Ich habe versagt. Das war der einzige Gedanke, der mir durch den Kopf schoss, während meine Knie unter mir nachgaben und der Boden mir entgegenkam. Ich kippte nach hinten, schlug mit dem Hinterkopf auf einer der Trainingsmatten auf und starrte an die Decke. Mein Körper hatte aufgehört zu funktionieren, ich spürte kaum mehr als ein dumpfes, schweres Geflecht aus Nerven.
„Nichts lebensbedrohliches, aber stark genug, um dich plattzumachen." Jonathan lachte verzerrt. Stille kehrte in der Halle ein. Eine Stille so niederschmetternd, dass Jace' rasselnder Atem mir eine Gänsehaut bereitete. Als wäre das alles hier eine große Show, die Jonathan inszeniert hatte. Wofür? Nur, um mich zurück zu unserem Vater zu bringen?
Jace knurrte erneut, diesmal lauter, diesmal wütender. Ich drehte den Kopf und wieder begegneten sich unsere Augen. Adam hatte es noch nicht geschafft, ihn mit seiner Stele zu heilen. Jace krabbelte auf allen Vieren auf mich zu und hinterließ dabei eine Blutspur auf dem Boden. Panik flackerte in seinen Augen; eine hilflose Panik, die ich so noch nie dort gesehen hatte. Er konnte nichts tun, er war genauso außer Gefecht gesetzt wie ich. Und dann stand Jonathan bereits über mir. Phosphoros reflektierte das Licht der Trainingshalle beinahe einladend.
„Hilf ihr", flechte Jace, seine Stimme nicht mehr als ein Krächzen. „Hilf ihr, Adam."
Adam, aus der Bahn geworfen von meiner Niederlage, löste sich schlagartig aus seiner Starre. Er ließ die Stele achtlos los, griff nach seiner Seraphklinge und sprintete auf Jonathan zu, ohne einen weiteren Gedanken daran zu verschwenden, dass er ebenso verlieren würde wie wir. Jonathan machte einen Satz zurück und irgendwo abseits meines Sichtfelds prallten zwei Schwerter gegeneinander, erfüllten die Luft mit ihrem brennenden Geruch nach Eisen und Schweiß.
Meine Augen waren jedoch weiterhin auf Jace geheftet, der mich nun erreicht hatte und neben mir in sich zusammenbrach, als hätten die wenigen Meter jede Kraft aus ihm gesaugt. Mühsam rollte er sich auf den Rücken und spuckte Blut auf seine Kleidung. „Ironisch, dass ich immer nur daran gedacht habe, wie wir ihn besiegen und nicht wie wir dabei draufgehen", murmelte Jace und sein heiseres Lachen brachte seinen Brustkorb zum Beben.
„Und ich habe gefürchtet, dass es genau so ausgehen würde", erwiderte ich, aber meine Worte waren durch das Gift kaum zu verstehen. Das Donnern von Schwertern näherte sich uns und ich drehte den Kopf weg von Jace, um Adams braunen Haarschopf am Rande meiner Vision vorbeifliegen zu sehen. Ich betete an den Erzengel persönlich, dass Malik endlich auftauchte. Ich würde es mir nicht verzeihen, falls Adam durch Jonathans Hand sterben sollte.
Etwas berührte meine Wange und ich zuckte, zumindest versuchte ich zu zucken, aber das war schwieriger als gedacht. Meine Augen schwenkten zur Seite und trafen Jace', die mich mit einem plötzlichen Anflug von Traurigkeit beobachteten. Seine blutigen Finger strichen über meine Wange, ein beschwichtigender, tröstender Rhythmus. Ich konnte das klebrige Blut spüren, welches er auf meiner Haut hinterließ. Jace hatte sich über mich gebeugt und ich wusste, dass es nur dazu führen würde, dass er schneller ausblutete.
Dutzende verschiedene Gedanken schossen mir durch den Kopf, aber ich konnte mich nicht dazu bringen, einen von ihnen auszusprechen. Nicht jetzt. Ich hatte das Gefühl, dass Jace nicht mehr genügend Zeit hatte, um meine Fragen zu beantworten. Tränen verwischten meine Sicht, vermischten sich mit seinem Blut, als sie mein Gesicht herunterliefen. „Es tut mir leid, dass du meinetwegen sterben musst."
Jace' Hand schloss sich um meine und drückte sie fester, als ich es ihm in diesem Zustand zugetraut hätte. Sein Gesicht wirkte fahl und blass, als wäre das Blut bereits zu weit zurückgewichen. Er sah aus, als würde er keine fünf Minuten mehr überleben. „Wir werden nicht sterben, Clary", sagte er zuversichtlich und grinste. „Wir haben den heutigen Kampf verloren, aber den Krieg gewinnen wir trotzdem."
DU LIEST GERADE
The Rise Of The Morningstar (Clace)
FanfictionWas wenn Clary anstatt Jace von Valentin aufgezogen wurde? Jocelyn hat Valentin nach dem Aufstand nicht verlassen. Um einem tödlichen Urteil des Rats zu entgehen, ziehen sie sich auf ein verstecktes Landgut zurück. Achtzehn Jahre später haben Jonath...