V: Vergangene List

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Abwegige Ideen trieben mich an und öffneten mir neue Wege, die ich vor den anderen Frauen ging

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Abwegige Ideen trieben mich an und öffneten mir neue Wege, die ich vor den anderen Frauen ging.

„Ich bitte Euch, Anathea. Ich will doch nur etwas von dem besonders geräucherten Fisch", bettelte eine der Haremsdamen. Sie stand in meinem Zimmer, da ich ihr keinen Platz angeboten hatte, und knetete ihre Hände. „Ich gebe Euch auch meine Goldkette."

„Wie viele Edelsteine stecken an Eurer Kette?"

„Fünf Rubine", murmelte sie. „Reicht das?"

„Ich werde sehen, was sich machen lässt."

Natürlich reichte den Köchen bereits die goldene Kette, damit hatten sie für die nächsten Jahre ausgesorgt, doch ich bezahlte mittlerweile weitaus mehr Leute als nur die drei Köche, die Essen und andere Dinge für mich in den Harem schmuggelten.

Es war die perfekte List. Die Händler füllten ihre Kisten zu zwei Dritteln mit Lebensmitteln und das letzte Drittel, das sie in einem doppelten Boden versteckten, füllten sie mit seltenen Speisen oder Kräutern, die uns die Heiler vorenthielten. Im Gegenzug gab ich ihnen Ketten, Edelsteine, Ringe und Armbänder der Damen, die mir ihre Loyalität bewiesen. All das, ohne dafür zu bluten.

Im Innenhof grüßten sie mich, statt mich aus den Schatten zu beobachten und sich irrsinnige Fallen auszudenken. Die meisten der Haremsfrauen waren mir ergeben, um an Leckereien und die Kräuter zu kommen, die mein Vater immer zur Entspannung geraucht hatte.

Freundschaften hatten ihren Wert und ich konnte jeden Wert überbieten.

„Ist das alles?", fragte ich den Händler, der seine ungewaschenen Hände hinter der Rücken hielt. „Sollten du und deine Leute nicht mehr bringen?"

„Verzeiht, junge Herrin. Wir befürchten, dass die Wachen, die uns beim Tragen der Kisten helfen, allmählich Verdacht schöpfen." Er fasste sich in den Nacken, in dem er ein seltsames Zeichen trug. Vermutlich eines, das nur er kannte: zwei parallelen Linien, die eine dritte kreuzte. „Versteht mich bitte nicht falsch, Eure Idee ist grandios, aber die Herrscherfamilie zahlt den vollen Preis für zwei Drittel der Ware. Wir bestehlen den Herrscher selbst."

„Wie heißt du?"

„Theodale, meine Herrin."

„Gut, Theodale, ich zahle dir und deinen Leuten einen nicht unbedeutenden Preis obendrauf, damit ihr eure Arbeit vernünftig erledigt. Wessen Köpfe werden wohl rollen, wenn die Wachen die Wahrheit von mir erfahren?"

Seine Mundwinkel deuteten nach unten und er betrachtete seine Füße, leckte sich über die grauen Lippen.

„Die Köche können sicher andere Händler beauftragen, die sich über ein paar Edelsteine und etwas Gold freuen würden."

„N... Nein, bitte. Ich werde mir etwas einfallen lassen, damit niemand von unserem Handel erfährt."

Ich nickte und nahm einen Beutel mit Kräutern an mich. „Dann lade die restlichen Kisten aus und verschwinde wieder."

„Sehr wohl."

Vielleicht ließ sich mein Plan noch ausbessern, indem ich einige Störenfriede und Zweifler beseitigen ließ. Ich lief zu Laina, die wie jeden Tag mit ihrem Gefolge in einem der Pavillons Tee trank.

„Anathea!" Sie machte einen Knicks und kam mir entgegen. „Möchtet Ihr mit uns den Nachmittag verbringen?"

„Nein, ich habe eine Aufgabe für Euch." Meine Hand fischte den Beutel unter meinem Rock hervor und Lainas kniff die Augen zusammen, trat näher an mich heran. „Meine Händler kommen in zwei Tagen wieder. Ihr müsst den alten mit dem Buckel aus dem Weg räumen."

Sie schluckte hörbar, nickte jedoch und nahm die Kräuter gierig an sich. Eines ihrer Mädchen rannte los, um heiße Kohlen in kleinen Schalen und hölzerne Pfeifen zu holen.

„Wollt Ihr die Kräuter mit uns genießen?", fragte sie und räusperte sich.

„Nein, heute nicht."

Ich kannte die Wirkung dieser Kräuter. Mein Vater hatte, nachdem er einen Haufen davon geraucht hatte, stundenlang brabbelnd an die Zimmerdecke gestarrt. Speichel war ihm dabei aus dem Mund gelaufen, den er kaum schließen konnte, und seine Augen hatten geflattert. Auf diese Erfahrung verzichtete ich gerne.

Laina gehörte zu den Frauen, denen ich einen Mordauftrag anvertrauen konnte, zumindest hatte ich das angenommen, bis mich eine andere Frau weinend auf den Vorhof zum Harem gezerrt hatte.

Laina hatte den Händler nicht getötet, sondern nur verletzt. Die Wachen waren ihr wohl auf die Schliche gekommen, hatten sie verhört und anstatt den Angriff zuzugeben, verstrickte sie sich in Ausflüchte, die ihr niemand glaubte. Ihr Geschrei war bis in den Harem zu hören.

Der fehlgeschlagene Mord hatte eine stundenlange und gründliche Suche nach weiteren Attentätern zur Folge, bei der die Wachen die manipulierten Kisten aufgedeckt hatten.

Die Händler, angeführt von Theodale, beschuldigten Laina, erzählten von ihren Morddrohungen, die sie an diesem Tag wahrgemacht hatte. Keiner verdächtigte mich. Selbst die Köche spielten mit.

All das hätte Lainas Tod nicht gerechtfertigt, aber sie hatte ihre Fehler nicht eingestanden, gebissen und um sich geschlagen. Wie im Wahn hatte sie tierische Laute von sich gegeben.

„Ihre Augen", erinnerte sich eine der Damen am Abend an das Spektakel der Hinrichtung, „waren fast weiß. Sie hatte in den letzten Wochen immer über Kopfschmerzen beim Lesen geklagt und irgendwann hatte sie die Buchstaben gar nicht mehr erkennen können. Glaubt ihr, dass sie das verrückt gemacht hat?"

„Sie war blind?", fragte eine andere Frau.

„Nein, sie ist langsam erblindet, aber keine weiß warum."

Ich hielt mich mit Vermutungen zurück. In den kommenden Wochen würde es keine geheimen Lieferungen geben und ich hatte Lainas Schmuck an all die weitergereicht, die mich gedeckt hatten.

Eine neue Machtquelle musste her.

Je schneller, desto besser.

Je schneller, desto besser

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Liebliche SchuldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt