Kapitel 46.1. - After Dark

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Kapitel 46 – After Dark

Irgendwo zwischen dem Platz des Engels und den Basilias verlor ich schließlich das Bewusstsein. Ein Schutzmechanismus meines Körpers, der schon lange überfällig gewesen war. Ich konnte mir nicht erklären, wie er sich nicht schon viel früher abgeschaltet hatte, nach allem, was ich ihm heute aufgebürdet hatte.

Das Herz in meiner Brust raste. So schnell, dass ich mir unter normalen Bedingungen vielleicht an den Brustkorb gefasst hätte. Doch meine Muskeln waren starr wie Stein. Meine Lungen zog sich zusammen und ich hatte das Gefühl, zu ersticken. Mir blieb nichts anderes übrig, als minutenlang im Dunkeln auszuharren, Jace' Füßen auf dem Boden zu lauschen und darauf zu warten, dass mein Verstand wieder zu Bewusstsein kam. Es fühlte sich an, als würde ich mich unter der gefrorenen Oberfläche eines Sees befinden, unfähig das Eis zu durchbrechen.

Jace musste die Basilias erreicht haben, denn mit einem Mal veränderten sich die Geräusche um uns herum. Seine Schritte begannen zu hallen, der eisige Wind gegen meine Haut verlor sich und sein Atem schien sich zu beruhigen. Als wäre er erleichtert, die schutzlosen Straßen Alicantes hinter sich gelassen zu haben.

Mein Verstand hämmerte immer noch gegen die zugefrorene Eisschicht, die so klar war, dass die meisten meiner Sinne wahrnehmen konnten, was sich jenseits von ihr abspielte. Es war, als würde jede Sekunde, die ich weiter in der Dunkelheit aushalten musste, den Knoten um meine Brust enger ziehen. Als würde dieses fremde Gefühl der Panik sich tiefer und tiefer in meinen Körper bohren. Wie ein Gift, das sich weiter und weiter ausbreitete, je länger das Gegenmittel auf sich warten ließ.

Dann, gerade als die Angst bis in meine Fingerspitzen vorgedrungen war und mich erzittern ließ, gelang es meinem Geist plötzlich, das Eis zu beschädigen. Ein Riss zischte knirschend durch den harten Frost hindurch und eine Mischung aus Schrei und Schluchzen, die meiner trockenen Kehle entkam, kratzte in meinem Hals und ließ mich aufkeuchen. Eine Sekunde später brach das Eis in tausende kleine Splitter und das Wasser aus der Tiefe drückte mich nach oben. Mein Kopf durchbrach die Oberfläche und meine Lider flogen auseinander.

Die Realität brauchte einen Moment, um scharfzustellen. Meine Lippen trennten sich atemlos voneinander und ich ließ Sauerstoff in meine heißen Lungen strömen. Ich bebte vor Kälte, war gerade so einem eisigen Tod von der Schippe gesprungen, aber mein Körper glühte vor Hitze. Meine Muskeln schwitzten und ich konnte die warmen Tropfen spüren, die meinen Nacken hinunterliefen.

Ich brauchte viel zu lange, um zu realisieren, dass ich gar nicht mehr in Jace' Armen lag, sondern auf einer Matratze saß. Meine Beine waren nicht lang genug, als dass meine Stiefel den Boden über der Kante des Bettes erreichen könnten.

Ich blinzelte und schaute hoch. Jace stand vor mir. Seine Brust hob und senkte sich, als wäre er außer Atem. Meine Knie berührten seine Beine, so nah waren wir uns. Doch das war nicht, was mir Sorge bereitete. Mein Hirn bekam es nicht auf die Reihe, einen halbwegs klaren Gedanken zu fassen. Jace' geweitete goldenen Augen waren auf mich geheftet. Er sah mehr als nur besorgt aus. Seine Lippen bewegten sich ... aber ich konnte nicht hören, was er sagte.

Da war ein lautes, durchdringendes Piepen in meinen Ohren, das jedes andere Geräusch ausgeblendet hatte. Eben noch hatte ich seine Schritte doch noch gehört ... Seine Hände hatten meine Schultern umgriffen. Mein Körper bebte immer noch unter mir. Meine Lunge versuchte immer noch vergeblich, nach Luft zu schnappen. Mein Herz pochte immer noch viel zu schnell.

Ich kniff die Augen zusammen und fokussierte mich auf Jace' Lippen; versuchte zu erraten was er sagte. Er sprach zu schnell. Zu hektisch. Der Knoten um meinen Brustkorb schien nur enger zu werden. Ich schüttelte vehement den Kopf und versuchte, mich von ihm loszureißen. Gleichzeitig hob ich die Stimme, aber da waren keine Worte in meinem Kopf. Selbst wenn ich etwas gesagt hätte, konnte ich mir nicht sicher sein, ob er verstanden hätte. Ich konnte sie ja selbst nicht hören.

The Rise Of The Morningstar (Clace)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt