23 - Living next door to Alice

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Linda hielt den Atem an und sah gespannt in die Runde. Ricarda und Robert nickten. Katrin lächelte zufrieden. Lars und Kevin tauschten einen langen Blick. Konstantin hatte vor Aufregung Gydes Hand unter dem Tisch ergriffen. Lars Klingbeil schloss die Augen und nickte langsam. "In Ordnung", sagte er und richtete seinen Blick wieder auf Linda. "Ich denke das ist ein Kompromiss, mit dem man leben kann."

Die Erleichterung, die Linda durchströmte, hatte sie zuletzt empfunden, als die FDP 2017 wieder in den Bundestag eingezogen war. Sie hatten es geschafft. Die Differenzen zwischen den Regierungsparteien schienen überwunden. "Großartig!", rief Konstantin und klatschte in die Hände. "Ich bin mal so frei und fasse zusammen: Die FDP bleibt Koalitionspartner. Alle Parteien sichern zu im Bündnis zu bleiben und Probleme im Koalitionsausschuss zu erörtern. Dafür kümmern wir uns darum, dass Christian sich zusammenreißt und seine Egotrips unterlässt." Robert räusperte sich und fügte hinzu: "Und Wissing darf gerne auf eine ökologischere Schiene gebracht werden."

"Darum werde ich mich höchstpersönlich kümmern, Robert", säuselte Konstantin zuckersüß. Gyde verdrehte die Augen. Seit Konstantin und Habeck per du waren, war der Niedersachse einfach unerträglich in der Gegenwart des Wirtschaftsministers. Robert grinste breit. "Unsere kleinen Treffen werden mir fehlen", gab er zu und sah in die Runde. Lars Klingbeil, der dem Deal offensichtlich nicht gerne zugestimmt hatte, sah nicht so aus, als ob er Roberts Aussage unterschreiben würde.

Nüchtern betrachtet war es die SPD, die am wenigsten aus dieser Vereinbarung herausschlagen konnte, doch vielleicht hatten Kevin und Lars sich gedacht, dass man bei den aktuellen Umfrage- und Landtagswahlergebnissen der Partei nicht auch noch auf Bundesebene Streit anzetteln sollte.

"Wir sollten das schriftlich festhalten", sagte Gyde und machte sich eine Notiz in ihr Smartphone. "Ich würde eine Art Vertrag mit unserem Ergebnis entwerfen und dann treffen wir uns alle nochmal hier, um zu unterzeichnen." Nun war es an Kevin Kühnert die Augen zu verdrehen. "Wir müssen ja keinen Staatsakt draus machen, oder?", gab er zu bedenken, doch Konstantin schüttelte den Kopf. "Vergiss es. Ich hab die Dinge gerne ordentlich schwarz auf weiß. Das ist eine gute Idee, Gyde."

Kühnert seufzte schwer. "Na meinetwegen. Sieht fast so aus, als ob wir hier fertig wären. Dann würde ich sagen, wir geben Saskia und Olaf Bescheid, oder Lars?" Klingbeil nickte und erhob sich von seinem Stuhl. Nach einem gemurmelten Abschied, verließen die beiden Sozialdemokraten den Raum. Ricarda kicherte. "Die haben jetzt vielleicht miese Laune."

Linda sollte es recht sein. Von der SPD hielt sie eigentlich nicht besonders viel. Es gab einige interessante Persönlichkeiten, doch politisch gesehen wurde sie auch in der Ampelkoalition nicht mit dieser Partei warm. Irgendetwas fehlte ihr da.

"Ich gehe dann mal Annalena anrufen", verkündete Robert und lächelte nochmals freundlich in die Runde. "Das war wirklich eine nette Runde. Vielleicht kann man das ja mal außerhalb der Arbeitszeit wiederholen", schlug er vor und Linda musste gar nicht zur Seite blicken um zu wissen, dass ihre beiden Parteikollegen natürlich sofort Feuer und Flamme waren.

Auch die verbliebenen Politiker sammelten ihre Unterlagen zusammen und verließen nach und nach den Besprechungsraum. Zuletzt trat Linda auf den Gang und atmete tief durch. "Kommst du mit runter? Wir holen uns einen kleinen Snack", sagte Gyde, die neben Ricarda stand und auf Linda wartete. Gerade wollte die Blondine zusagen, als sie hinter den beiden Frauen, wieder einmal halb in eine große Topfpflanze gedrückt, eine Person erkannte. Meinte diese Frau das ernst?

"Ach, wisst ihr was... geht ohne mich. Ich muss noch was erledigen", sprach sie an Gyde und Ricarda gewandt, die sich daraufhin verabschiedeten.

Linda wartete bis die beiden außer Sichtweite waren, dann trat sie auf die große Topfpflanze zu. "Ihnen ist bewusst, dass Nachstellung strafbar ist, oder?", sagte Linda und verschränkte die Arme vor dem Körper. Alice Weidel trat hinter der Pflanze hervor. "Ich stelle Ihnen nicht nach, ich habe auf Sie gewartet, Teuteberg."

Irgendwo in BerlinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt