Irgendwo in Berlin

17 - Zwischen zwei Lieben

Glaubt ihr Linda hat ihre Instagram Benachrichtigungen gesehen und hinterfragt warum ihr auf einmal eine Horde junger Menschen so enthusiastisch zum Geburtstag gratuliert? 😅

Gyde klingelte an einer Wohnungstür in einem modernen Gebäudekomplex. Linda, die neben ihr stand schwitze bereits Blut und Wasser. Umso länger sie darüber nachdachte, dass sie den Abend mit Sahra und Katja in einer Wohnung verbringen würde, desto unwohler wurde ihr. Sahra, die zusammen mit Dietmar Bartsch ankommen würde, hatte ihr versichert, dass sie sich keine Sorgen machen musste, doch noch hatte sich die Aufregung bei Linda nicht gelegt.

Vor ihr öffnete sich die Tür. Katja stand mit strahlendem Lächeln im Türrahmen und begrüßte erst Gyde, bevor sie Linda an sich zog und ihr einen schnellen Kuss auf die Wange gab. "Es ist so schön dich zu sehen, Linda", flüsterte Katja und Linda spürte wie ihr das Blut in die Wangen schoss. Trotz allem, trotz Sahra, war es ein schönes Gefühl, wenn Katja sie in den Armen hielt.

Hinter ihnen räusperte sich jemand. "Oh Dietmar und Frau Wagenknecht", sagte Katja und löste sich langsam von Linda. Gyde unterdrückte ein Lachen, als sie Sahras angespannten Gesichtsausdruck sah. „Linda. Gyde. Schön euch zu sehen. Vielen Dank, Frau Suding, dass Dietmar mich mitbringen durfte." Katja winkte ab. "Kein Problem, ein bisschen Spaß und Ablenkung braucht jeder mal, oder?", antwortete sie.

Während Katja, Dietmar und Sahra Smalltalk hielten, folgte Linda Gyde in den Wohnbereich. Dort war schon allerhand los. Es waren einige unbekannte Gesichter versammelt, doch Linda erkannte Katjas Söhne und natürlich Christian (er diskutierte in einer Ecke bereits mit einem älteren Mann), Annalena Baerbock (Sie war von einer Traube Frauen umringt) und Claudia Roth (sie schlich um die Kochinsel der offenen Küche und inspizierte die Etiketten der Weinflaschen).

"Ich brauche erstmal einen Drink", murmelte Gyde und zog Linda Richtung Claudia Roth. "Frau Teuteberg! Frau Jensen! Wie schön Sie zu sehen!", rief Claudia fröhlich. "Sie müssen unbedingt den Wein probieren." Linda zuckte mit den Schultern. "Das ist eigentlich eine gute Idee, Frau Roth." Während Claudia Linda ein Glas Weißwein reichte öffnete Gyde sich ein Bier mithilfe eines Feuerzeugs, das auf der Anrichte lag.

In diesem Moment kam auch schon Sahra auf Linda und Claudia zu. Dietmar drückte sich an Linda vorbei zu Gyde und ließ sich von dieser ein Bier öffnen. "Guten Abend Frau Roth", begrüßte Sahra die Grünen-Ikone, während sie einige Flaschen prüfend in die Hand nahm. Kurz fragte Linda sich wann genau im Bundestag das Seminar für Weinkenner angeboten wurde. War sie die Einzige, die Wein nur anhand der Farbe unterscheiden konnte?

Allerdings hatte sie nicht lange Zeit sich darüber Gedanken zu machen, denn schon stand Katja wieder vor ihr. Diesmal zusammen mit Doro Bär und Marie-Agnes, die aus irgendeinem Grund zusammen aufgetaucht waren. „Typisch! Ihr drückt euch alle um den Alkohol herum", sagte Marie-Agnes lachend. Claudia umarmte sie halb und Dorothee ging gleich einen Schritt weiter und mixte sich etwas Stärkeres. „Keine Party ohne Jacky-Cola. Alte Dorfweisheit", ließ sie die Runde wissen und prostete Claudia Roth zu, die nur zu gerne mittrank.

Was machte Dorothee Bär eigentlich hier? Linda wusste, dass Katja und die CSU-Politikerin in der Vergangenheit ab und zu in Ausschüssen zusammengearbeitet hatten, aber sie konnte sich nicht daran erinnern, dass Katja mit Doro befreundet war. Oder war sie Marie-Agnes Begleitung? Allerdings beschränkte sich die Beziehung dieser beiden auch auf ein gelegentliches Mittagessen.

Aus den Boxen tönten die ersten Akkorde eines neuen Songs. „Interessante Musikauswahl", bemerkte Sahra trocken. Offensichtlich war ABBA nicht ihr Stil. Gyde lachte. "Komm schon Sahra, hast du die Staatshymne der DDR erwartet?", fragte sie. Dietmar grinste und legte eine Hand auf Sahras Schulter. "Das nicht, aber eventuell die Internationale." Alle lachten, während Sahra die Augen verdrehte. "Komm schon, du wolltest die Internationale als Weckton benutzen", rutschte es Linda heraus. Eine Sekunde später bereute sie es den Mund aufgemacht zu haben.