15

326 25 0
                                    

Mit einem lauten platsch landet Jisung im Wasser. Wenige Sekunden danach springe ich hinterher. Das Becken ist nicht tief, reicht grade so zum stehen.
Jisung scheint ein Problem mit der Orientierung zu haben, da er nur wild mit den Armen herumfuchtelt. Da ich ungern möchte das er ertrinkt gehe ich auf ihn zu und halte ihn am Arm fest.

Wahrscheinlich aus einem Reflex heraus krallt sich Jisung an mich als würde sein Leben davon abhängen. Er Atmet schnell und hustet mehrmals, hat seine Arme dabei fest um meinen Hals geschlungen. Etwas überfordert mit dieser plötzlich Nähe hielt ich ihn einfach fest bis er sich beruhigt hat.

Jisung hat sich endlich beruhigt und fängt nun an sich gegen meinen griff zu währen.
„Lass mich los!"
„Wenn ich dich los lasse gehst du unter"
„Mir egal! Nimm deine Hände weg!" Immer wieder versucht Jisung meine Hände los zu werden. Ich versuche ihm weiterhin zu erklären das dass keine gute Idee ist doch Jisung will mir nicht zuhören.
Also lies ich ihn einfach los.

Es passiert genau das was ich versucht hatte zu erklären. Wie ein Stein ging Jisung unter.
Also griff ich erneut unter seine Arme um ihn nach oben zu ziehen. Jisung hustet ein paar mal und holt tief Luft.
„Wirst du jetzt auf mich hören?"
„Ich hasse dich!"
„Na dann können wir ja jetzt anfangen." Auf seine Proteste ging ich nicht mal ansatzweise ein.
Ich nahm Jisung an den Händen und ging immer wieder ein paar Schritte zurück sodass er mir folgen musste wenn er nicht untergehen will. Zu Beginn ließ sich Jisung nur von mir durch die Gegend ziehen. Doch irgendwann fing er an tatsächlich ein paar Schritte zu gehen.
Zumindest versuchte er es, denn durch den Widerstand des Wassers musste Jisung seine Beinmuskeln benutzen und diese sind durch das lange sitzen schwach geworden und haben sich mit der Zeit immer weiter abgebaut. Deshalb werden wir sie jetzt wieder aufbauen.

Nach ungefähr einer halben Stunde hatte Jisung keine Kraft mehr und ich kann ihm ansehen das ihm kalt ist. Also führe ich ihn zur Treppe, sodass ich es leichter habe ihn aus dem Wasser zu heben. Damit Jisung nicht untergeht wenn ich ihn los lasse setzt er sich auf eine der Stufen und wartet bis ich seinen Rollstuhl geholt habe. Damit dieser nicht komplett durchweicht lege ich zuerst ein Handtuch über den Sitz. Während ich das mache beobachtet Jisung mich durchgehend. Er denkt zwar ich würde es nicht sehen aber ich bemerke das er mich ansieht.

Ich gehe wieder zu Jisung und überlege wie ich ihn am besten aus dem Wasser bekomme ohne mein Gleichgewicht zu verlieren. Ich setzte mich so nah wie möglich zu Jisung um meinen Kraftaufwand in den Armen gering zu halten, damit ich mich besser auf den Beinen halten kann.
Meinen einen Arm lege ich an seinen Rücken und den anderen lege ich unter seine Knie. Jisung macht sich nicht die Mühe sich an mir fest zu halten und wirkt genervt. Ich schaffe es Jisung aus dem Wasser zu heben ohne mein Gleichgewicht zu verlieren.

Als Jisung wieder im Rollstuhl sitzt trocknet er sich grob ab und begibt sich wieder nach drinnen. Auch ich gehe wieder nach drinnen um mir ein Handtuch zu besorgen. Als ich ins Badezimmer gehen wollte kommt Jisung grade aus seinem Zimmer. Er hat Frische Klamotten auf dem Schoß und geht in sein Badezimmer.
Ich hole mir ebenfalls frische Klamotten und gehe Duschen.

Als ich fertig bin und wieder aus dem Badezimmer komme bemerke ich das sich Jemand in der Küche befindet. Ich gehe um die Ecke und schaue ins Zimmer. Zu meiner Überraschung steht Jisung vor dem Herd und kocht Wasser auf. Er holt aus einem der unteren Schränke zwei Tassen und stellt diese auf die Arbeitsfläche.
Jetzt bin ich mal gespannt. Da ich wissen wollte was Jisung vor hat bleibe ich still stehen und beobachte ihn einfach weiter.
Jisung nimmt zwei Teebeutel aus einer kleinen Schachtel und legt jeweils einen in eine Tasse.
Als das Wasser endlich kocht nimmt er die Kanne vom Herd und füllt die Tassen mit diesem Wasser.

Jetzt steht Jisung jedoch vor einem Problem. Er kann schlecht mit beiden Tassen zum Tisch gehen. Selbst mit nur einer einzigen wird es nicht leicht.
„Kann ich dir helfen?" Erschrocken zuckt Jisung zusammen und dreht sich dann zu mir.
„Ich hab Tee gemacht." Jisung kling wie ein kleines Kind das versucht sich zu rechtfertigen.
„Ja das sehe ich. Aber du scheinst Probleme damit zu haben die Tassen auf den Tisch zu stellen. Also frage ich erneut: Brauchst du Hilfe?" Ich bemühe mich wirklich freundlich zu klingen was mir überraschender weise echt gut gelingt.
„Wenn du die Tassen nehmen könntest." Er bemüht sich wenigstens nett zu mir zu sein. Zumindest in diesem Moment.

Jisung begibt sich ins Wohnzimmer, ich nehme mir die Tassen und folge Jisung. Jisung hat bereits den Fernseher angeschaltet und sucht sich einen Film aus. Die Tassen stelle ich auf den kleinen Tisch und setzte mich auf die Couch. Jisung hat endlich einen Film gefunden den er akzeptabel findet und wählt diesen aus.

Ohne uns auch nur annähernd zu unterhalten schauen wir zusammen den Film. Ich bemerke das Jisung langsam ungemütlich auf seinem Rollstuhl wird. Ohne etwas zu ihm zu sagen stehe ich auf und stelle mich vor ihn.
„Ist was?" Fragt er mich verwirrt.
„Darf ich?" Dieses mal frage ich nach seiner Erlaubnis bevor ihn ihn anfasse. Jisung ist zwar total verwirrt nickt jedoch zustimmend.
Ich nehme ihn hoch und setze ihn auf die Couch.

Total überrascht starrt Jisung mich an.
„Ist es so besser?" Frage ich ihn und bekomme ein kleines nicken zurück. Zufrieden schmunzle ich und setzte mich ebenfalls wieder hin. Jisung scheint sich jetzt besser zu fühlen, da er sich bequemer hinsetzten kann.

Auch wenn wir nicht viel miteinander geredet haben war heute der erste Tag ohne das wir uns gestritten haben.












————————————

His true nature//Minsung Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt