Kapitel 37.2. - Heavenly Fire

89 12 1
                                    

Adam und ich spazierten ein Stück über die Wiese, bis die Stallungen der Lightwoods in einiger Entfernung vor uns auftauchten. Jetzt würden uns die anderen nicht mehr hören können. Mit verschränkten Armen drehte ich mich zu Adam um, der mich vorsichtig musterte. Über seine Schultern hinweg konnte ich Alec, Jace und Isabelle sehen, die uns immer noch beobachteten. „Was gibt's?"

„Wir sollten uns aussprechen." Adam seufzte und fuhr sich durch sein Haar, das die Farbe der dunklen Baumstämme um uns herum angenommen hatte. „Ich weiß, dass ich mich dir gegenüber falsch verhalten habe. Ich habe mir Sorgen gemacht, so wie Freunde es nun mal tun. Ich hätte nicht gedacht, dass es dich so aufregen würde und jetzt, wo ich etwas länger darüber nachgedacht habe, ist mir klargeworden, dass ich wohl tatsächlich etwas überreagiert habe."

„Das hast du in der Tat", gab ich knapp zurück.

„Ich wollte dir nichts vorenthalten, Clary. Alles, was ich wollte, war, dass du von der Härte des Rates nicht erschlagen wirst, als sie über die Beerdigung deiner Mutter abgestimmt haben. Du kennst ihn nicht so gut und ich wollte es dir langsam beibringen."

„So ein Mensch bin ich aber nicht", entgegnete ich, ließ meine Arme sinken und begann vor ihm hin und herzulaufen. Die Erinnerungen an unseren Streit machten es nicht gerade einfacher, meine Wut zu kontrollieren. „Ich ertrage die Wahrheit, Adam. Ich bin stark genug dafür."

„Das weiß ich." Für einige Minuten schwiegen wir und Adam schaute mir mit wachsendem Bedenken dabei zu, wie ich durch den schmelzenden Schnee lief. „Unsere Freundschaft ist noch jung. Wir kennen den anderen kaum. Ich kann dich nicht zu hundert Prozent einschätzen und wissen, wie du dich in bestimmten Situationen verhalten wirst. Ich habe einfach meine allgemeine Menschenkenntnis auf dich übertragen, in der Hoffnung, dir etwas Gutes zu tun."

Meine Beine kamen unter mir zum Stillstand und eine kurze Zeit lang wandte ich ihm den Rücken zu. Ich lehnte meinen Kopf in den Nacken und starrte gen Himmel. Kleine, weiße Wolken bedeckten Teile des unendlichen Blaus. Die Sonne strahlte warm auf meine Haut herab und kämpfte gegen die Kälte des Winds. Einzelne Vögel flogen zwischen den Dächern der benachbarten Anwesen, die man in der Ferne erkennen konnte, hin und her. Ein friedlicher Anblick. Frieden, den es zu bewahren galt. Frieden, den ich zuerst mit mir selbst finden musste, wenn ich für ihn einstehen wollte.

„Du hast recht", sagte ich schließlich und blickte wieder zu Adam. Meine Haare wehten im Wind und mein Körper warf einen Schatten auf sein Gesicht. Das Licht der Sonne strahlte über meine Schultern auf seine Füße und er musste die Augen zusammenkneifen, um mich zu erkennen. „Wir kennen uns noch nicht so lange. Du hättest nicht wissen können, wie ich reagiere."

„Heißt das, du verzeihst mir?" Adams Stimme nahm einen hoffnungsvolleren Ton an und er trat näher an mich heran.

Ich kippte den Kopf ein wenig zur Seite und kniff die Brauen nachdenklich zusammen. „Wir sind Freunde. Freunde streiten sich. Das gehört dazu, denke ich."

„Du weißt gar nicht, wie erleichtert ich bin", gab Adam zu und eine Sekunde später hatte er mich zu sich gezogen und seine Arme um meine Schultern geschlungen. Die Umarmung dauerte nicht lange, kaum mehrere Sekunden, und doch rührte sie mich. Ein Lachen entsprang meiner Kehle als ich seinen Arm tätschelte. Unsere Augen trafen sich und wir lächelten uns an.

„Dich nicht um mich zu haben war seltsam, vor allem bei all dem, was geschehen ist, aber ich war wirklich sauer auf dich", gab ich zu und wippte auf meinen Fußballen vor und zurück. Dann verdrehte ich die Augen und schmunzelte. „Es ist so viel passiert, über das ich gerne mit jemandem geredet hätte, der nicht sowieso schon unter einem Dach mit mir wohnt und eh alles mitbekommt, egal ob ich will oder nicht."

The Rise Of The Morningstar (Clace)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt