19 - Team Teuteberg

262 26 53
                                    

Sahra zog Linda nochmal seitlich an sich und vergrub ihr Gesicht müde an deren Hals. „Noch ein paar Minuten, okay?", nuschelte sie verschlafen und küsste Lindas Schlüsselbein. Diese lachte und strich sanft mit einer Hand über Sahras Rücken. „Wie kann man eigentlich so verschlafen sein wie du?", fragte Linda und betrachtete die Frau in ihren Armen.

„Ich sag' doch, ich bin kein Morgenmensch", brummte Sahra. „Vielleicht sollten wir beide nicht dauernd die halbe Nacht wach bleiben", schlug Linda nicht ganz ernst gemeint vor, woraufhin Sahra den Kopf hob und sie empört ansah. Statt zu antworten küsste sie Linda jedoch und drehte sich so, dass sie ihre Partnerin auf sich zog. Grinsend löste Linda ihre Lippen von Sahras und strich sich die blonden Haare zurück. "Damit habe ich aber nicht gemeint, dass wir das auf morgens verschieben sollten."

Sahra zog Linda's Kopf wieder zu sich und küsste sie abermals leidenschaftlich. Dann seufzte sie: "Aber das wäre mal ein Anreiz früher aufzustehen."

Linda wäre nur zu gerne liegen geblieben und hätte den Tag mit Sahra im Bett verbracht, doch sie mussten beide langsam wirklich aufstehen. Linda plante heute noch ein Treffen mit ihren beiden Mitverhandlern und seit die Linke sich von Skandal zu Skandal hangelte, schien es so als ob auch Sahra nichts anderes mehr zu tun hatte, als von einer Fraktionssitzung zum nächsten Ausschuss zu rennen.

Für einen Moment legte Linda ihren Kopf auf Sahras Brust ab und lauschte dem Herzschlag der Älteren. "In der Sommerpause machen wir beide erstmal Urlaub. Nur du und ich und unsere Handys bleiben zuhause", sagte sie schließlich leise. Sahra lächelte breit. "Wohin möchtest du denn?", fragte sie und begann mit einer Strähne von Lindas Haar zu spielen. "Egal. Hauptsache du bist dabei", flüsterte Linda und hob den Kopf. Wieder einmal spürte sie dieses Flattern im Bauch, wenn sie Sahra ansah. Diese überwältigende Vertrautheit und Zuneigung.

"Für dich würde ich sogar Urlaub in Kassel machen", sagte Sahra grinsend und küsste Linda wieder. "Solange ich mit dir zusammen bin, sieht jede Stadt aus wie Paris."

Die Lippen der beiden Frauen trafen sich abermals. Mit Schwung drehte Sahra sich wieder so, dass sie nun über Linda kniete. Grinsend sah diese zu ihr auf. Worte konnten nicht beschreiben wie Sahra sich fühlte seit sie mit Linda zusammen war. Jeder Blick, jeder Kuss schien ihre Welt tagtäglich in neue, intensive Farben zu tauchen. Der Himmel war blauer, das Gras grüner und der Automaten-Kaffee im Bundestag schmeckte wie frisch aus Italien.

Eine Weile sah Sahra nur in Lindas blau-graue Augen, diese Augen, in die sie stundenlang starren konnte und genoss das Gefühl, welches sich in ihr breit machte. Sie spürte wie sich ein Lächeln auf ihr Gesicht stahl. "Was ist los?", fragte Linda grinsend und strich Sahra die Haare aus dem Gesicht. Diese schloss kurz die Augen, als Lindas Hand ihre Wange strich, sah sie gleich darauf aber wieder an.

Heutzutage ging man viel zu inflationär mit seinen Gefühlen um, befand Sahra. Alle zwei Wochen traf man jemanden und es war angeblich die große Liebe. Auch sie blickte auf viele Affären und zwei gescheiterte Ehen zurück. Von ihrem ersten Kuss im Alter von 9, bis hin zu ihrer zweiten Hochzeit mit 45 hatte sie jedoch noch nie so etwas erlebt wie mit Linda. Bei ihr zu sein war wie ein nie enden wollender Rausch, von dem sie nicht genug bekam. Linda war ihr Ecstasy und noch nie hatte Sahra das so große Bedürfnis gehabt ihre folgenden Worte auszusprechen wie gerade in diesem Moment, während sie Linda in die blau-grauen Augen sah. "Ich liebe dich", flüsterte Sahra grinsend und spürte wie sie rot wurde.

Linda blinzelte und ihre Augen begannen verdächtig zu glitzern. Mit dem Zeigefinger hob sie Sahras Kinn an und sagte: "Du bist das Beste was mir je passiert ist, Sahra." Einen Moment sah sie in die samtbraunen Augen der Frau über ihr und lächelte. "Ich liebe dich so sehr, mein Schatz." Lindas Stimme klang bei ihren letzten Worten recht brüchig und anstatt weiter zu sprechen, zog sie Sahra wieder in einen innigen Kuss.

Irgendwo in BerlinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt