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„EINE GANZE WOCHE?!" ruft Hyunjin überrascht. Ich habe den anderen grade erzählt das ich für eine Woche bei den Hans bleiben werde.
„Du kannst doch nicht einfach Schule schwänzen!" redet Hyunjin weiter.
Genervt haue ich ihm gegen den Hinterkopf.

„Du Trottel! Nur weil ich dort schlafen muss heißt das nicht das ich Schule schwänzen werde!"
Den Hinterkopf reibend nuschelt der Blonde etwas, was ich jedoch nicht verstehe.

„Was meinen denn deine Eltern dazu?" fragt mich Chan.
„Meine Mutter meinte ich soll alles machen was die Hans von mir verlangen und meinen Vater interessiert das sowieso nicht." Verstehend nickt der Australier sieht mich dabei etwas besorgt an. Sie wissen das ich ein paar Probleme mit meinem Vater habe, weshalb sie dieses Thema so gut wie möglich vermeiden.

„Und ab wann wirst du dort bleiben müssen?" Changbin sieht mich interessiert an, während er sich sein nächstes Stück Kuchen in den Mund steckt.
Wir sitzen grade in einem Café in der Nähe vom Einkaufszentrum. Da wir heute Samstag haben wollten wir den Tag zusammen verbringen. Oder in meinem Fall zumindest den halben, da ich später noch zu Jisung gehen muss.

„Ab Montag nach der Schule." Antworte ich Changbin, welcher darauf nickt.
Mit einem kurzen Blick auf die Uhr bemerke ich das es langsam Zeit für mich wird zu gehen, wenn ich noch rechtzeitig bei den Hans ankommen will.

„Ich muss jetzt los. Wir sehen uns am Montag." Ich verabschiede mich also von den anderen und mache mich auf den Weg zu Jisung. Mit dem Bus kam ich recht schnell bei meinem Ziel an. Wie immer klingel ich und warte bis mir jemand die Tür öffnet.
Zu meiner Verwunderung öffnet Jisung mir selbst die Tür. Als er mich sieht schnalzt er kurz missbilligend mit der Zunge.

„Gibt es nicht einen Tag an dem ich von Dir verschont bleibe." Jisung dreht sich um und verschwindet im Wohnzimmer. Ich kann ihn noch immer sehen und hören, denn schließlich sind Eingang und Wohnzimmer ein Zimmer.
„Keine sorge Mittwochs bliebt das Prinzchen von mir verschont."
Jisungs Reaktion auf das 'Prinzchen' lässt mich belustigt schmunzeln. Er wirft mir einen gereizten Blick zu. Es amüsiert mich Jisung zu ärgern.

„Nenn mich nicht Prinzchen du Lackaffe!"
„Wie wäre es dann mit Täubchen oder Schnullerbacke." ganz unschuldig nannte ich ihm noch mehrere Spitznamen die mir so einfielen. Jedes Mal wenn ich einen neuen Namen sagte rollte Jisung die Augen und wurde nur noch genervter.

„Nein warte! Jetzt hab ich den perfekten Spitznamen für dich! Fruchtzwerg!" mit einem provokanten begeisterten Lächeln sah ich zu Jisung. In seinen Augen spiegelt sich so viel Hass und Abscheu, das ich jetzt tot umfallen würde wenn Blicke töten könnten.

„Wieso nervst du mich so! Hast du keine Freunde die du nerven kannst?!"
„Ich hab Freunde."
„Bist du sicher das sie dich auch wirklich mögen. Denn mit deinem Verhalten würde es mich wundern das jemand freiwillig mit dir Zeit verbringt!" Jisungs Aussage macht mir relativ wenig aus. Ich kenne meine Freunde und das was Jisung sagt ist totaler Quatsch.

„Mit dir will man freiwillig seine Zeit nicht verbringen. Sieh dich an. Du bis hier alleine. Ich bin auch nur hier weil ich es sein muss. Ich will nicht meine Zeit bei dir verschwenden, jedoch bleibt mir nichts anderes übrig als hier zu sein. Wenn ich wieder gehe bist du ganz allein in diesem Haus. Denn anders als du habe ich Freunde die freiwillig ihre Zeit mit mir verbringen. Du nicht." meine Aussage war hart, das wusste ich. Aber es war nur die Wahrheit. Laut Hyejin bekommt Jisung nämlich keinen anderen Besuch außer von seinem Lehrer und mir. Doch niemand ist freiwillig hier. Sein Lehrer kommt vorbei weil es sein Job ist und er dafür bezahlt wird. Ich komme vorbei weil ich meine Sozialstunden abarbeiten muss.

Still sitze ich auf der Couch, während Jisung vor einem der Fenster sitzt und nach draußen schaut. Es hat vor ungefähr zehn Minuten angefangen zu regnen und seit dem schaut Jisung aus dem Fenster. Es kommt mir fast so vor als würde Jisung den Regen sehr mögen.
Seit meiner Aussage von vorhin hat er kein einziges Wort mehr gesagt und beachtet mich auch überhaupt nicht mehr.
Ich beobachtete Jisung eine Weile und fing an mir ungewollt Sorgen um ihn zu machten.

„Haben dir deine Eltern schon gesagt das ich für eine Woche hier wohnen werde?"
Ich bekomme nur ein Nicken auf meine Frage. Danach beachtet Jisung mich nicht weiter und ist wieder in seinen Gedanken versunken.

Da ich nicht länger hier rum sitzen wollte und meine Zeit auch schon wieder um war zog ich mir meine Schuhe wieder an um nach Hause zu gehen. Durch die offene Haustür blicke ich hinaus in den Regen. Ganz toll. Bis ich zuhause bin, bin ich durchgeweicht. Ich hatte weder einen Regenschirm noch eine Jacke dabei. Ich werde mir sowas von eine Grippe einfangen. Gefrustet atme ich aus und sah ein letztes mal nach draußen. Meine Mutter wird mich killen wenn ich nass nach Hause komme.

„Hier!" ertönt es von der Seite. Erschrocken und auch schmerzvoll zischend sprang ich zur Seite. Jisung hielt einen Schirm in der Hand und hat mir diesen vollekanne an die Rippen gehauen. Das hatte ich wohl verdient.
„Nun nimm schon!" genervt drück Jisung mir den Regenschirm weiter gegen die Brust. Ich nahm den Schirm langsam entgegen und betrachte Jisung dabei genau. Es hätte ja auch sein können das es nur ein Scherz war und er den Schirm wieder zurückzog.
Doch das tat er nicht.
Als ich den Regenschirm in der Hand hatte verdreht Jisung die Augen und verschwindet wieder. Er beachtet mich nicht weiter und ich geh somit aus dem Haus.

Durch den Regenschirm komme ich halbwegs trocken nach Hause. Nur meine Schuhe und ein bisschen meiner Hose mussten dran glauben, da ich aus Versehen in eine kleine Pfütze getreten bin.
Nach einer warmen Dusche bin ich ins Bett gegangen. Als ich so in meinem Bett lag kam dieses komische Gefühl von Besorgnis wieder auf. Ich habe selbst bemerkt das meine Aussage zu Jisung wegen seinen Freunden zu weit ging.
Und das er danach so still wurde bereitet mir ungewollt etwas Sorge.












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His true nature//Minsung Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt