Kapitel 69 - Head Versus Heart

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Kapitel 69 – Head Versus Heart

Wir senkten unsere Schwerter. Es gab Momente wie diese, in denen Widerstand zwecklos war. Wir waren so deutlich in der Überzahl, dass es unser Tod gewesen wäre, ihren Befehlen keine Folge zu leisten.

„Hast du wirklich gedacht, dass ich ohne eine Verstärkung hier in das Zentrum der Macht eindringen würde, Clarissa?" Jonathans Pupillen blitzten vergnügt, als er meine Überraschung registrierte. Er wischte sich Blut von der Montur und trat näher an mich heran. Ich ließ zu, dass er in einer fast mitleidigen Geste meine Schulter drückte. Ein so zufälliger und doch so durchdachter Körperkontakt zwischen uns, dass alle meine Muskeln davor zurückwichen. Nicht aus Furcht. Es war die Wehmut nach der Vergangenheit.

„Das hier sind die Überbleibsel von Blake Ashdowns Gruppe", erzählte er weiter und musterte dabei eindringlich mein Gesicht. Ich hatte Mühe die Gefühle zu verbergen, die durch mich hindurchrasten wie die Kugeln einer Waffe und dabei Löcher von Erinnerungen hinterließen. So viel zu einem fairen, ehrenhaften Kampf, den er uns versprochen hatte. „Die, die nicht bei deiner Entführung dabei waren."

Ich spürte, wie sich Zorn in meiner Mitte sammelte. Blake Ashdown war tot und doch verfolgte mich dieser verdammte Idiot immer noch. Unwillkürlich fuhren meine Augen über die Männer und Frauen, die sich um uns gescharrt hatten. Erst als niemand von ihnen mir bekannt vorkam, stellte ich fest, dass ich nach Adam gesucht hatte. Er hatte mich für Blake verraten, aber nun fehlte er. Wieso? Hatte er hiervon gewusst und sich schlicht geweigert herzukommen oder hatten sie ihn nicht rekrutiert?

Jonathan sprach weiter, während die Wut in mir höher und höher kochte. „Nun, da sich das Blatt wieder gewendet hat und ihr leider zu nutzlos wart, um mir Informationen zu liefern, werde ich den Spieß umdrehen." Er spazierte zwischen uns hindurch, trat provokant gegen unsere Schwerter und Dolche, die auf dem blutverklebten Boden lagen. Beiläufig und doch offenkundig fischte er das Messer von seinem Waffengurt, mit dem er zuvor die Inquisitorin bedroht hatte, die nun mit rasendem Blick und geballten Fäusten auf Jace' anderer Seite stand.

„Ich will das Schwert. Ich will es jetzt." Ohne Vorwarnung schnellte seine freie Faust hervor, übermenschlich schnell und unaufhaltsam, und warf Isabelle von ihren Füßen. Im einen Augenblick hatte sie noch direkt vor Blakes Schlägertrupp gestanden, im nächsten lag sie auf dem Boden.

Ein hoher Laut entglitt meiner Kehle und meine Füße bewegten sich auf sie zu, ohne dass ich sie bewusst steuerte. Ein Schattenjäger stellte sich mir in den Weg. Die Spitze seines Kurzschwerts schwebte Zentimeter vor meiner Brust und brachte mich ruckartig zum Stehen. Ich neigte meinen Oberkörper zur Seite, um an ihm vorbeizuspähen und entdeckte Isabelle, auf wessen hautengem Lederkleid sich ein finsterer Flüssigkeitsfilm gebildet hatte. Sie versuchte, sich aufzurappeln, aber Jonathan winkte einen seiner Leute nach vorn, der ihr seinen Stiefel auf den Rücken drückte und sie zurück auf den Boden zwang.

Der Zorn in meinem Körper raste wie die sengenden Zungen eines Feuers durch meine Adern. Noch ehe ich mich versah, hatte ich mich unter dem Mann hindurchgebückt und ihm meinen Ellbogen in den Magen gerammt. Er streckte die Finger aus, um meinen Haarschopf zu fassen zu kriegen, aber da hatte ich seine Klinge bereits in meinen Händen. Sein Blut gesellte sich zu dem der anderen Toten. Sofort scharrte sich das restliche Gesindel um mich wie ein Pack ausgehungerter Hunde und übermannt von der Hitze der Wut glaubte ich daran, es mit ihnen allen aufnehmen zu können. Ich war so fixiert auf das Feuer, plante bereits, wie ich diese Leute am schnellsten umbringen konnte, dass ich Jonathans nächste Handlung nur aus dem Augenwinkel wahrnahm.

Ein dumpfes Gerumpel, schweratmendes Gerangel und scharfes Lufteinsaugen ließen mich wie ein Blitz herumfahren, aber es war bereits zu spät. Imogen drängte sich nach vorn und versuchte Jonathan mit einer Miene zu erreichen, die zum ersten Mal seit unserer ersten Begegnung unverblümten Schrecken ausstrahlte. Zwei von Jonathans Schattenjägern packten sie an den Armen, ehe sie auch nur eine Silbe über die Lippen bringen konnte. Die sonst unerbittliche, schonungslose Anführerin der Nephilim hatte sie vollständig verlassen.

The Rise Of The Morningstar (Clace)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt