Land Eurer Vorfahren seit jeher, ich vertraue auf Euer Können und auf die Weisheit Eures Vaters. Außerdem haben sich die Angriffe auf die Grenzposten beschränkt, daher schien es mir angemessen, allein zu reisen, um Eurer Dame und der möglichen Gottheit in ihrem Körper zu helfen. So schnell wie möglich."
Dal fuhr sich durchs goldene Haar und schlenderte auf mich zu. Seine Augen fixierten mich, doch als ich wie angewurzelt dastand, schob er mich sachte zum Orakel, das scheinbar auf seine Erlaubnis gewartet hatte.
„Junge Dame, darf ich Euch bitten, ins Wasser zu steigen?" Das Gesicht des Orakels lugte unter dem Silberstoff seiner Robe hervor und schimmerte weiß, aber es war keine ungesunde Farbe, sondern eine, die frisch gefallenem Schnee glich. „Und junger Herrscher, darf ich Euch bitten, den Tempel für das Göttergesuch zu verlassen?"