Meine Liebe brachte mich um. Ein Unbekannter entriss mich dem Tod. Ich floh vor meinem Ende in ein neues Leben.
Die liebeskranke Tyrannin Anathea aus Roenheim musste erst ihr Leben verlieren, um zu verstehen, wofür es sich zu leben lohnt. Eine Gotth...
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Oskari ging zielstrebig an den aufwendig gestalteten Grabsteinen vorbei, als gehörten sie zu den Statuen in seiner Residenz. Er hatte mich hierher geführt, um mir zu erklären, warum er niemandem – insbesondere den Heilerinnen und Heilern – traute. Doch dieser Hof der Toten warf nur neue Fragen bei mir auf.
Grab reihte sich an Grab. Alle in Weiß und Gold. Es lagen keine Blumen, sondern Schmuckstücke aus Metallen und Edelsteinen am Fuße jeder Marmorplatte.
„Habt Ihr keine Heilerinnen und Heiler, weil sie allesamt gestorben sind und hier begraben wurden?", fragte ich und Sand knirschte zwischen meinen Zähnen. Eine bessere Erklärung konnte ich mir nicht zusammenreimen.
Vor einem Grabstein kniete Oskari nieder und schob ein goldenes Armband von den Schriftzeichen, die nur wenige Worte formten. Die letzte Botschaft erstreckte sich bis auf die Bodenplatte.
Der Berserker Ottars schrumpfte auf einmal zusammen.
„Wer liegt hier?" Meine Stimme zitterte und mein Herzschlag rührte Mitgefühl in mir auf, aber ich blieb stehen, statt ihm eine tröstende Hand auf die Schulter zu legen. „Ihr mögt nicht gut mit Worten umgehen können, aber ohne sie kann ich Euch nicht verstehen."
Sein Seufzen schickte Schauer durch meinen Körper.
„Bitte", drängte ich und hielt meine Hand davon ab, ihn doch zu berühren.
Behutsam hob er einen Onyxring auf und betrachtete ihn, als wäre es ein zerbrechliches Stück Pergamentpapier. „Hier ruht meine Familie und dort", er zeigte auf ein Grab mit weißem Marmor, aber ohne Schrift, „liegt meine Verlobte." „Hat die Seuche sie getötet?"
„Nein. Ich."
Die langen, schwarzen Haare verschleierten sein Gesicht und als er sich aufrichtete, drehte er mir den Rücken zu.
„Oskari, warum habt Ihr Eure Verlobte umgebracht?"
Ich wollte nicht vorwurfsvoll klingen, aber da er mich ignorierte, konnte ich ihm nicht beweisen, dass mir dieses Geständnis nahe ging.
„Ich war krank", begann er und presste die Fäuste an seine Seite. „Sehr krank. Keiner sollte davon erfahren, deshalb hatte ich sie darum gebeten, einen Heiler zu finden, dem wir vertrauen können." Sein Atem stockte und er legte den Kopf in den Nacken. Schwarze Strähnen flossen über seinen Rücken und das sonnengebräunte Gesicht schimmerte heller als sonst. „Sie hat diesem Heiler vertraut. Jeden Tag flößte er mir seine Tränke ein, aber die Krankheit fraß sich tiefer in meine Eingeweide. Ich spuckte Galle, spuckte Blut und Eiter." Sein düsterer Blick gen Himmel wirkte wütend und traurig zugleich. „Soll ich weitererzählen?"
Ich rückte näher an ihn heran. „Ja, bitte."
„Es dauerte eine Woche, bis meine Wachen erkannten, dass der Heiler mich langsam vergiftete und das im Auftrag meiner Verlobten. Als hätte es nicht ausgereicht, dass mich eine Krankheit heimgesuchte, diese Frau, sie wollte sichergehen, dass ich nie wieder aufwache. Bis heute kenne ich den Grund für ihren Verrat nicht, allerdings kann ich sie nun nicht mehr fragen."