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Früh am Morgen stehe ich in der Küche und mache mir Frühstück. Ich bin mir nicht sicher ob ich Jisung fragen soll ob er auch etwas möchte. Auch wenn wir uns gestern nicht gestritten haben kann es heute schon wieder ganz anders aussehen.
Da ich Jisung nicht unnötig wieder provozieren möchte lasse ich es ihn zu fragen und stelle ihm einfach etwas in den Kühlschrank. Ich klebe einen Zettel an den Schrank damit er es weiß.

Ich schnappe mir meinen Rucksack und gehe aus dem Haus. Auf halben weg treffe ich Hyunjin was mich wundert, da er in einer ganz anderen Gegend wohnt.
„Hyunjin!" Rufe ich ihn. Der Blonde bleibt stehen und wartet bis ich bei ihm bin.
„Guten Morgen Minholein!" Begrüßt er mich überschwänglich.
„Gehts dir gut?"
„Mir gehts klasse. Mir kann heute nichts und niemand die Stimmung vermiesen." Also jetzt hab ich angst. Hyunjin ist normalerweise niemand der so gute Laune früh am morgen hat.
Er hüpft wie ein kleines Kind die Straße entlang und grinst übers ganze Gesicht.
Ich laufe neben Hyunjin her und frage mich was wohl in ihn gefahren ist.

„Was hat der denn?" fragt mich Changbin als er den vor Freude hüpfenden Hyunjin sieht.
„Ich habe keine Ahnung."
„Na er ist offensichtlich glücklich." Lacht Chan, der auch mitbekommt wie Hyunjin sich benimmt.
„Das sehe ich, aber warum?"
„Frag ihn doch."
„Was denkst du denn was ich die ganze zeit versucht habe als wir hier her gelaufen sind."
Rechtfertige ich mich vor Chan.

Weiterhin ratlos gehen wir zu unserem Klassenzimmer. Da Hyunjin die ganze zeit mit seinen Gedanken wo anderes steckt reagiert er weder auf die Rufe der Lehrer noch auf irgendetwas anderes. Selbst wenn es zur Pause klingelt müssen wir ihn mitschleppen, da er sonst sitzen geblieben wäre.

„Mit dem ist heute nichts mehr anzufangen." Changbin sieht belustigt zu Hyunjin. Chan und ich nicken zustimmend bevor wir zur letzten Unterrichtsstunde aufbrechen.
Nachdem diese zwei Stunden English Unterricht dann auch endlich vorbei waren verlassen wir das Schulgebäude.
„Also dann meine besten Freunde ich wünsche euch einen wundervollen Tag." Damit stolziert Hyunjin davon und alles was wir darauf machen können ist ihm total verwirrt und teilweise verstört hinterher zu schauen.

„Also wenn ich raten müsste würde ich sagen, Hyunjin ist bis über beide Ohren verliebt." Sagt Changbin nachdem Hyunjin nicht mehr zu sehen war.
„Das fällt dir jetzt erst auf?" frage ich ihn verwirrt. Ich weiß schon seit Wochen das Hyunjin verliebt ist, da ich mir ja ständig seine Schwärmereien anhören darf.
„Ja denn anders als bei dir redet Hyunjin relativ wenig mit uns darüber." bringt Chan ein Gegenargument.
„Seid froh. Mir fangen schon an die Ohren zu bluten wenn ich nur daran denke das Hyunjin mir wieder von seinem Crush vorschwärmt."
„Sei doch froh das Hyunjin jemanden gefunden hat der ihn glücklich macht."
„Ich hab nicht gesagt das ich mich nicht für ihn freue. Ich habe lediglich gesagt das mir seine Schwärmerei auf die nerven geht."
„Keine sorge für dich findet sich auch noch die richtige Person." grinst Chan mich lasziv an. Klar als ob es so jemanden wirklich gibt.

„Dann wirst du ganz anders darüber denken." fügt Chan seiner aussage noch hinzu.
„Ich geh dann mal." Sage ich schnell bevor Chan noch auf irgendeine komische Idee kommt um mich mit dem nächst besten verkuppeln zu wollen.

Bei Jisung zuhause angekommen verlässt sein Lehrer, Jungkyun, hieß er glaube ich, gerade das Haus.
„Auf wiedersehen." Sage ich zu ihm als er an mir vorbei geht.
„Tschüss" Das kam zwar eher gezwungen rüber aber naja mir kann es eigentlich auch egal sein.
Ich öffne die Haustür und lege meine Tasche ab. Ziehe meine Jacke und Schuhe aus, schaue mich dabei etwas um, um vielleicht Jisung zu sehen. Ich fand ihn auch schnell. Wie bis jetzt jeden Tag sitzt Jisung im Garten, hat die Augen geschlossen und sein Gesicht Richtung Sonne gedreht.
Bevor ich zu Jisung gehe führt mich mein Weg in die Küche. Meine Notiz hängt noch am Kühlschrank. Ich öffne ihn mit der Befürchtung das Jisung sein Essen nicht gegessen hat. Doch als ich in den Kühlschrank blicke ist der Teller verschwunden. Ohne es kontrollieren zu können schleicht sich ein kleines zufriedenes Lächeln in mein Gesicht.
Auch bei den Medikamenten schaue ich nach ob Jisung sie dieses mal genommen hat. Doch diese waren noch unberührt in der kleinen Schachtel. Seufzend nehme ich die Tabletten und ein Glas Wasser in die Hand. Gehe damit nach Draußen zu Jisung.

Vor Jisung bleibe ich stehen. Er öffnet die Augen um nachzusehen wer ihm die Sonne stielt. Ohne etwas zu sage reiche ich ihm die Sachen in meiner Hand, doch Jisung scheint das wenig zu interessieren. Also versuche ich es erneut.

„Was willst du?" schnalzt Jisung genervt mit seiner Zunge. War ja klar.
„Nimm deine Tabletten!"
„Nein."
„Doch!"
„Nein!"
„DOCH!"
„N.E.I.N!"
„Gott warum bist du so eine Nervensäge!" Wütend schaue ich auf Jisung herab.
„Ich würde um einiges weniger nerven wenn du mich einfach in ruhe lassen würdest!" Gibt er bissig zurück.
„Du glaubst echt ich mach das aus freien stücken?!" Jisung gab mir keine Antwort sonder sieht einfach angepisst an mir vorbei. So jetzt hab ich genug.

„Hör mir mal ganz genau zu kleiner. Ich hab genau so wenig bock auf das ganze wie du! Aber ich hab leider keine andere Wahl als hier zu sein und mit dir meine Zeit zu verschwenden. Du hast keine Lust zu essen? Schön dann lass es sein. Du hast kein bock deine Medikamente zu nehmen? Von mir aus! Du willst deine Physiotherapie nicht machen? Is mir recht! Aber ich sag dir eins. Ich, dein Lehrer und deine Eltern sind im Moment die einzigen Menschen dir zeit mit dir verbringen. Ob freiwillig oder nicht spielt im Moment keine rolle. Aber in sechs Monaten bin Ich hier weg. Dein Lehrer wird auch nur noch bis zu deinem Abschluss vorbei kommen und deine Eltern werden auch nicht für immer da sein.
Mir ist es völlig egal was danach aus dir wird. Ich habe mein eigenes Leben und Freunde.
Aber was hast du? Du hast nur ein Haus in dem du dich selbst einsperrst. Du hast keine Freunde, wenn du überhaupt jemals welche hattest. Dein Leben hat für dich keine Bedeutung mehr. Dir ist es völlig egal ob du morgen Sterben könntest oder nicht. Wahrscheinlich freust du dich schon auf den Tag an dem du deinen letzten Atemzug machst. Aber soll ich dir mal was verraten. Soll ich dir sagen wem dein Leben nicht egal ist.
Deiner Mutter! Sie tut so viel für dich und muss so viel von dir ertragen das es mir selbst weh tut ihr in die Augen zu sehen. Deine Mutter würde alles für dich tun nur damit du glücklich bist. Und was tust du?! Du behandelst sie als wäre sie nur irgendeine Fremde die mit dir in diesem Haus lebt.
Wie wäre es wenn du ausnahmsweise mal nicht nur an dich selbst, sondern auch an deine Eltern denken würdest! Das du nicht mehr Leben willst sieht man dir an und genau daran zerbricht deine Mutter. Wenn du es also nicht für dich tust dass tu es für sie! Denn ihr liegt noch etwas an dir ob du es glauben magst oder nicht!"

Ich sehe Jisung ziemlich gleichgültig an. Er hat seinen Blick gesenkt und ich kann erkennen das ihm eine Träne über die Wange läuft. Ich stelle die Medikamente und das Glas auf den kleinen Tisch und gehe nach drinnen.
Ich wusste nicht was er jetzt macht aber ich werde in einer halben stunde nach ihm sehen und nachschauen ob er die Medikamente genommen hat oder nicht. Vielleicht hat meine Ansage ja etwas gebracht.





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His true nature//Minsung Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt