Kapitel 20 – Some Ancient Heritage
Als ich die Augen aufschlug sah ich winzige Staubpartikel in der Luft schweben, die vom einfallenden Sonnenlicht angestrahlt wurden. Ich blinzelte und hob dann leicht den Kopf, nur um zu bemerken, dass ich von mehreren Gestalten umringt war.
Mein Körper lag auf dem Boden einer großen Halle mit goldenen Engeln an der Decke. Ihr Anblick ließ das Blut schneller durch meine Adern schlagen. Es fühlte sich an, als würde allein der Blick der Engel genügen, um neue Kraft zu schöpfen. Meine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln und meine Augen wanderten zu den Personen, die sich um mich gescharrt hatten. Größtenteils um mich gescharrt hatten. Erst jetzt fragte ich mich, warum ich überhaupt hier auf dem Boden lag.
Ich erkannte die Inquisitorin, die auf meiner Rechten in Höhe meiner Schultern kniete und mich aus unergründlichen dunklen Augen beobachtete. Einzelne Strähnen hatten sich aus ihrem Zopf gelöst, die ihr nun in wirren Locken um die Wangen baumelten. Es ließ sie menschlicher aussehen. Hinter der Inquisitorin stand der Konsul. Sein Kopf war gesenkt und mit seiner großen Hand hielt er seinen Arm fest, als würde ihn etwas daran stören.
Maryse hockte links von mir und trommelte ungeduldig mit ihren Fingern auf meiner Haut. Als wartete sie auf etwas, von dem sie sicher war, dass es passieren würde. Ihre blauen Augen waren auf mich geheftet und zu meiner Überraschung seufzte sie erleichtert, als sie mein Lächeln wahrnahm. Ich stützte mich mit beiden Händen auf dem kalten Boden ab, um mich aufzurichten. Die Muskeln in meinem Körper schienen bei jeder Bewegung zu ächzen. Wie wenn sie Gefahr laufen würden, unter meinem Gewicht nachzugeben.
Maryse lehnte sich in meine Richtung und berührte leicht meine Schulter. Ich sah, wie sie ihre Lippen bewegte und mir etwas entgegen murmelte. Doch ich konnte es weder hören, noch konnte ich ihr eine Antwort darauf geben. Ich drehte meinen Kopf in ihre Richtung und weitete meine Augen für einen Moment, um sicherzugehen, dass das hier gerade wirklich passierte. Das Bild der zierlichen rothaarigen Frau mit Augen, die an funkelnde Smaragde erinnerten, verblasste vor mir und zurück blieb Maryse' müdes Gesicht, spröde Lippen, tiefe Augenringe, Falten auf der Stirn. Hatte ich sie gerade tatsächlich für meine Mutter gehalten?
„Geht es dir gut, Clary?", murmelte Maryse erneut, mit süß-sanfter Stimme, als wäre das alles hier nicht mehr als ein dunkler Traum, aus dem ich jede Sekunde erwachen würde. Es war wirklich nicht ihre Schuld. Ich konnte ihr ansehen, dass sie sich tatsächlich um mich sorgte. Und doch brachte ihre Stimme die Erinnerungen der vergangenen Stunde wieder vollständig zurück.
Ich wusste nicht, was ich erwidern sollte. Was hätte ich auch sagen sollen? Nein, mir geht es nicht gut. Tief in meinem Inneren bin ich zerrissen und alles, was heute passiert ist, all die Schmerzen, die mir heute zugefügt wurden, haben das Loch in meiner Brust nur noch größer werden lassen. Stattdessen presste ich die Lippen zusammen, streckte den Rücken so weit wie möglich und schaute Maryse direkt in die Augen. Ich gab mir alle Mühe, so verwirrt wie möglich zu gucken. „Was ist passiert?"
Die darauffolgende Stille war erdrückend und erleichternd zugleich. Erdrückend, weil ich Gelegenheit hatte, genauer darüber nachzudenken, was bis eben alles passiert war. Erleichternd, weil sie die Unzufriedenheit der anderen widerspiegelte. Die Stille unterstrich, dass nicht alle hier im Raum mit dem skrupellosen Vorgehen der Inquisitorin einverstanden waren.
„Du hast zu schreien angefangen", begann Adam plötzlich zu sprechen. Er stand neben Maryse und schaute von oben auf mich herab, ein versteinerter Ausdruck auf seinem Gesicht. Doch er wich meinem Blick nicht aus. „Die Rune an deinem Hals hat zu leuchten angefangen. Dann hat sich die Rune von selbst verformt. Einfach so. Als hätte jemand eine unsichtbare Stele benutzt, um über die alte Rune zu schreiben und die Bedeutung zu ändern." Die Worte flossen so schnell aus seinem Mund, als könnte er ihren Inhalt selbst nicht erfassen.
DU LIEST GERADE
The Rise Of The Morningstar (Clace)
FanficWas wenn Clary anstatt Jace von Valentin aufgezogen wurde? Jocelyn hat Valentin nach dem Aufstand nicht verlassen. Um einem tödlichen Urteil des Rats zu entgehen, ziehen sie sich auf ein verstecktes Landgut zurück. Achtzehn Jahre später haben Jonath...