Kapitel 80 - The Mortal Mirror

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Kapitel 80 – The Mortal Mirror

--- 2 Tage vor Beginn des Krieges. ---

Lake Lyn. Die Worte echoten unaufhörlich in meinem Kopf. Wie eine Melodie, die man aufschnappte und nicht wieder loswurde. Ein brutaler Ohrwurm, der einen in den banalsten Situationen quälte. Lake Lyn. Der See, aus dem der Erzengel Raziel aufgestiegen war, um Jonathan Shadowhunter das Schwert und den Kelch zu überreichen.

So simpel und geheimnislos, dass sich die vergangenen Generationen wohl einfach nie die Mühe gemacht hatten, den Ort des Spiegels niederzuschreiben.

Ich war immer noch in einem reglosen Schock, als Alec sich einschaltete. „Woher weißt du das? Woher wissen wir, dass du nicht lügst?"

Adams gequälte Augen suchten meine und als er sprach, sprach er allein zu mir und zu niemandem sonst. „Meine Eltern ... sie werden fortgehen und Alicante verlassen. Sie haben sich entschieden ..." Seine Stimme brach und meine Hand zuckte, weil ich sie nach ihm ausstrecken wollte. „Sie haben sich entschieden, zu Valentin überzulaufen. Freunde sind bereits gegangen und haben berichtet, dass er sich am Lake Lyn mit Feenwesen getroffen hat."

„Sie gehen ein Bündnis ein", flüsterte Alec nachdenklich.

„Das bedeutet rein gar nichts", platzte es aus Jace heraus, der aus dem Stuhl aufgesprungen war wie eine Katze kurz vor dem fatalen Sprung auf die Maus. „Valentin könnte sich auch einfach so am See mit ihnen treffen. Lake Lyn hat in der Mythologie der Feenwesen eine besondere Bedeutung. Vielleicht haben sie den Ort ausgesucht."

Adam schüttelte leicht den Kopf. „Es wäre töricht von Valentin, seine Position kurz vor dem Krieg umzuverlegen. Lake Lyn ist für einen Kampf ziemlich unstrategisch. Er ist viel zu weit von Alicante entfernt, um einfach nur seine Truppen dort zu stationieren. Genauso unklug wäre es, sie näher an der Stadt zu platzieren und diese schutzlos zurückzulassen, während er sich mit den Feen am See trifft. Sicher wird er die Vertreter der Feenkönigin nicht ohne Verstärkung treffen."

„Und selbst wenn das alles in seinen Plänen doch irgendwie Sinn ergibt", fuhr Adam nun eine Spur deutlicher fort, als Jace ihm ins Wort fallen wollte. „Sobald ich vom See erfahren habe, habe ich Nachforschungen betrieben. Wie du richtig sagst, Jace, der See hat eine besondere Bedeutung für die Feenwesen. Sie trinken aus ihm, weil das Wasser ihnen klare Visionen verleiht. Doch statt Lake Lyn heißt er bei ihnen See der Träume, oder eben ... Spiegel der Träume."

„Sie werden das fehlende Feenkind opfern, um die infernalische Umkehrung zu vollenden." Für einen Moment schloss ich die Augen und versuchte, mich in meinen Vater hineinzuversetzen. Was machte mehr Sinn – zuerst die Dämonen oder zuerst Raziels Wunsch? Zuerst den Erzengel zu rufen war ein Risiko, falls sie nicht wussten, ob Mellartach danach noch seine dämonischen Fähigkeiten haben würde. „Adam hat recht, Lake Lyn ist ein unstrategischer Ort, um seine Streitkräfte zu stationieren. Die Frage ist nur, ob das überhaupt eine Rolle spielt. Wie strategisch muss Valentin überhaupt denken, wenn er so deutlich in der Überzahl ist?"

„Was, also glauben wir jetzt einfach, dass Lake Lyn der Engelsspiegel ist?", platzte es aus Alec heraus. „Was wenn wir all unsere Energie in eine Fehlinformation stecken?"

„Der See ist der Spiegel", erwiderten Adam und ich gleichzeitig; die Finalität in unseren Stimmen Zeuge, wie sicher wir uns waren.

Jace kniff unzufrieden die Augen zusammen, hüllte sich jedoch in Schweigen.

„Jemand muss Imogen Bescheid sagen", fuhr ich fort, als Alec nichts einwarf.

„Und wir brauchen einen Plan", sagte Adam, sein Blick hier, sein Ausdruck aber nicht wirklich anwesend. Nach allem, was ich in den letzten Wochen über Adam erfahren hatte, war es mir nun möglich, diesen Ausdruck zu entziffern. Ich hatte es immer als Unbehagen abgetan – weil seine Familie auf einer anderen Seite stand als wir. Bis mir schmerzlich klargeworden war, dass er und ich gar nicht auf der gleichen Seite standen. Das hier war sein taktischer Ausdruck – wenn er sich in seinen Kopf zurückzog, Pläne schmiedete, Ausreden erfand und sich Geschichten zusammenreimte.

The Rise Of The Morningstar (Clace)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt