Linda stand da und knetete ihre Finger. Sie war nervös. Immer wieder liefen AfD-Politiker mit abschätzigen Blick an ihr vorbei. Vermutlich fragten sie sich, was genau diese Frau von der FDP hier wollte. Zögernd blickte Linda auf die Tür am Ende des Ganges. Alice Weidels Büro.
Seit Weidel ihr gedroht hatte, sie würde Lindas "Neigung" für Frauen öffentlich machen, hatte die Liberale sich den Kopf darüber zerbrochen, wie sie der Populistin zuvor kommen sollte. Jetzt hatte sie sich einen Plan zurecht gelegt. Sahra hatte noch immer Vorbehalte gegen Lindas Idee, doch Gyde, Katja und zuletzt auch Baerbock hatten Linda in ihrem Tun bestärkt. Annalena hatte zwar keine Ahnung davon was Linda der Welt mitzuteilen hatte, jedoch hatte ihr Überfall vor einigen Wochen einige Denkprozesse in Linda angestoßen.
Die Außenministerin hatte Recht. Wenn sie wollte, dann konnte ihr diese Partei gehören. Sie hatte das Zeug dazu Parteivorsitzende zu werden. Sie könnte etwas verändern und sie könnte zusammen mit Baerbock regieren, auch wenn das eine grüne Kanzlerin zur Folge hätte.
Linda lächelte in sich hinein. Bundeskanzlerin Linda Teuteberg klang eigentlich auch ganz nett, aber das würde wohl immer eine Utopie bleiben. Der Tag, an dem die FDP eine Kanzlerin stellte, war auch der Tag, an dem Sahra die Lifestyle-Linken für ihren Einsatz loben würde.
Linda hatte die von Weidel gesetzte Frist bis zum Ende ausgereizt. Die parlamentarische Sommerpause war nicht mehr weit und morgen früh um 8 war eine Pressekonferenz angesetzt, auf der der Koalitionskrisenstab sein Ergebnis präsentierte. Da dieses nicht Neuwahlen lautete, würde Weidel vermutlich recht unzufrieden sein. Heute war Lindas letzte Chance Weidel zuvorzukommen.
Die Liberale schloss die Augen. Sie dachte an Sahra. Klammerte sich an den Gedanken, dass sie in wenigen Wochen irgendwo in Südtirol Urlaub mit ihr machen würde, hielt sich daran fest, dass Sahra heute Abend zu ihr kommen würde, ganz egal wie diese Sache ausging, ganz egal wie die Gesellschaft Lindas Outing aufnehmen würde: morgen Früh würde sie noch immer in Sahras Armen aufwachen.
Sie atmete nochmals tief durch, dann trat Linda auf Weidels Bürotür zu. Sie klopfte an, wartete jedoch nicht auf Alice Antwort. Entschlossen öffnete Linda die Tür und trat ein.
"Frau Weidel, entschuldigen Sie die Störung, aber ich glaube wir beide müssen uns..." Linda brach ab und starrte die Weidel an, die inmitten ihres Büro stands. Zu Lindas Überraschung trug sie ihr weißes Poloshirt nicht am Körper, sondern hielt es in der Hand. "Wollen Sie ein Foto machen Teuteberg? Oder hätten Sie zumindest die Güte die Tür zu schließen? Bevorzugt von Außen", blaffte Weidel sie an und zog sich das Shirt über.
Linda schloss die Tür. Allerdings von Innen. "Beeindruckender Körperbau, Weidel. Fitnessstudio oder Krafttraining mit Ihrer Wehrsportgruppe? Allerdings fragwürdig, warum Sie halbnackt im Büro rumrennen", sagte sie trocken. "Witzig", erwiderte Weidel. "Nicht, dass es Sie etwas angeht, aber ich habe noch einen Termin und wollte bügeln. Das Polo ist ungebügelt." Linda nickte verstehend und setzte sich dann unaufgefordert in einen Stuhl vor Weidels Schreibtisch.
Von dieser Dreistigkeit offensichtlich genervt nahm auch Weidel hinter ihrem Schreibtisch platz und sah Linda forschend an. "Was wollen Sie, Teuteberg?", fragte sie schließlich. "Mit Ihnen über Ihre... Anfrage an mich sprechen", sagte Linda.
Weidel horchte auf. "Und was haben Sie zu sagen?" Linda lächelte Alice zuckersüß an. "Wissen Sie was das Problem bei Erpressern ist? Wenn man ihnen einmal gibt was man will, dann fordern sie immer mehr. Als Sie das damals mit Katja und mir herausgefunden haben, da lief es letztendlich nicht so wie Sie es geplant hatten, aber ich habe meinen Job verloren und für Katja war es der letze Tropfen, der das Fass zum überlaufen gebracht hat und sie zum hinschmeißen bewegt hat. Sie waren stocksauer, wenn ich mich richtig erinnere, aber mir scheint, Sie haben auch etwas daraus gelernt, nicht wahr?" Linda sah Alice herausfordernd an. Diese schwieg und wartete ab, was Linda noch zu sagen hatte.
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Irgendwo in Berlin
FanfictionLindas Karriere scheint am Ende zu sein. Von Christian in die zweite Reihe der FDP gedrängt, sieht sie sich jetzt auch noch mit dem Ende ihrer Ehe konfrontiert. Neben politischen Intrigen, ihrer neuen Freundschaft zu einer linken Politikerin und ve...