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Ich wollte das Bild schon zerreißen, da nahm Chan es mir aus der Hand.
„Gib es mir zurück!"
„Erst wenn du mir sagst warum du es zerreißen wolltest."
„Das geht dich nichts an!"
„Wieso bist du so gereizt?" Mischt Changbin sich nun auch noch ein. Ich hatte jedoch keine Antwort auf seine Frage, weil ich nicht wusste warum ich so gereizt bin.

Wahrscheinlich einfach nur weil die Tatsache das ich drauf und dran bin mich in Jisung zu verlieben, mich dermaßen stört und aus der bahn wirft. Und mein Vater meine Anwältin, in unseren Haus, hinter dem Rücken meiner Mutter, vögelt und es nicht mal für nötig hält sich einfach von ihr zu trennen!

Ich atme einmal tief durch und versuche mich zu beruhigen.
„Gib mir das Bild zurück!" Bitte ich Chan nun ein weiteres mal und versuche dabei nicht ganz so gereizt zu klingen als beim ersten mal.
„Sagst du uns wer das ist?" Stellt er mir eine Gegenfrage anstatt mir das Bild einfach wieder zu geben.
„Nein." Ich verstand selbst nicht warum ich nicht wollte das sie herausfinden wer das ist. Ich wollte Jisungs Identität vor ihnen beschützen obwohl ich nicht weiß wieso.
Chan sieht mich unbeeindruckt an und ich wusste das ich dieses Bild jetzt so schnell nicht wieder zurück bekommen werde. Statt es mir zurück zu geben gibt Chan es unserer Lehrerin ab.

Ich nahm meine Tasche und verlies den Raum, ohne noch mal etwas zu den anderen zu sagen. Wieso müssen sie sich denn immer in mein Leben einmischen. Als ob sie keine eigenen Probleme hätten. Sollen sie mich in ruhe lassen und ihr eigenes Leben erst mal auf die Reihe bekommen, bevor sie sich in meins einmischen.
Aber das war etwas das Chan schon immer getan hat. Er hat sich schon immer viel zu sehr in das Leben anderer eingemischt und findet es mitlerweile normal. Ich jedoch mag es überhaupt nicht wenn man immer alles wissen will was grade in meinen Leben so passiert.

Jetzt beginne ich auch zu verstehen wie sich Jisung zu beginn gefühlt haben muss. Schließlich habe ich mich ebenfalls einfach von einen auf den anderen Tag in sein Leben eingemischt. Vielleicht sollte ich einfach damit aufhören versuchen zu wollen Jisung und sein Verhalten zu verändern und einfach nur meine Zeit bei ihm absitzen. Jisung hat mir immerhin schon von beginn am immer wieder gesagt ich solle mich aus seinem Leben raus halten und ihn einfach in Ruhe lassen.
Vielleicht bilde mir auch deshalb ein verliebt in Jisung zu sein. Grade weil ich mich so sehr in sein Leben gemischt habe. Wenn ich mich aus seinem Leben von jetzt an raus halte, verschwinden vielleicht auch diese Gefühle wieder.

Für den Rest des Tages habe ich meine Freunde ignoriert. Ich hatte Angst das ich etwas zu ihnen sagen würde das ich später bereue.
Ich ging auch nicht zum Tanztraining. Ich hatte einfach keine Konzentration dafür. Außerdem fehlt mir auch jegliche Motivation.

Zuhause angekommen gehe ich hinein und bemerke gleich das hier etwas nicht stimmt. Ich ziehe meine Schuhe aus und gehe ins Esszimmer. Meine Mutter sitzt am Tisch und hat tränen in den Augen. Mein Vater steht am Fenster und schaut hinaus. Es ist so still hier drin das meine Ohren schon anfangen zu klingeln.

„Was ist hier los?" Frage ich und bekomme somit die Aufmerksamkeit meiner Eltern. Meine Mutter wendet ihren Blick schnelle wieder von mir ab weshalb ich zu meinem Vater sehe. An seinem Blick konnte ich mir schon denken was hier grade vorsichtig geht.
„Du hast also endlich die Wahrheit gesagt." Monoton sehe ich ihm in die Augen, erwarte nicht mal das er mir eine Antwort gibt.
„Du hast es gewusst?!"
„Ich hatte einen verdacht und als ich dann-"
„Ich will es nicht hören! Ich will einfach von keinem von euch was hören!"
Ich senke meinen Kopf und traute mich noch mal etwas zu sagen. Ich wollte meine Mutter nicht noch mehr verletzen.

