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Am Morgen werde ich von einem Wecker geweckt, welcher jedoch nicht meiner war. Müde blinzle ich und versuche mich zu orientieren. Als ich links neben mich blicke sehe ich einen ruhig schlafenden Jisung. Anscheinend hat er seinen Wecker nicht gehört. Vorsichtig stehe ich auf und versuche dabei Jisung nicht zu wecken. Auch wenn es seine bitte war das ich bei ihm bleibe, bin ich mir nicht sicher ob er das jetzt noch immer wollte.
Leise verlasse ich sein Zimmer und gehe in 'meins' um mich für die Schule umzuziehen. Danach gehe ich ins Badezimmer um mir die Zäne zu putzen, das Gesicht zu waschen und auf Toilette zu gehen.

Auf dem Weg vom Bad zur Küche höre ich erneut einen Wecker. Wie viele Wecker braucht der Junge denn?.
Ich fange an Frühstück zu machen als ich ein poltern aus Jisungs Zimmer höre. Überrascht gehe ich hin um nachzusehen was denn jetzt schon wieder passiert ist.
Als ich die Tür öffne konnte ich grade noch so dem Buch ausweichen welches direkt auf mich zugeflogen kam.

„Was soll das denn?!" Frage ich mit lauter Stimme nach.
„Warum liegst du überhaupt noch im Bett?"
„Wie soll ich denn aufstehen wenn ich meinen Rollstuhl nicht habe du Schlaumeier!" ruft Jisung mir entgegen und macht Anstalten das nächste Buch auf mich zu werfen. Bevor er dieses jedoch werfen konnte habe ich schon seinen Rollstuhl in der Hand, da dieser ja schließlich im Flur direkt neben der Tür stand.

„Du hättest auch was sagen können. Du musst nicht gleich immer was durch die Gegend werfen." Ich bringe Jisung seinen Rollstuhl und dachte schon das ich jetzt eine bissige Gegenantwort von ihm bekommen würde, doch dem war nicht so. Jisung blieb einfach still im Bett sitzen und wartet bis ich den Rollstuhl abgestellt habe.

„Kannst du raus gehen ich will mich umziehen." War das einzige das ich leise von ihm zu hören bekomme. Es wundert mich das er sich plötzlich so zurückhält mit seinen Sticheleien. Nach einem kurzen Nicken meinerseits gehe ich aus seinem Zimmer wieder in die Küche um das Frühstück fertig zu machen.

Ich saß schon am Esstisch und war nicht mehr der Meinung das Jisung noch kommen würde um ebenfalls zu Frühstücken. Dann werde ich ihm wohl einfach wieder etwas in den Kühlschrank stellen.
So hatte ich es zumindest vor. Denn grade als ich aufstehen wollte um wieder alles weg zu räumen kommt Jisung in die Küche. Er begibt sich zu dem Teller, welchen ich für ihn hingestellt hatte und beginnt still zu Frühstücken. Ich wusste nicht was ihn plötzlich dazu gebracht hatte aber ich war überrascht. Selbst seine Medikament die neben ihm auf dem Tisch lagen hat er ohne großes Gemecker eingenommen. Ich sage nichts zu ihm, beobachte ihn einfach nur dabei.

„Musst du nicht los?" Sieht Jisung plötzlich auf und schaut mich fragend an. Ich schaue auf die Uhr und bemerke das ich echt los müsste wenn ich noch pünktlich zum Unterricht kommen will.
„Oh Stimmt." Schnell räume ich meine benutzen Sachen in die Spüle.

„Bis dann!" Verabschiede ich mich von Jisung und gehe durch die Haustür nach draußen. Die Tür hinter mir zugezogen bleibe ich kurz stehen. Wieso habe ich mich von ihm verabschiedet? Als ob es ihn interessieren würde. Ich schüttle mich kurz, bevor ich mich nun endlich auf den Weg zur Schule mache.

Dort angekommen habe ich es grade noch so pünktlich zur ersten Stunde geschafft. In genau der Sekunde in welcher ich mich auf eine Platz setzte ertönt nämlich die Klingel. Chan fragt mich schon garnicht mehr warum ich zu Spät bin. Das hat er schon vor Jahre aufgegeben, da ich fast Täglich entweder zu spät oder erst kurz vor Knapp komme. 
Der Unterricht zieht sich heute unendlich in die Länge. Dabei ist heute Freitag. Eigentlich sollte der heutige Schultag doch schnell vergehen. Schließlich freut man sich auf das Wochenende.

„Was habt ihr am Wochenende so vor?" Fragt Changbin in der letzen Stunde. Unser Lehrer ist kurz nach draußen gegangen um mit einem anderen Schüler etwas zu besprechen.
„Naja viel kann ich neben meinen Sozialstunden nicht planen also eher nichts. Und ihr?"
„Wir wollten einen kleinen Wochenendausflug in die Berge machen." Erzählt Chan. Überrascht sehe ich zu Changbin, da dieser eigentlich nicht so der Typ ist der wandern geht. Ich kann mir aber vorstellen warum sich Changbin auf so etwas Eingelassen hat. Nun ja Changbin ist bis über beide Ohren in Chan verliebt und würde alles dafür tun nur damit sein Freund glücklich ist. Aber anders rum ist es genau so. Deshalb funktioniert die Beziehung bei ihnen auch so gut. Da sie jetzt zum Beispiel etwas tun das Chan sehr gerne mag, machen sie das nächste mal etwas das Changbin gefällt. Dadurch fühlt sich niemand vernachlässigt.

„Ich habe vor mich mit Felix zu treffen." träumt Hyunjin schon wieder vor sich her.
„Wer ist denn Felix?" Fragt Changbin nach und beginnt dabei wissend zu grinsen.
„Ist das etwa der Junge mit dem du mir immer die Ohren blutig redest?"
„Du-"
„Ach lass ihn reden. Er hat doch keine Ahnung wie es ist wenn man verliebt ist." Unterbricht Chan Hyunjin bevor dieser mir wahrscheinlich irgendeine Beleidigung an den Kopf geworfen hätte. Chan hat recht. Ich weiß nicht wie es ist wenn man verliebt ist, da ich noch nie verliebt war. Es ist jetzt nicht so das ich noch nie jemanden attraktiv fand aber richtig verliebt bin ich nie gewesen.

Wie die letze ganze Woche auch schon betrete ich das Haus von Jisung mit einem eigenem Schlüssel. Ich lege meine Sachen ab und gehe in den Garten. Jisung scheint schon auf mich zu warten, denn anders als die letzten Tage beobachtet er mich und scheint nur darauf zu warten das ich vor ihm stehen bleibe. Sein verhalten verwirrt mich ein bisschen. Ich setzte mich vor ihn, auf einen der Stühle.

„Was ist?" frage ich Jisung.
„Du wirst länger hier bleiben müssen" teilt er mir mit. Okay jetzt bin ich komplett verwirrt.
„Wie meinst du das? Deine Eltern kommen doch heute wieder zurück."
„Eben nicht. Meine Mutter hat vorhin angerufen und gesagt das durch das schlechte Wetter die Flugzeuge nicht starten können und sie frühestens erst am Dienstag wieder zurück kommen können." Na wunderbar. Das heißt dann wohl für mich das ich noch länger hier ‚Wohnen' werde.

„Gut dann müssen wir wohl das beste daraus machen." Ich stehe auf und sehe auffordernd zu Jisung. Dieser scheint erst nicht zu verstehen was ich von ihm will. Doch als ich ihm auffordernd die Hand hinstrecke scheint er zu Verstehen was ich meine.
„Ernsthaft? Läuft das jetzt jeden Tag so?"
„Wenn du wieder Laufen willst dann ‚Ja das läuft jetzt jeden Tag so'." Jisung rollt schon wieder mit seinen Augen. Oh ich habe es wieder dazu gebracht ihn zu nerven.

„Darf ich mir wenigstens was anderes anziehen? Ich habe keine Lust mehr ständig mit Klamotten im Wasser zu landen!"
„Das klingt nach einer guten Idee!"
Beide ziehen wir uns um. Ich weiß nicht mal warum genau ich mir eine Badehose mitgenommen habe aber jetzt bin ich ganz froh drum. Ich ziehe mir noch ein T-Shirt an und gehe wieder nach draußen und warte nun auf Jisung.
Lange musste ich nicht warten da blieb er auch schon neben mir stehen.

„Willst du mich wieder werfen oder darf ich dieses mal alleine ins Wasser gehen?"
„Kannst du das denn?" Necke ich ihn, obwohl meine frage auch ernst gemeint war. Jisung schaut mich kurz böse an, geht aber dann an mir vorbei und begibt sich zur Treppe, welche ins Wasser führt.
Er stellt seinen Rollstuhl fest und nimmt langsam ein Bein nach dem andern von der Fußstütze. Er stemmt seine Hände auf seinen sitz und lässt sich langsam vom sitz rutschen. Ich schaue ihm dabei genau zu falls er abrutschen sollte und ich ihm helfen muss.
Nun saß Jisung kurz vor dem Beckenrand und richtet seine Beine so das er sie ins Wasser hängen kann.
Ich bin erstaunt das er es tatsächlich alleine hinbekommen hat.

„Was starrst du denn so blöd? Ich sitze schließlich nicht erst seit gestern im Rollstuhl." Jisung bringt mich damit aus meiner starre. Ich begebe mich ins Wasser und stelle mich vor ihn. Jisung sitzt noch immer auf der Kante. Ich reiche ihm meine Hand und warte auf sein Einverständnis. Nachdem ich dieses bekommen habe lege ich meine Hände an seine Taille und hebe ihn ins Wasser. Jisung hält sich ebenfalls an meinen schultern fest um nicht unter zu gehen. Ich halte ihn fest, während wir uns einen kurzen Moment in die Augen sehen. Für einen klitzekleinen Moment macht mein Herz einen kleinen Hüpfer. Doch so schnell wie er gekommen war, war er auch wieder verschwunden.
Ohne noch weiter darüber nachzudenken fing ich mit Jisung unsere Übungen an. Ich würde mich nur verrückt machen wenn ich jetzt weiter darüber nachdenken würde.







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His true nature//Minsung Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt