Linda zupfte an ihrer blauen Bluse herum. Sie warf ein paar sehr unvorteilhafte Falten, aber da sie die vergangene Nacht bei Katja verbracht hatte und keine Wechsel Klamotten dabei hatte, musste sie damit wohl klarkommen.
„Willst du eigentlich darüber reden?", fragte Katja und sah Linda aufmerksam an, während sie ihr einen großen Becher Kaffee reichte. Die beiden standen bereits in der Messehalle, die sich langsam füllte und warteten auf den Beginn der letzten Reden und Beschlüsse des Parteitags. „Über diese Frau, meine ich", fügte Katja hinzu.
Linda seufzte in ihre Tasse und nahm einen großen Schluck. Katja war vielleicht nicht die richtige Person mit der sie über Sahra reden sollte. Das kam ihr Katja gegenüber falsch vor. Aber andererseits würde sie Linda vielleicht besser verstehen als sonst jemand, mit dem sie befreundet war. Es war nochmal ein anderer Blickwinkel als der von Gyde.
„Das ist nicht so einfach. Sie ist verheiratet und zwar mit einem Mann und auch, wenn es Anzeichen gibt, dass sie mich mag, weiß ich nicht, ob ich gegen ihn eine Chance habe." Niemals hätte Linda gedacht, dass sie eines Tages noch in Frage stellen würde, ob sie es mit Oskar Lafontaine aufnehmen konnte oder nicht.
„Weißt du, Linda. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ein Ehemann nicht unbedingt ein Hindernis darstellt", sagte Katja vorsichtig und stieß die Blondine grinsend mit dem Ellenbogen an. Auch Linda musste kurz lachen. Da hatte sie wohl recht.
Linda lehnte sich gegen eine Säule und überlegte kurz. „Woher hast du es bei mir gewusst? Also dass ich dich... mochte." Linda wurde bei diesen Worten rot. Katja zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht. Ich selbst war schon eine ganze Weile ziemlich verknallt in dich", Katja lachte und sie legte dabei ihre Hand auf Lindas Hüfte ab. Trotz ihrer Entscheidung in der vergangenen Nacht genoß Linda jede Berührung Katjas und auch der alten Vertrautheit hatte das Ereignis nicht geschadet.
„Letztendlich wusste ich einfach, dass es an diesem Abend in Hamburg passieren würde. Du hast mich ja dann auch nicht enttäuscht, fairer Weise muss man auch sagen, dass das Ganze ja von dir ausging." Linda lachte empört auf. „Du hast mich geküsst, meine Liebe!" Katja grinste und verdrehte die Augen. „Du hast mir keine Wahl gelassen, Linda!" Katja warf ihre Haare zurück und überlegte nochmal kurz. „Hm, aber wann ich gemerkt habe, dass es nicht nur ein Spiel war zwischen uns? Keine Ahnung. Irgendwann bin ich neben dir aufgewacht und... wusste es einfach. Ich hatte da einfach dieses Bauchgefühl."
Linda antwortete nicht. Ja, Katja und sie waren irgendwie in ihre Beziehung reingewachsen. Aber mit Sahra war es vollkommen anders. Wieder bereute sie, dass sie Sahra nicht einfach geküsst hatte. Wie sollte sie jetzt nochmal die Gelegenheit dazu bekommen?
Kurz glitten ihre Gedanken ab zu jenem Abend in Hamburg und sie lächelte wehmütig.
*** November 2018 ***
Linda saß mit Christian, Johannes, Katja und einigen Leuten aus ihrem Team in der kleinen Hotelbar. Sie hatten in der Hansestadt eine Reihe von Wahlkampfauftritten zur Europawahl begonnen und waren alle euphorisch bei dem Gedanken an die Wahlkampfzeit.Katja stütze den Kopf auf ihren Arm, der wiederum auf der Lehne der Bank ruhte, auf der Linda und sie saßen. Sie grinste der Blondine zu und Linda konnte einfach nicht anders als das Lächeln zu erwidern.
„Mir ist langweilig, Linda", quengelte Katja. Sie alle hatten schon 1-2 Gläser getrunken.Linda hob fragend die Augenbrauen. „Und was schlägst du vor?" Katja richtete sich auf und hielt ihr eine Hand in. „Tequila für alle! Das ist mein Vorschlag. Komm mit!"
Linda folgte Katja an die Bar und half ihr Shots für die Gruppe zu organisieren. Normalerweise war Linda keine Schnaps-Trinkerin. Wein ja, immer gerne, ebenso wie Sekt oder Champagner, wenn Christian mal wieder meinte man bräuchte welchen. Sogar ein Bier in der Sonne war ihr lieber als Schnaps, aber hey, das hier war der Wahlkampfauftakt und wie hatte ihr Opa immer gesagt? So jung kommen wir nicht mehr zusammen!
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Irgendwo in Berlin
FanficLindas Karriere scheint am Ende zu sein. Von Christian in die zweite Reihe der FDP gedrängt, sieht sie sich jetzt auch noch mit dem Ende ihrer Ehe konfrontiert. Neben politischen Intrigen, ihrer neuen Freundschaft zu einer linken Politikerin und ve...