Da ich mir sicher war das die beiden noch einiges zu klären hatten ging ich aus dem Zimmer nach oben. Ich wollte eigentlich in mein Zimmer gehen aber auf dem Weg die Treppe hoch fing ich an mir sorgen um Yoona zu machen. Also ging ich an meinem Zimmer vorbei weiter bis zu ihrem Zimmer. Vorsichtig öffne ich die Tür und sehe hinein. Sie sitzt vor ihrem Puppenhaus und spielt ein wenig damit. Sie scheint mich noch nicht bemerkt zu haben, weshalb ich einfach zu ihr ging und mich neben sie setze.

„Na, darf ich mit spielen?" Frage ich sie, begeistert lächelt Yoona mich an und drück mir eine ihrer Puppen in die Hand. Während wir zusammen mit ihrem Puppenhaus spielen kann ich leise unsere Eltern im Hintergrund streiten hören. Ich versuche es zu ignorieren und hoffe das Yoona so tief im Spiel versunken ist das sie es nicht hört.
Jedoch hört sie plötzlich auf, legt ihre Puppe auf den Boden und sieht traurig auf den Boden. Ich rutsche zu ihr rüber und lege einen Arm um sie.

„Was ist denn los meine kleine?"
„Werden Mama und Papa sich jetzt trennen?" Yoona sieht noch immer traurig auf den Boden und lehnt sich an mich, beginnt dabei etwas zu weinen. Ich nehme sie nun komplett in meine Arme und ziehe sie auf meinen Schoß. Ich wünschte ich könnte ihr irgendwie sagen das alles wieder gut werden wird aber daran glaube ich nicht. Ich wäre sogar froh darüber wenn sie sich endlich scheiden lassen. Mit tut meine Mutter zwar leid aber nach einiger zeit wird sie merken das es ihr dadurch besser gehen wird.

Ich halte Yoona so lange im Arm bis sie irgendwann eingeschlafen ist. Vorsichtig stehe ich mit ihr in meinen Armen auf und lege sie in ihr Bett damit sie etwas schlafen kann.
Da Yoona schläft gehe ich aus dem Zimmer. Im Flur konnte ich noch immer meine Eltern streiten hören. Seufzend gehe ich in mein Zimmer. Jedenfalls hatte ich dies vor denn kurz bevor ich meine Zimmertür schließen konnte höre ich nur wie meine Mutter meinem Vater ein paar Schimpfwörter an den Kopf wirft und zu ihm sagt das er sich nie wieder hier blicken lassen soll. Kurz darauf knallt die Haustür zu. Nun war es ohrenbetäubend still im ganzen Haus, bis ich das leise schluchzen meiner Mutter hören kann.
Ich ging zu ihr in die Küche und bleibe einen Moment im Türrahmen stehen. Sie saß am Küchentisch, hat die Arme auf den Tisch gestützt, ihr Gesicht in die Hände gelegt und weint stumm in diese hinein. Auf die Lippe beißend zögere ich einen Moment bevor ich zu ihr gehe, da sie ebenfalls sauer auf mich ist weil ich ihr nicht gesagt habe das ich wusste was mein Vater treibt. Jedoch konnte ich sie auch nicht einfach so alleine zurück lassen.
Deshalb gehe ich leise auf sie zu, stelle mich daneben und lege ihr eine Hand auf die Schulter. Sie zuckt ein wenig zusammen und sieht mich erschrocken an. Danach dreht sie sich wieder weg, da sie anscheinend nicht wollte das ich sehe wie sie weint.

„Eomma" ich setzte mich neben sie, nehme mir ihre Hand und streiche ihr über den Handrücken. Besorgt sehe ich zu ihr und bemerke wie immer wieder neue Tränen über ihre Wange laufen. Ich wusste das sie nicht mit mir darüber reden wollte, also blieb ich einfach leise neben ihr sitzen und wische ihr ab und an die Tränen aus dem Gesicht. Ich blieb bei meiner Mutter sitzen bis sie aufhören konnte zu weinen. Danach geht sie einfach ohne ein Wort zu sagen aus der Küche in Ihr Schlafzimmer. Besorgt und mit einem schlechten gewissen schaue ich ihr so lange hinterher bis ich sie nicht mehr sehen kann. Seufzend lehne ich mich im Stuhl zurück und starre an die Decke. Das ganze wird noch eine sehr lange und anstrengende zeit werden.







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His true nature//Minsung Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt