In Lindas Kopf begann es schmerzhaft zu pochen. Müde rieb sie sich die Schläfen und warf einen Blick in die Tasse vor ihr. Leer. Es war ihr vierter Kaffee heute gewesen, doch müde war sie noch immer.
Vor ihrem Bürofenster tobte ein handfester Sturm aus Schneeregen, in ihrem Büro tobte Christian Lindner. "Und hast du dir das mal angesehen, was die von mir wollen? Ich bin doch nicht der Sugar-Daddy der Nation! Wenn wir wenigstens eine Gegenleistung kriegen würden, aber nein, dafür sollen die Mittel des Verkehrsministeriums gekürzt werden!"
Kurz vor Ende des Jahres, war im Kabinett erneut ein heftiger Streit ausgebrochen. Auf einmal passte vor allem der SPD der beschlossene Bundeshaushalt für das kommende Jahr nicht mehr. Auffallend war, dass zur Finanzierung mehrere sozialer Projekte ausgerechnet das Geld für einige Vorhaben der Grünen und der FDP gekürzt werden sollte.
Ricarda Lang war am Vormittag schon bei Linda gewesen, um sich nach der Position der FDP zu erkundigen. Die SPD hatte unverständlicherweise auch stark bei den Ausgaben für Klimaschutzvorhaben gekürzt. "Grundsätzlich ist das, was die SPD da plant eine super Idee", hatte Ricarda gesagt. "Aber die Ausführung ist komplett undurchdacht und ich sehe nicht ein, warum wir am Klimaschutz sparen sollen, wenn wir hundert andere sinnlose Posten haben, bei denen man Geld einsparen könnte!" So unterschiedlich ihre Gründe auch waren, zufrieden war mit den Änderungsvorschlägen niemand.
"Da kann ich die Kohle gleich vor dem Willy-Brandt-Haus abladen und verbrennen, da wäre sie sinnvoller investiert!", wütete Lindner derweil weiter. Linda riss sich zusammen und straffte die mittlerweile auch schmerzenden Schultern. Oh, wenn diese Woche nur bald zu Ende gehen würde. Sie wollte sich doch nur dick eingepackt auf einen Weihnachtsmarkt stellen und Glühwein trinken. Stattdessen musste sie sich hiermit herumschlagen. Hinzu kam, dass sie in den letzten 10 Tagen in jeder halbwegs großen Stadt auf einen FDP-Empfang zum Jahresende auftauchen musste. Sahra hatte sie kaum gesehen und mittlerweile hatte sie das Gefühl eher im ICE zu leben, als in Potsdam.
"Denen muss doch auch klar sein, dass wir dem nicht zustimmen können. Wir machen uns vor unseren Wählern doch komplett lächerlich", sagte Linda. Christian nickte heftig. "Das ist reine Schikane von denen! Ich sag es dir, diese Ampel ist..." Was genau Christian mittlerweile von der Ampel hielt erfuhr Linda nicht mehr, denn es klopfte an ihrer Tür. Lindner öffnete.
"Ah, Christian. Hallo Linda! Na dann komme ich ja zur rechten Zeit", sagte Otto Fricke und trat ein. "Ich denke es geht um diesen interessanten Änderungsvorschlag, der dem Haushaltsausschuss heute zugegangen ist?", erkundigte er sich, während er sich vor Linda in einen Stuhl fallen ließ. Diese nickte und Christian brach in einem weiteren Schwall Beschwerden aus.
Otto warf einen kritischen Blick auf den ehemaligen Parteivorsitzenden, wandte sich dann aber an Linda. "Was soll das? Olaf und Co muss doch klar sein, dass der Ausschuss dazu raten wird die Änderungen abzulehnen. Bis auf einige Kollegen der Linken findet jeder den Vorschlag komplett idiotisch. Naja, mit der AfD hab ich nicht gesprochen und die sind sowieso unberechenbar in ihrem Abstimmverhalten, aber Grüne, Union und wir... Die Änderung geht doch unter keinen Umständen durch!"
"Reines Machtspiel von denen! Wollen den Juniorpartnern einmal zeigen, wer die größere Fraktionsstärke hat! Was kommt dann als nächstes? Vermögenssteuer für alle, die nicht auf Sozialhilfe angewiesen sind?", wütete Christian weiter im Hintergrund.
Linda lächelte ihren Finanzminister schief an. "Bei allen juristischen Feinheiten, die man dabei beachten muss, DAS wäre auf jeden Fall verfassungswidrig." Christian blieb stehen und sah Linda frustriert an. "Wie kannst du dabei eigentlich so ruhig bleiben?"
Die Wahrheit war, dass ihr einfach die Energie fehlte sich jetzt auch noch darüber aufzuregen. "Was bringt es denn, wenn ich mich aufrege? Außerdem muss eine ja einen kühlen Kopf bewahren. Ich frage mich nur, wie SPD so leichtfertig den Koalitionsfrieden aufs Spiel setzen kann."
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Irgendwo in Berlin
FanficLindas Karriere scheint am Ende zu sein. Von Christian in die zweite Reihe der FDP gedrängt, sieht sie sich jetzt auch noch mit dem Ende ihrer Ehe konfrontiert. Neben politischen Intrigen, ihrer neuen Freundschaft zu einer linken Politikerin und ve...