Kapitel 64.2. - Different Kind of Traitors

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Man konnte Imogen ansehen, dass sie ihre Frage am liebsten zurückgenommen hätte. Ich konnte ihr förmlich ansehen, was sie dachte. Und für so etwas führe ich hier ein ernsthaftes Verhör durch? Ihre Reaktion war gleichgültig, sogar ein wenig abstoßend. Wie wenn der Gedanke, dass mich jemand lieben könnte, nicht auf ihr Verständnis traf. Oder war es die Liebe allgemein, die ihr zuwider war, nachdem sie ihre eigene verloren hatte?

Dafür reagierten Jace und Isabelle umso extremer. Jace neben mir versteifte sich. Seine Finger in meinem Nacken gefroren in ihrer Bewegung. Ein schneller Seitenblick in seine Richtung eröffnete das Aufflackern einer Mischung aus Verblüffung und Unmut, die er jedoch hastig hinter seiner Mauer aus überschwänglicher Arroganz versteckte. Amüsiert legte er die Stirn in Falten; sein rechter Mundwinkel hob sich als er meinen Augen begegnete.

Isabelle entkam ein ungläubiges Schnauben. Sie riss den Kopf belustigt zu mir und drückte mir ihren Ellbogen spielerisch in die Seite. „So, jetzt ist es raus. Eine wirklich romantische Art, dir das mitzuteilen."

„Ich wusste es bereits", gab ich mit verzerrter Stimme zu, weil mein Magen immer noch gegen meine Speiseröhre drückte. Ich blinzelte in einem schwachen Versuch, die Dunkelheit von meinen Augenrändern fernzuhalten. Die Inquisitorin scheuchte einen wankenden Adam vom Podest. Anscheinend hatte sie kein Interesse daran, mehr von ihm zu hören. Ich war ihr dankbar dafür, denn ich hatte keine Lust mehr über Adams Gefühlslage mir gegenüber zu erfahren.

„Er hat es dir schon persönlich gesagt?", fragte Isabelle und klang nun ehrlich überrascht. Und einen Hauch entrüstet. „Wann? Warum hast du mir nichts davon erzählt?" Und nach einer kurzen Pause, „Warte ihr seid aber nicht zusammen, also ein Paar, oder? Clary bitte sag mir, dass deine heutige Passivität nichts damit zu tun hat, dass du in ihn verliebt bist? Du kannst nicht von einer toxischen Familienbeziehung direkt in die nächste toxische Beziehung springen ..."

Bei dem Wort verliebt zuckte Jace neben mir spürbar zusammen. Die Berührung von seinen Fingern war so plötzlich fort, dass ich sie mir vorher auch hätte eingebildet haben können. Ich raffte mich zusammen, um mich wieder aufrecht hinzusetzen und merkte dabei, dass Jace neben mir regungslos wie Stein geworden war. Isabelle, die davon nichts mitzukriegen schien, umfasste meine Schultern, schüttelte mich und drückte mich dabei näher zu Jace heran. Er rückte von mir ab, brachte automatisch Abstand zwischen uns. Ich war zu überfordert mit all den Reizen, die auf mich einströmten, um darauf einzugehen. Was hätte ich denn auch machen können?

„Er hat es mir gestanden, nachdem er von dem Pfeil getroffen wurde", erklärte ich kurzangebunden und Isabelle löste den Drück um meine Oberarme. „Wir ... hatten danach keine Gelegenheit, darüber zu reden."

Isabelle öffnete den Mund, ein tadelnder, gefährlicher Ausdruck in ihren kastanienbraunen Augen. Doch Imogen kam ihr glücklicherweise zuvor. Ich atmete erleichtert auf und erntete einen dunklen Blick von ihr. Ich wusste, dass sie es gut meinte und sie versuchte, mich von Schwierigkeiten fernzuhalten. Aber gerade war es mir einfach zu viel. Ich hatte seit gestern keinen Bissen gegessen, eine halbe Nacht geschlafen und wurde nun wieder mit all der Panik konfrontiert, die Blake seit Wochen in mir aufgebaut hatte. Und da war noch Adam, mein Freund, der anscheinend mehr in mir gesehen hatte als das und mich trotzdem hintergangen hatte. Auch wenn er sich in seinem Kopf letztendlich doch für mich entschieden hatte. Als könnte er mit dieser einen Entscheidung alle anderen ungeschehen machen.

„Es wird Zeit, die Urteile festzulegen", verkündete die Inquisitorin. „Lasst uns mit den Angeklagten rund um Blake Ashdown beginnen."

Die Schattenjäger im Saal brachen in heftiges Gerede aus. Ihre Aufmerksamkeit verlagerte sich zu ihren Sitznachbarn; fort von uns. Jace nutzte den Augenblick, um sich zu mir herabzubeugen und mein Kinn drehte sich automatisch zu ihm, als ich seine Bewegung im Augenwinkel wahrnahm. Unsere Gesichter waren nur Zentimeter voneinander entfernt als er in dramatischem Ton zu flüstern begann. „Es kränkt mich sehr zu sehen, wie wenig dir unsere Liebe bedeutet. Und dann auch noch Adam. Du hättest ruhig sagen können, dass wir auf mehr Pferde setzen dürfen." Seine Lippen waren zu einem theatralischen Grinsen verzogen und seine Stimme klang höchstens desinteressiert und auf meine Kosten belustigt, als würde er mir informativ etwas mitteilen wollen. Doch in seinen harten goldenen Augen flackerte Distanz.

The Rise Of The Morningstar (Clace)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt