50 - Ein Alt auf alte Liebe

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"Und wer macht's?", rief Marie-Agnes Strack-Zimmermann in die Menge. "MASZ macht's!", rief die Menge zurück. Linda konnte nur noch breit grinsen. Düsseldorf lag Marie-Agnes zu Füßen und sie alle wussten es. Sie warf Christian einen Seitenblick zu, der ebenfalls sehr glücklich aussah. Jetzt noch ihr großer Wahlkampfabschluss und dann lag die Zukunft Deutschlands in den Händen der Wähler.

11 Wochen waren seit Olafs Vertrauensfrage vergangen. Drei Wochen hatte es allein gedauert bis Steinmeier den Bundestag aufgelöst und Neuwahlen festgesetzt hatte. Der Versuch der Union, Merz in der Zwischenzeit zum Kanzler zu wählen, war krachend gescheitert. Entgegen Dorothees Hoffnungen, hatte die Union aber dennoch Merz statt Söder ins Rennen um das Kanzleramt geschickt. Die CSU-Abgeordneten sahen seitdem zwar recht bedröppelt aus, überwanden ihr aus diesem anti-bajuwarischen Vorgehen resultierendes Trauma aber zusehends.

Die SPD hatte, wie erwartet, nochmals Olaf als Kandidaten nominiert. Es lief mäßig für ihn, doch er biss sich durch. Der Wahlkampf der AfD glich einem Schlachtfeld, denn nachdem sie schon aus diversen Landesparlamenten geflogen waren, war die Angst die 5 Prozent auch bundesweit zu verfehlen groß. In jeder Talkshow, in die sie noch eingeladen wurde, zeigte Alice Weidel sich von ihrer besten Seite und zwang sich sogar kritischen Fragen stand zu halten, ohne das Studio zu verlassen.

Die Linke schien etwas planvoller zu handeln. Sie wollten sich wohl nicht zu sehr auf ihr Glück verlassen und nochmal nur knapp durch ihre Direktmandate in den Bundestag einziehen. Doch trotz all der vermeintlichen Harmonie, hatte es zu Beginn des Wahlkampfes einen kleinen Eklat gegeben, als bekannt wurde, dass Sahra Wagenknecht nun doch noch ein weiteres Mal auf Platz 1 der NRW-Landesliste antrat. Linda hatte das doch ein wenig überrascht, denn Sahra hatte ihr ja noch erzählt, dass sie über die Politik-Rente nachdachte. Offiziell begründet wurde Sahras erneute Kandidatur mit dem Mangel an geeigneten Nachfolgerinnen. Linda jedoch war sich sicher, dass Sahra einfach noch nicht gehen wollte.

Bei den Grünen war die Situation etwas verzwickter gewesen. Natürlich stellten auch sie wieder einen Kanzlerkandidaten, doch wer es machen sollte, Annalena oder Robert, war wieder heiß diskutiert worden. Letztendlich hatte diesmal Annalena auf die Kandidatur verzichtet. Natürlich war sofort gemutmaßt worden, dass die Grünen bei diesem wichtigen Wahlkampf jegliche Zwischenfällen, die es während der letzten Bundestagswahl gegeben hatte aus dem Weg gehen wollte, doch Annalena hatte ihrer liberalen Mitbewerberin am Rande einer Wahlkampfveranstaltung im Potsdam versichert, dass sie sich einfach zu sehr in das Amt der Außenministerin verliebt hatte und dieses um keinen Preis aufgeben wollte.

Gyde hatte schon Witze darüber gemacht, dass man im Falle von grün-gelben Koalitionsverhandlungen einfach spaßeshalber mal das Außenministerium fordern sollte, doch Annalena so einen Schrecken einzujagen, das würde Linda niemals übers Herz bringen. Ganz abgesehen davon, dass mögliche Koalitionsverhandlungen viel zu ernst waren, um darüber Witze zu reißen.

"Ich danke euch allen vielmals, für eure Unterstützung in den letzten Wochen! Nicht nur hier in Düsseldorf, sondern auch anderswo. Am kommenden Sonntag heißt es zwei Stimmen für die FDP, für eine starke liberale Stimme. Lasst uns gemeinsam Neues wagen!", schloss Marie-Agnes ihre Veranstaltung.

Linda applaudierte entgegen ihrer sonstigen Gewohnheit kräftig und lächelte StraZi breit an, als sie ihr entgegen kam. Gemeinsam verließen sie die Bühne.

Es begann das übliche Spiel. Fans und Unterstützer, die Selfies schießen wollten, wobei Christian zähneknirschend feststellen musste, dass Linda ihm in nichts nachstand, was die Fotowünsche anging, Journalisten, die ihre Fragen stellten, Bürger, die direkte Nachfragen hatten.

Linda war froh, als sie sich nach einer guten Stunde endlich mal einige Meter von der Menge absetzten konnte. Erschöpft ließ sie sich auf dem Schutzblech eines Anhängers nieder Und atmete tief durch. Geschafft. Ein Blick auf ihr Telefon verriet ihr, dass auch bei der zweiten Wahlkampfveranstaltung, die heute stattfand, soweit alles gut gelaufen war. Gyde und Konstantin befanden sich gerade am Bodensee, zusammen mit Ann-Veruschka Jurisch.

Irgendwo in BerlinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt