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„Morgen" begrüße ich Hyunjin nachdem ich mich neben ihn gesetzt habe.
„Du hast dich also dazu entschieden uns heute mal nicht zu ignorieren?" Bekomme ich patzig vom ihm zu hören, wobei es eher als scherz gemeint war ich jedoch nicht in der Stimmung für scherze bin.
„Das können wir auch schnell wieder ändern!" Gebe ich ihm genau so patzig zurück. Meine Aussage war jedoch nicht als scherz gemeint.
„Was ist los mit dir Minho? Was reizt dich so sehr?" Hyunjin legt sachte eine Hand auf meine Schulter und versucht ruhig mit mir zu reden um mich nicht noch mehr zu reizen. Auch Chan und Changbin haben mittlerweile angefangen uns zuzuhören. Seufzend lasse ich meinen Kopf auf den Tisch sinken und zucke mit den schultern.

„Ich weiß es nicht. Einfach alles."
„Darf ich eine Vermutung anstellen ohne das du mich sofort umbringst?" Höre ich Changbin fragen. Ohne meinen Kopf zu heben nicke ich.
„Kann es sein das du mit deinen Gefühlen überfordert bist?" Ich antworte Changbin nicht. Schaue nur weiterhin auf den Boden während mein Kopf auf dem Tisch liegt.
„Wie kommst du darauf?" Fragt ihn stattdessen Hyunjin.
„Naja ich habe mich so ähnlich verhalten."
„Wann denn?"
„Als ich angefangen habe mich in Chan zu verlieben."
„Aber in wen könnte sich Minho denn bitte verlieben? Er trifft sich ja mit niemandem außer mit uns." Gibt Hyunjin Changbin ein Gegenargument. Hat dabei wohl meine Sozialstunden vergessen.

„Ernsthaft Hyunjin? Hast du seine Sozialstunden vergessen." Erinnert Chan ihn daran.
„Oh stimmt. Also ist er-„
„Das reicht jetzt! Ich will nichts mehr davon hören!" Unterbreche ich Hyunjin bevor er es auch nur richtig ansprechen konnte. Sowohl Chan als auch Changbin sehen mich an als würde ich gleich selbstmord begehen wollen.

Während dem Unterricht bleib ich von meinen Freunden verschont. Doch jetzt ist Mittagspause.
„Du wirst dich erst wieder besser fühlen wenn du aufhörst es leugnen zu wollen." redet Changbin auf mich ein. Wir waren alleine da Hyunjin und Chan zur Klassensprecher Versammlung mussten.

„Du hast doch keine Ahnung."
„Hast du mir heute Morgen nicht zugehört?"
„Doch hab ich aber-„
„Hör zu Minho, mir ging es genau so wie dir jetzt als ich bemerkt habe das ich anfing mich in Chan zu verlieben. Ich dachte das es falsch wäre mich so zu fühlen. Ich wollte diese Gefühle nicht für einen Freund haben aber es lässt sich nun mal nicht ändern wenn sie erst einmal vorhanden sind. Ich weiß das du noch nie verliebt warst und das du diese Gefühle nicht haben willst aber-„
„Genau! Ich will diese Gefühle nicht haben! Ich will mich nicht in ihn verlieben! Ich kann ihm das einfach nicht antun! In fünf Monaten sind meine Sozialstunden vorbei und ich werde ihn danach nicht mehr sehen, wieso also sollte ich so etwas für ihn fühlen wollen!"
„Du scheinst dabei was wichtiges zu vergessen."
„Ach ja? Und was soll das sein?"
„Du bist nicht gezwungen ihn danach nie wieder zu sehen." Überrascht sehe ich Changbin an.
„Wer sagt dir das ihr euch danach nicht immer noch treffen könnt? Du wirst ihn danach vielleicht nicht mehr täglich sehen aber er ist nach diesen übrigen fünf Monaten nicht einfach von der Bildfläche verschwunden. Er wohnt danach noch immer im selben Haus, in der selben Straße und in der gleichen Hausnummer. Du kannst ihn danach immer noch besuchen."

Jetzt wusste ich nicht mehr was ich noch sagen soll.
Changbin hat vollkommen recht aber ich fühle mich noch immer nicht wohl bei der ganzen Sache.
Außerdem wird Jisung mich niemals mögen. Nicht nach dem was ich zu ihm gesagt habe.

„Das wird jetzt sowieso egal sein." Seufze ich. Lege dabei meinen Kopf auf dem Tisch ab.
„Was meinst du?"
„Er hasst mich und wird mich auch nie wieder auch nur in die nähe seiner Gefühle lassen."
„Was hast du getan?"
„Ernsthaft? Da musst du noch nachfragen?" Ich hebe meinen Kopf wieder um Changbin anzusehen.
„Ich kann mir denken was du getan hast, wollte nur schauen ob du es mir erzählst." Beginnt Changbin zu grinsen und zuckt mit den Schultern.

„Ich hab ihm vielleicht gesagt das ich nur so getan habe als würde ich ihn mögen und auch das ich froh darüber wäre wenn ich ihn nach diesen sechs Monaten nie wieder sehen muss." Während ich Changbin nun doch erzähle was ich zu Jisung gesagt habe senke ich meinen Blick und kaue auf meiner Unterlippe herum.
„Wieso sagt du denn auch sowas?!"
„Ich war überfordert und hatte Angst okay!" Changbin schüttelt den Kopf als hätte er die Hoffnung schon längst aufgegeben das aus mir mal noch was ordentliches wird.
„Wie hat er darauf reagiert?"
„Na wie wohl. Er wurde genau so gefühlskalt wie als ich ihn kennengelernt hatte. Außerdem will er das ich ihn für die restliche zeit einfach ignoriere. Oh und er hat mir gestern eine verpasst."
„Was bitte hast du dem Jungen angetan!? Bist du auf seinem Herz herumgetrampelt oder was?"
Als ich Changbin nicht auf diese Frage antworte sondern nur meinen Blick senken, seufzt er genervt und hält sich die Nasenwurzel.

„Du hast echt null Taktgefühl was die Gefühle anderer angeht."
„Das stimmt doch überhaupt nicht!"
„Na gut dann nur der Person gegenüber die du selbst liebst."
„Das ist-" Ich wollte schon Wiedersprechen aber als Changbin eine Augenbraue hob verstumme ich direkt wieder. Wie sehr ich Changbin im Moment doch hasse, da er recht hat. Ich hasse es wenn andere mich besser verstehen als ich mich selbst in machen Momenten. Und das hier ist grade ein solcher Moment.

„Was soll ich deiner Meinung nach jetzt also tun um das wieder grade zu biegen?" Frage ich Changbin weil er ja im Moment alles so viel besser weiß. So ein Angeber.
„Tu genau das was er von dir will."
„Hä? Ich soll ihn also wirklich für die restlichen fünf Monate ignorieren?!"
„Ja genau."
„Und was genau soll das bringen? Schließlich will ich das er mich nicht mehr hasst."
„Nach spätestens zwei oder drei Wochen wird er das auch nicht mehr." Die Aussagen von Changbin bringen mich nur dazu ihn immer verwirrter anzusehen.

„Ich versteh echt nicht was du mir damit jetzt genau sagen willst." Bei meinem verwirrten Gesichtsausdruck muss Changbin anfangen zu lachen.
„Er will zwar das du ihn ignoriert das bedeutet aber nicht das du es auch tun musst."
„Hä? Aber du hast doch grade eben gesagt das ich genau das machen soll."
„Es gibt verschiedene arten jemanden zu ignorieren. Du und Chan zum Beispiel habt zwei ganz verschiedene arten jemanden zu ignorieren. Während du die komplette Anwesenheit einer Person ignorierst, so als würde sie überhaupt nicht mehr existieren. Ignoriert Chan nur das was die Person sagt, kümmert sich jedoch noch immer um das Wohlergehen dieser Person. Du weist doch noch wie er war als er eine weile sauer auf mich war?"
„Ja, er hat zwar Ignoriert was du gesagt hast, hat jedoch noch immer darauf geachtet das du genug isst, trinkst und schläfst."
„Genau, verstehst du jetzt was ich meine?"
„Du sagt also das ich Jisung zwar ignorieren, mich jedoch noch immer um ihn kümmern soll?"
„Applaus du hast es verstanden." Demonstrierend klatscht Changbin leicht in die Hände.

Vielleicht hat Changbin recht.
Ich kann nichts gegen meine Gefühle unternehmen. Denn wenn man sie erst einmal hat, verschwinden sie auch nicht mehr so schnell.
Ich muss lernen damit zu leben und mit ihnen umzugehen.
Auch muss ich anfangen zu verstehen wie Jisung sich fühlt. Muss lernen zu verstehen was er denkt und warum er sich so verhält.
Ich muss anfangen Rücksicht auf seine Gefühle zu nehmen.
Denn wenn ich das nicht tue wird er sich mir gegenüber nie wieder öffnen und ich kann ihn danach nicht weiterhin in meinem Leben halten.








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Ich hoffe das Kapitel ist besser als das letzte 🥲


His true nature//Minsung Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt